Fischlose Teiche - warum !!!

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27. Okt. 2004
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11.008
Ort
Niederösterreich; Grünbach am Schneeberg, 2733
Rufname
Helmut
Teichfläche ()
75
Teichtiefe (cm)
200
Teichvol. (l)
35000
Besatz
Moderlieschen, mittlerweile sehr sehr viele, vielleicht 100 Stück oder mehr
Servus Teichianer

Nachdem hier in letzter Zeit sehr viele Teichianer über „GRÜNES“ Wasser klagen und man dann in deren Profil nachlesen kann das sie Fische im Teich haben, möchte ich einmal eine Lanze für Fischlose Teiche brechen.

Zuerst einmal, was ist „GRÜNES“ Wasser ?

Grünes Wasser ist nichts anderes, als das sich im Wasser Schwebalgen gebildet haben.
Schwebalgen bilden sich durch Nährstoffe die im Wasser gelöst sind und den Schwebalgen zum Wachstum dienen. Dies passiert meistens einmal im Jahr (Frühjahr) oder beim erstmaligen befüllen des Teiches.
Warum?
Nachdem im Frühjahr die „höheren“ Pflanzen noch schlummern oder erst am Anfang des Wachstums sind können sie die Nährstoffe noch nicht aufnehmen und dadurch stehen sie den Schwebalgen zur Gänze zu Verfügung. Das gleiche passiert auch wenn die Teiche erst angelegt wurden und die Erstbefüllung durchgeführt ist.
Diese so genannte Algenblüte dauert in der Regel 4-5 Wochen je nach Bepflanzungsgrad.

Nun sind wir eigentlich auch schon beim Pflanzenwachstum der „höheren“ Pflanzen.
Dieses Wachstum wird ebenfalls über die Nährstoffe in gelöster Form durchgeführt.
Also stehen Algen, sowohl Schweb- wie Fadenalgen, in direkter Konkurrenz zu den „höheren“ Pflanzen. Wenn man also viele „höhere“ Pflanzen im Teich hat, werden den Algen die Nährstoffe entzogen und ihr Wachstum geht gegen Null zurück.

Und ?
Was hat das mit Fischen zu tun ?

Sehr viel !!!

Fische auch wenn sie nicht gefüttert werden, fressen im Teichlebende feste Organismen, die auch wieder in gelöster Form ausgeschieden werden. Heißt im Klartext Fische scheiden Nährstoffe aus, die wiederum den Algen bzw. „höheren“ Pflanzen zu Verfügung stehen.
Dadurch das Nährstoffe auch ohne Fische schon genug im Teichwasser vorhanden sind, wird durch die Ausscheidungen der Fische nochmals eine Gabe Nährstoffe abgegeben, die meist als Überschuss vorhanden ist. Diesen Überschuss können die „höheren“ Pflanzen nicht mehr aufnehmen. Was wird dann passieren ? Richtig !!! Die Algen werden diesen Überschuss dankbar annehmen und es mit Wachstum danken !!!!

Nun, werden sich viele Teichianer sagen und wie auch hier oft geschrieben (auch von mir) ein Filter wird es schon richten. Leider stimmt diese Aussage nur in Bezug auf Austrag von festen Nährstoffen, wenn ein Skimmer vorhanden ist, wie: Laub, Fadenalgenbüschel, Oberflächenverschmutzungen. Auch durch eine Bodenabsaugung einer Pumpe oder eines BA werden grobe Schwebstoffe in die Grobabscheidung eingebracht. Dies stimmt aber nur dann, wenn auch diese Stoffe zeitnah aus der Grobabscheidung ausgeschieden werden > Reinigung.
Über die anderen Eigenschaften eines Filters möchte ich auf die Filter/Technikecke hinweisen.

Da aber die Fisch-Ausscheidungen nur zu einem verschwindend kleinen Anteil herausgefiltert werden, bleibt der Großteil im Teich und geht in Lösung = Nährstoffe.

Der Kreis schließt sich.

Noch ein Wort zur Größe eines Teiches mit Fischbesatz.

