Fischbesatz - oder - Wenn ein Plan nicht aufgeht....

Sir Vival

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Besatz
Moderlieschen (definitiv zu viele), ein Sonnenbarsch, ein Hecht
Fischbesatz – oder - "Wenn ein Plan nicht aufgeht"



Liebe Teichfreunde


Ich dachte mir, ich teile hier mal meine Erfahrungen zum Thema Fischbesatz und vermeintliche Gegenmaßnahmen mit euch.
Vielleicht kann man ja aus meinen Fehlern lernen…oder zumindest darüber schmunzeln.



Wasser ist für mich immer irgendwie auch mit allen möglichen Lebewesen verbunden, die man im Laufe des Jahres am und im Teich beobachten kann.

Die ersten Jahre habe ich mich brav zurückgehalten und die Natur machen lassen, was eine sehr gute Entscheidung war, denn die Natur kann es definitiv besser als ich.

Nach und nach haben sich verschiedene Tier und auch Pflanzen eingefunden und Leben in das Gewässer gebracht.



Irgendwann wollte ich aber auch Fische beobachten und so durften 2 Sterlets einziehen, die sich auch „sehr gut benommen“ haben und dem Gleichgewicht des Teichs nicht geschadet haben. (Die Sterlets sind mittlerweile bei einem Koihalter eingezogen, da mir die Burschen mit ca 80-90 cm einfach zu groß wurden)

Da Sterlets aber vornehmlich bodennahe unterwegs sind, wurden auch (nur) 20 Moderlieschen eingesetzt um etwas Bewegung in die oberen Wasserzonen zu bringen.

Das hat sich recht rasch als Fehler erwiesen, da diese Fischchen unheimlich brav züchteten und für reichlich Nachwuchs sorgten.

Ich habe ein Bild von einem 100 L Fass eingefügt, dass ca 1/3 der Fische zeigt, die im darauffolgendem Jahr von mir herausgefischt wurden. Natürlich konnten nicht alle Moderlieschen erwischt werden - es blieben ca. 30 Stk im Teich, die sich einfach nicht fangen lassen wollten (wer kann es ihnen verdenken) und natürlich wieder für reichlich Jungfische sorgten.

Lösungsansatz: Ein Sonnenbarsch muss her. Der Fokus lag auch wirklich auf nur EINEM Sonnenbarsch, denn die Tierchen sind ebenso für eine kräftige Zuwachsrate bekannt und ich wollte ja nicht ein Problem mit dem nächsten austauschen.

Ich kann nur sagen, dass mein Sonnenbarsch ein wirklich hübsches Kerlchen ist, aber leider gar nichts gegen die Moderlieschenbrut ausrichten konnte. Ich würde eher sagen, dass der vermeintliche Fischräuber eher auf Insekten steht und denen zu Leibe rückt.

Mein Learning: Sonnenbarsche eignen sich nicht zum Reduzieren von Fischbeständen.

Also musste ein „amtlich bekannter“ Räuber her und das war denn einjähriges Hechtlein.

Wie soft im Leben hat alles seinen Preis….

Natürlich hat das Hechtlein die Fische reduziert, natürlich nur die kleinen, die es auch schlucken konnte. Negative Auswirkung war allerdings, dass ich dieses Jahr nicht einen Molch beobachten konnte und wir hatten wirklich viele Molche im Teich.
Das Hechtlein wuchs mit zunehmender Wassertemperatur und wurde deutlich aktiver. Das Problem war, dass so ein Raubfisch natürlich nur Beutefische einer bestimmten Größe jagt und bei mir mit den kleinen Fischen begann. Die wenigen, größeren Moderlieschen hatten genug Zeit um fleißig Nachwuchs zu produzieren bis sie dem Hecht zum Opfer fielen. Übrig blieben nun 100e oder gar 1000e kleine Fische, die für den Hecht, der nun ca. 40 cm lang war, nicht mehr interessant waren.

Also Hecht fangen und zurück an den Start.

Ganz nebenbei, so ein Hecht ist gar nicht so leicht zu fangen wie man meint. Er durfte diese Woche bei mir ausziehen und in einen größeren Teich eines Fischzüchters einziehen.

Durch mein Eingreifen in ein stabiles Ökosystem habe ich definitiv mehr Schaden als Nutzen gestiftet. Ich wollte auch anmerken, dass die vermeintliche Kontrolle durch Raubfische an anderer Stelle bezahlt werden muss und ein nachhaltiger Erfolg nicht garantiert werden kann.

Ich werde nun wieder mit Kescher und Reusen versuchen die Population zu reduzieren, ich befürchte aber, ganz weg werde ich die Moderlieschen nicht mehr bekommen.

Die Idee mit Raubfischen wird abgeheftet, da ineffizient.



Was würde ich anders machen?

Sterlets haben sich in meinem großen Teich wohlgefühlt und keine Probleme verursacht

Moderlieschen würde ich, aufgrund der hohen Reproduktionsrate nicht mehr einsetzten, ich denke die bessere Wahl wären hier Regenbogenelritzen.

Mein Sonnenbarsch ist kein Brutfischkiller und zum Kurzhalten von Moderlieschenbeständen nicht geeignet – also würde ich keine Sonnenbarsche einsetzten (schon den Libellen zu Liebe)

Raubfische wie Hecht und Zander machen das, was man erwartet und das richtig effektiv, allerdings nur auf bestimmte Beutefischgrößen. Mehrere unterschiedlich große Raubfische würden die gesamte Population der Futterfische bejagen, allerdings auch sich selbst. Der negative Nebeneffekt von Raubfischen war mir zu groß und ich würde keine Raubfische mehr einsetzten.



