Der schwimmende Patient

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Hey,

ich habe einen sehr interessanten Artikel über die Operation an einem Koi mit einem Tumor gelesen.

Zeitschrift "Natur und Kosmos" Februar 2004 Seite 44 von Serge Debrebant

Titel wie oben.

Wenn jamand Intersse hat, dann soll er mir eine Nachricht schicken.

Die Zeitschrift lag beim Zahnklempner und ich habe die Zeite herausgerissen.
 
Ich habe leider den Text nicht mehr. Ich hatte den Inhalt des Beitrages innerhalb einer PN an mich selbst geschickt und diese eingegangene Nachricht im Archiv abgelegt.

Die ursprüngliche Datei habe ich versehentlich gelöscht.

Auf das Archiv kann ich nicht mehr zugreifen, da mein Account nicht mehr aktiv ist.

Der Text müßte bei rainthanner, bzw. Webmaster vorhanden sein.

Tut mir Leid, aber das Angebot steht seit mehr als 10 Tagen - ausverkauft.

Gruß Gunter
 
Hallo,

Gunter hat mir den Artikel gesendet und hier ist er nun für alle:

Titel:
Der schwimmende Patient

Untertitel:
Für Ihre Besitzer sind Koi – Karpfen ganz besondere Fische – der stilvollste
Teich und die aufwändigste Pflege sind gerade gut genug.

Bilduntertitel:
Koi oder Nishigikoi bedeutet „Karpfen im schönen Kleid“. Wenn die Fische
krank werden kann eine Operation leicht 400 Euro kosten.

Text:
Seit zwei Wochen klafft auf der Seite des Fisches eine Fistel von der Größe
eine 20-Cent-Münze. Ein Tumor drückt von innen, wie schon einmal vor vier
Monaten. Damals hatte der Arzt den Krebs entfernt und die Wunde genäht. Morgen
muß der Patient wieder unters Messer.
Er ist ein Koi, ein japanischer Zierkarpfen, sein Krankenbett ein
Krankenbecken, sein Arzt der Tiermediziner Werner Hoedt, der in Rosenheim eine Praxis
für Koi betreibt.
Seine Patienten tragen japanische Namen, die dem Kenner etwas über die
Färbung und damit über den Marktwert sagen. Für Fische mit seltenem Muster zahlen
Liebhaber bis zu mehreren 100 000 Euro.

Der Koi mit dem Tumor ist ein gelbbrauner so genannter Chagoi – fünf Jahre
alt und 48 cm groß. Gesund wäre er 300 Euro wert. Neben den Krebspatienten hat
Hoedt zurzeit noch fünf andere edle Fische zur Beobachtung. So etwa einen
Doitsu, einen fast schuppenlosen Koi, der einzige Überlebende eines mit
Parasiten verseuchten Teiches, und einen schwarzroten Kin Hi Utsuri, der unter einer
Warze leidet.

Der Chagoi soll morgen in der Rosenheimer Tierklinik operiert werden.
„Dieser Koi ist mein Lieblingsfisch“, sagt der Tierarzt. „Er ist handzahm und immer
gut drauf.“ Er bedauert das er den Tumor nicht ganz herausgeschnitten hat.

Seine Vorliebe für Fische begann bereits als Kind. Damals hatte er ein
Aquarium, und mit drei Jahren begann er zu angeln. Seitdem beschäftigt er sich mit
der Ichthyologie, der Lehre von den Fischen.

Hoedts Handy klingelt – ein Koi-Halter aus Münchens Nobelviertel Grünwald.
Ihm gehört der Kin Hi Utsuri. Nun leidet ein anderer Koi in seinem Teich unter
Atemnot. Zwei Stunden später ist Hoedt in Grünwald. Der Garten der Villa ist
japanisch angehaucht: Bambus, eine Quelle und 50-jährige Gartenbonsais. Im
Teich schwimmen 22 Kois. Die teuersten sind 3.000 Euro wert.
„Das ist einer meiner reichsten Kunden“, flüstert Hoedt während er sich
seinen Kittel überstreift und bittet: „Keine Namen.“ Viele Koi-Besitzer haben
Angst vor Dieben.

Der Patient ist ein 70 Zentimeter langes weiß-rot-schwarzes
Taisho-Sanke-Weibchen. Es schwimmt häufig zur Wasseroberfläche und schluckt. Der Besitzer
vermutet Atemnot, Hoedt lediglich Spiellust.
Trotzdem fischt er den Koi aus dem Teich und legt ihn in eine Wanne, in der
Wasser mit einem Betäubungsmittel vermengt ist. Der Fisch hört schnell auf zu
zappeln. Hoedt nimmt einen Kiemenabstrich, den unter dem Mikroskop auf
Bakterien und Parasiten prüft, die häufigsten Krankheitsursachen.
Aber er findet nichts – der Fisch ist gesund.

Doch sind Hoedts Fälle nicht immer so einfach. Am nächsten Tag liegt der
handzahme Chagoi mit dem Tumor in der Tierklinik auf dem Operationstisch. Bis zu
30 Minuten kann ein Koi außerhalb des Wassers überleben. Hoedt hält den
Fisch fest und ein Kollege operiert. Mit dem Finger versucht er den Tumor zu
ertasten, und schneidet vom After Richtung Kopf. Krebsgewebe verdecken die
Organe. Es ist bereits mit Leber, Darm und Schwimmblase verwachsen und
hühnereigroß.

„Wenn er Metastasen hat, kann man wahrscheinlich nichts mehr machen“,
schätzt der Operateur. Mit einer Schere versucht er die Geschwulst vom Darm zu
trennen. Vergeblich. „Der Enddarm ist teilweise zerstört. Was sollen wir machen?“
fragt er und weiß bereits die Antwort.

Hoedts Helferin füllt eine Spritze mit Äther – dreimal soviel wie bei einer
Narkose. Dann spritzt sie das Gift in den Plastiksack, in dem der Chagoi in
die Klinik kam. Hoedt legt den Fisch hinein, wartet, nimmt ihn wieder heraus.
Er führt den Finger in den Schlund – der Schlucktest. Der Koi zuckt kurz.
Nichts mehr. Er ist tot.

SERGE DEBRANDT natur & kosmos Februar 2004 Seite 44


Gruß r.t.
 

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