Überwinterung tropischer Seerosen/Tuberproduktion

Seerosenfarm

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Hallo,

ich habe vor ein paar Wochen mal ein Experiment gestartet, weil ich die tropischen Seerosen bei uns in diesem Jahr so toll finde, dass ich sie nicht auf den Kompost werfen will. dabei geht es darum, Tuber zu produzieren, die man später im Kühlschrank einlagern kann. Da viele von uns einfach keinen Platz und auch kein Gewächshaus oder Wintergarten haben, in denen die tropischen Seerosen problemlos überwintert werden können, hier die Methode, wie man sie effizient über den Winter bringen kann.

Also, los geht's

Schritt 1: Will man aus einer solchen, gut ernährten Pflanze, wie aus dem ersten Bild, die aus einem Rhizom wächst eine Überwinterungsknolle (Tuber) ziehen, kann man folgendermaßen vorgehen: Nehmen Sie die Pflanze aus dem Topf, schneiden Sie alle Blüten ab, waschen Sie die Wurzeln aus, ohne diese zu beschädigen. Damit setzen Sie die Pflanze unter Stress, was wichtig für die Tuber-Produktion ist.

Schritt 2: Nach dem Waschen werden Sie solche Rhizome vorfinden. Diese sind einer kühlen Überwinterung noch nicht hilfreich, denn sie sind schwammig weich und könnten schnell wegfaulen. Haben Sie die Pflanzen so ausgewaschen, lassen Sie sie für ein paar Wochen so im Teich treiben. Die Pflanze wird anfangen Blätter abzuwerfen und die Wurzeln verrotten langsam. Kontrollieren Sie die Pflanze wöchentlich! Entfernen Sie verottetes Laub und Wurzeln.

Schritt 3: Der Stress-Prozess verläuft über mehrere Wochen. Wir haben nach ca 5 Wochen beobachtet, dass auch die schwammigen Rhizome bis fast zur Krone der Pflanze wegfaulen. Das verrottete Gewebe sollte auch entfernt werden, wenn es sich leicht vom Rest der Pflanze lösen lässt. Bitte keine Gewalt dabei anwenden. Sollte sich das Rhizom nicht entfernen lassen, so ist es noch intakt. Nach dem Lösen des verrotteten Rhizoms kann man nun unter der Krone eine sehr glatte, harte Fläche vorfinden. Dies ist der Ansatz eines Tubers. Lassen Sie die Pflanze weiterhin auf dem Wasser treiben und den Tuber entwickeln. Nach weiteren 3-4 Wochen ist der Tuber so gut entwickelt, dass er sich sehr einfach von der Pflanze lösen lässt.

Schritt 4: Ist der Tuber ausgereift, ist er meist glatt und rund,wie auf dem letzten Bild. Dieser kann nun in bügelfeuchtem Sand nach einem Desinfektionsbad im Kühlschrank eingelagert werden. Zur Desinfektion benutzen wir handelsübliches Chinosol aus der Apotheke. Lassen sie den Tuber ca. 5 Minuten in der Lösung schwimmen, trocken Sie ihn mit einem Papierhandtuch ab und bedecken Sie ihn mit Sand in einem Schraubglas.

Ich hoffe, das hilft bei der Winterfestmachung:D

Christian

king_bo (2).jpg  tuber (3).jpg  tuber.jpg  tuber (7).jpg 
 
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Hi Christian,

vielen Dank für die nützlichen Infos :oki! Ich habe selbst zwar noch keine tropischen Seerosen, spiele aber schon seit Längerem mit dem Gedanken :D.

LG
Ina
 
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Hallo,

wenn es insgesamt 8 - 9 Wochen dauert, bis sich ein Tuber gebildet hat, dann müsste man sich schon recht früh von seiner Seerose trennen. Vielleicht lässt sich ein Teil des Prozesses in die Wohnung verlagern. Die Blätter sterben so nach und nach ab und wenn die Pflanze in einen Eimer passt, könnte man sie nach drinnen holen. Oder treibt sie dann gleich wieder aus?

Geht das mit der Tuberbildung eigentlich auch bei den Nachtblühern (Subgenus Lotos)?

Viele Grüße,
Kai
 
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Hi Kai,

ob es in der Wohnugn funktioniert, das weiß ich leider nicht. Prinzipiell spricht ja aber nichts dagegen. Bei Nachtblühern funktioniert es sogar noch besser, meine ich. Da habe ich schon ordentliche Tuber bekommen.

Leider ist die Methode sehr zeitaufwändig und man muss bereit sein eine Pflanze zu "opfern" Dafür hat man ja im nächsten Frühjahr Gelegenheit, gleich mehrere Pflanzen aus dem Tuber zu bekommen.