Aus Fehler und Blödheiten kann man lernen, vor allem wen man sie teilt





Ich wünsche euch ein schönes Wochenende



Michael

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Hallo,
vielen Dank für Deinen höchst interessanten Bericht.
Ich habe letztes Jahr 1250 Moderlieschen eingesetzt, welche sich auch dieses Jahr fleißig vermehrt haben....
Bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt.
Bei mir werden die durch Zwergtaucher, Eisvogel und Libellenlarven reduziert.
Habe mir auch schon Gedanken gemacht, wie ein eventueller Überbestand amphibienfreundlich reduziert werden könnte. Hier sind Reusen aber auch nicht die erste Wahl, weil z.B. Molche leicht hineingeraten und dann ertrinken...

Vielleicht hat ja jemand aus dem Forum eine Patentlösung...

Viele Grüße

Christian
 
Sonnenbarsche sind übrigens seit Kurzem als invasive Art hierzulande verboten.

Meine Moderlieschen vermehren sich auch. Auch die Goldfische sind fleißig. Goldelritzen hingegen vermehren sich bei mir nicht, im Gegenteil, sie verschwinden.

Ich habe viele, sehr viele Molche, kröten im Frühling und Frösche.

Libellenlarven gehen auf die jungen Moderlieschen. Des Weiteren gibt es auch leider Reiher und noch schlimmer: Ratten. Die holen eben auch mal nen Fisch raus.

Ich füttere nicht. Dennoch vermehren sich die genannten Fische, aber eben auch nicht übermäßig. Warum alle ihre Fische füttern, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe im Naturteich zusätzlich auch noch Bitterlinge, amerikansche irgendwas (fällt mir gerade nicht ein, mit roten Spitzen an den Flossen) und zwei shubunkins. Alle werden größer wachsen. Offenbar ist also genug für alle vorhanden.

Grüße

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Offenbar habt ihr relativ große Teiche, meiner ist relativ klein mit 1,2 x 0,8 m und ca. 0,5-0,6 tief also ca. 500 L. Bisher hatten wir in den letzten 10 J. immer wunderschöne Seerosenblüten, aber seit 2 Jahren kommen nur noch Blätter. Der Fischbestand waren meist 2-3 Goldfische und genau so viele Shubunkies! Letztes Jahr haben wir nach dem Winter nur noch 3 Fische gehabt und haben 5 neue dazu gekauft. Erst verhielten sich die Fische völlig normal, kamen auch nach oben um Futter aufzunehmen. Dann wurden sie immer verückter und warteten bis das Futter nach unten sank und kamen nicht mehr an die Oberfläche. Das Verhalten steigerte sich bis zur völligen Unsichtbarkeit der Fische. Nach diesem Winter glaubte ich das keiner überlebt hatte. Jetzt haben wir wieder 2 oder 3 gesichtet, die völlig wirr schwammen und sich sofort wieder versteckten im Sumpf! Das hatten wir noch nie! Der Teich wird regelmäßig belüftet, ähnlich wie in einem Aquarium.
Fadenalgen haben sich trotzdem im Sommer gebildet, obwohl der Teich kaum Sonne abbekommt und auch durch die großen Seerosenblätter geschützt ist.
Möglicherweise kommt in den frühen Morgenstunden schon mal ein Reiher vorbei, habe ich noch nicht selbst gesehen, aber es gibt sie hier und die haben Hunger, seitdem der Dorfweiher seit Monaten trocken gelegt wurde, wegen Sanierungsarbeiten am Boden...
Hoffe ihr könnt mir einen Rat geben, was ich verändern sollte oder müsste, damit sich die Fische und Seerosen wieder wohler fühlen!
Suche mal meinen youtube link von meinen Teich wie dieser mal war!
Gruß Horst
 
Hallo Sir Vival,
Danke für den Bericht!:like:
Ich kann in Bezug auf Raubfische nur zustimmen!
Vor 3 Jahren setzte ich einen Barsch zur Nachwuchsregulierung in meinen Teich.
Es war die einzige hier heimische Fischart in meinem Teich.
Leider auch der einzige Fisch der im Winter vom Eis überrascht wurde.:wand
Vor zwei Jahren kaufte ich 2 Sonnenbarsche. Der Goldfischnachwuchs wurde weniger und ich war
anfangs begeistert.
Im letzten Jahr musste ich aber feststellen das die Sonnenbarsche sich anfreundeten und nun hatte
ich hunderte dieser Art im Teich.:argh
Abhilfe schuf die Natur selbst. Seit 2 Jahren kommt oft ein Eisvogel zu Besuch:boah
Aber 100% werd ich die Sonnenbarsche wohl nicht wieder los.
Oder anders: Die Geister die ich rief....
Gruß
Silvio
 

Nein, erstmal hast du keine "Flucht Tiefe".
Und über den Zaun mit einem Fluegelschlag bestimmt kein Problem für einen Schreitvogel.

Mein Vorschlag ist ein Sonnensegel in70 cm Höhe und 50 cm über die Ufer hinaus.
Zum einen sieht er die Fische nicht mehr, zum anderen kann er sich nicht bücken um drunter durch zu gehen, hoffentlich.
Gut für deine Fische, schlecht für dich, oder du machst es etwas schräg damit dein Blick auf die Fische nicht ganz weg ist.
 

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