Je kleiner der Teich, desto weniger „höherer“ Pflanzen haben darin Platz. Desto weniger Nahrungkonkurrenz für Algen ist vorhanden. Hier jetzt noch Fische in den Teich einzusetzen wäre fatal und würde nichts als Ärger bringen.
Den Tierschutz einmal außer Acht gelassen.

Meiner Meinung nach würde sich erst ab einer Größe von 20.000 Liter ein ausgewogenes Verhältnis von „höheren“ Pflanzen zu Fischen mit mäßigen Besatz, einstellen. Aber auch hier gilt, nicht ohne Filter.

Fazit: Bei Teichen mit weniger als 20.000 Liter wird sich Fischbesatz immer negativ auf den Nährstoffhaushalt auswirken. Vom techn. Aufwand ganz zu Schweigen. Auch die Geldbörse wird dadurch belastet.
Meiner Meinung nach stehen Fische in keinem Verhältnis zum Nutzen derer.

Plädoye für Fischlose Teiche:
1. Wenn genug „höhere“ Pflanzen vorhanden ist der Teich völlig unproblematisch und es fallen keinerlei Unkosten (außer durch Wasser-Verdunstung > auffüllen) an.
2. Es finden sich genug Lebewesen ein, die einen Teich sehr Interessant machen: Käfer, Libellen, Frösche, Kröten, Schlangen, usw..

Ich hoffe, ich kann mit diesem Beitrag den einen oder anderen Teichianer von einem Fischlosen Teich überzeugen und wünsche allen ein zufriedenes, schönes, erlebnisreiches Teichjahr 2008.
 
AW: Fischlose Teiche - warum !!!

Hallo Helmut,

da hast Du ein interessantes Thema gut beschrieben. Das lag mir schon lange auf dem Herzen, aber ich habe die negativen Seiten nicht so ausdrücken können.

Ich habe ja auch keine Fische und selbst wenn ich Platz für einen größeren Teich hätte, würde ich keine einsetzen.

In meiner kleinen Fertigschale letztes Jahr hat sich soviel Leben in kürzester Zeit eingefunden, dass ich jeden Tag fasziniert auf den Knien davor gelegen habe und ich habe oft Neubewohner entdeckt. Köcherfliegenlarven, Wasserläufer, Tubifex, Zuckmücken, Plattbauchlibellen und ihre Larven und natürlich erst mal jede Menge Steckmücken. Das hat mich erst mal dazu gebracht mich mit der Entwicklung der Insekten zu beschäftigen. Ich finde, es ist ein faszinierendes Thema, welche Entwicklungsstadien die Tiere durchlaufen. Ein Frosch war zu Besuch, Molche haben sich eingefunden und viele unterschiedliche Vögel sind zum Trinken und Baden gekommen.
Ich finde es immer wieder schön und entspannend zu gucken, was sich auch als Klein- und Kleinstlebewesen ansiedelt und wie die Pflanzen wachsen.

Wenn ich mal in der "Fischecke" unterwegs bin, bin ich doch oft erschrocken, was alles an Krankheiten, Überbesatz und Technik beschrieben wird.

Bei meinem jetzt neu angelegten Teich bin ich gespannt, was da kommt und sich hier wohlfühlt. Einen Molch habe ich im noch trüben Wasser auf jeden Fall schon beim Luftholen entdeckt.
 
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Servus Andrea

Danke für deinen Zuspruch :bussi1

Es freut mich das ich nicht alleine mit meiner Meinung bin :kopfkratz :oki

Ja es ist unglaublich was sich im Teich ohne Fische für Leben einstellt :oki . Dies wäre mit Fische unmöglich.
 
AW: Fischlose Teiche - warum !!!

Ach Helmut,

das weißt du doch, dass du damit nicht alleine bist. :lol

Hier gibt es einige "Großteich" - Besitzer, die keine Fische haben.
Von den Miniteichlern mal ganz abgesehen.

Die schreiben nur nicht soviel, da sie mit ihren Teichen weniger Probleme haben.