Christian:D
 
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Hallo,

die Knollenbildung bei tropischen Seerosen dient dazu der Seerose das Überleben bei widrigen Bedingungen zu ermöglichen und gleichzeitig die Verbreitung der Pflanze zu ermöglichen. In den Tropen sind die üblichen Widrigkeiten Dürre und Hochwasser. Hochwasser kann die Pflanze herausreissen und mit sich nehmen. Wie Christian beschrieben hat setzt dann die Knollenbildung ein. Die Stiele und Blätter lösen sich auf und die relativ schwere Knolle sinkt dann ab und mit etwas Glück tut sie das an einem günstigen Standort wo sie wieder austreiben und eine neue Kolonie gründen kann.

Der eigentliche Auslöser zur Knollenbildung ist dabei das fast vollständige Fehlen von Nährstoffen. Deswegen ist es auch möglich eine tropische Seerose über die Düngergabe so zu steuern, dass sie eine Knolle entwickelt. Wenn man richtig dosiert, reicht die Düngermenge aus die Pflanze erst blühen zu lassen und danach das Blühen von sich aus zu beenden und eine Knolle zu entwickeln.

Die Knollenbildung setzt auch dann ein wenn das Gewässer langsam austrocknet. In diesem Fall braucht die Pflanze eine trockenheitsresistente Form um die Dürrephase zu überstehen, und das ist wieder die Knolle. Das ist auch die früher übliche Form um die Seerose zur Knollenbildung zu zwingen. Nach der Blüte hat man früher einfach den Topf aus dem Becken genommen und langsam unterm Gewächshaustisch (also im Schatten) auf dem Kopf stehend austrocknen lassen.

Einige tropische Seerosen reagieren auch auf fallende Wassertemperaturen mit einer Knollenbildung, vor allem Sorten die Nymphaea ampla in ihrem Stammbaum haben.

Das Problem bei allen Methoden liegt in der Zeit die benötigt wird. Ausser bei der Knollenbildung durch fallende Wassertemperaturen, benötigt die Pflanze dazu immer Wärme und sehr viel Licht. Mit anderen Worten: es ist nur im Sommer möglich, spätestens im September müssen die Knollen fertig ausgebildet sein. Wenn man die Seerose erst nach den Eisheiligen setzen kann wird die Zeit extrem knapp um sowohl Blüten als auch Knollen von der selben Pflanze in einer Saison zu bekommen.

Ich sehe da auch nur zwei Möglichkeiten: entweder mit zwei Pflanzen arbeiten, eine bestens mit Nährstoffen versorgte zum Blühen und die andere ausgehungert zur Knollenbildung, oder die tropische Seerose einfach als Einjahrsblume behandeln. In den USA werden tropische Seerosen überwiegend als Einjahrsblumen betrachtet. Sicher sind sie nicht ganz billig, aber ein schöner Blumenstrauß kostet genauso viel und hält keine zwei Wochen während man die tropische Seerose etliche Monate lang hat.
 
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Danke für die ausführliche Version, Werner:)

Meinst Du, die Pflanzen auf dem 3. Bild könnte ich noch zur festen Knolle stimulieren? Ich habe sie jetzt im Folienhaus schwimmen.

Christian
 
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Hallo Christian,

mit Heizung und Zusatzbeleuchtung wird es noch gehen.
 
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Hallo zusammen,

dieser Thread ist zwar von 2010, aber meine Frage passt hier gut dazu, wie ich denke.

Ich habe vor einigen Tagen einen Kübel mit Laichkraut aus dem Teich entfernt und bin beim Auslichten auf etwa 25 Überwinterungsknollen tropischer Seerosen gestoßen. Sie waren ganz hart, hatten aber keine Wurzeln, wie von Christian beschrieben. Hier ein Foto meiner Knollen - Ernte:

DSCF3321.jpg 

Ich kann mir zwar vorstellen, dass sich im Lauf der Jahre einige Kindeln meiner tropischen Seerosen in dem Kübel angesiedelt haben, aber die Anzahl und die Größe der Knollen irritiert mich doch sehr, wenn meine Annahme richtig ist, dass jede Pflanze, wenn überhaupt, nur eine Knolle ausbildet.

Da ich nicht so recht wusste, was ich mit den Knollen nun anfangen sollte, habe ich sie in einem Becher einfach nur mit Wasser bedeckt. Heute habe ich jedoch gesehen, dass fast alle Knollen schon nach den wenigen Tagen im Wasser zu treiben beginnen, wie auf dem Foto ansatzweise zu sehen ist.

DSCF3387.JPG 

Meine Frage: Wie kann oder soll ich mit den austreibenden Knollen umgehen? Kann ich sie einfach in den Teich werfen? Es ist noch sehr heiß hier auf Paros, das Teichwasser hat gut 30°.

Mit lieben Grüßen aus Paros
Elfriede
 
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Hallo Elfriede,

ich würde die Knollen an Deiner Stelle topfen. Offensichtlich ist das Becken warm genug, dass sie den Winter dort überstehen.
 
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Danke Werner,

das werde ich gleich heute machen.
Ja, das Wasser ist sicher noch bis November warm genug.

Mit lieben Grüßen
Elfriede
 

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