Bei mir wird das Wasser - bzw. das,was man davon überhaupt noch sieht - nur grün, wenn ich grüne Farbe reinschütte. :lach
 
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AW: Fischlose Teiche - warum !!!

Hallo Helmut,

ein gelungener Beitrag. :oki

Mal sehen, wie die Gegenargumente aussehen werden. :haue1

Ich möchte dein Plädoyer aber gerne noch etwas erweitern. Werden Fische eingesetzt, so kann es durchaus sein, dass verschiedene Tierarten sich erst gar nicht ansiedeln, da sie sich in Fischgesellschaft nicht wohl fühlen (z.B. Kammmolch).


Grüße, Markus
 
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Klasse beitrag Helmut :oki

Da ich ein Paar Elritzen und Bitterling habe, klassifiziere ich mein Teich als "Fischarm" :lala
auch ich habe glasklares wasser ohne jegliches an Technik außer eine Pumpe für den Bachlauf.
Wir freuen uns jedes Jahr auf zahlreiche Libellen, Käfer, Kaulies usw.
Molche haben wir leider nicht, aber das hat eher mit unser Umgebung zu tun.

Trotzdem bin ich der meinung, dass jeder sein teich so gestalten soll wie er es möchte. Meine nachbarn haben einen Koiteich den ich auch sehr schön finde. Seine Aufwand klares Wasser zu haben ist halt etwas größer... :mad:
 
AW: Fischlose Teiche - warum !!!

Ich habe gerade meinen Teich bis auf einige Arbeiten an der Ufergestaltung fertig gebaut. Es ist mein zweiter Teich.
Trotz einer Größe von 50 m² und einem Inhalt von 45 m³ werde ich keine Fische einsetzen. Ich habe bereits bei meinem ersten Teich die tollen Erfahrungen machen können die Du hier schilderst.

Leider kommen Viele gar nicht dazu eine Entscheidung für oder gegen Fische zu treffen da sie gar nicht abwarten können den Teich egal in welcher Größe mit möglichst vielen Fischen zu besetzen und die herrliche Vielfalt die sich ohne Fische entwickelt gar nicht erst kennen lernen. Mal abgesehen davon, dass ein Teich vor Besatz "eingefahren" sein soll und dieser Vorgang 1 - 2 Jahre dauern kann. Aber wenn Fischhändler hier einen Zeitraum von 4 Wochen angeben (erst kürzlich gelesen) braucht man sich nicht wundern.

Manche Teiche erinnern einen vom Platzangebot für die Fische an eine Legebatterie.

Aber jeder muss eine Entscheidung dafür oder dagegen treffen. Keine Entscheidung dafür oder dagegen darf es aber bei der artgerechten Haltung geben. 5- 6 Kois in Teichen mit 1.500 l ist schlicht und einfach Tierquälerei.
 
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Hi,

guter Beitrag...:oki

jedoch, unser Teich hat nur 8000ltr,
dennoch gute Werte, und wieder klares Wasser...;)
sicherlich mit etwas Technik und ein wenig Aufwand betrieben.

Nur eines kann ich immer nicht verstehen, warum hier immer geschrieben wird mit Fischbesatz kennt man kein anderes Leben am Teich außer Fischen,
mal eine kleine Aufzeichnung aus dem Stehgreif,
was wir schon an und im Teich bewundern konnten.

Viele verschiedene Libellenarten, samt Larven, auch der Schlupf konnte schon beobachtet werden,
Gelbrandkäfer,
Wasserläufer,
Molche,
Schlingnatter,
Ringelnatter,
Frösche,
Kröten,
Köcherfliegenlarven mit Haus...:cool:
Feuersalamander,
Posthornschnecken, Spitzschlammschnecken,

im Umfeldnatürlich Insekten, Igel, Vögel, Eichörnchen und sogar Fledermäuse die sich am Abend im Flug betanken...;)
und sicher vieles mehr das ich jetzt vergessen habe oder noch nicht gesehen habe.

[URL='https://www.hobby-gartenteich.de/xf/posts/34/]Hier[/URL] kann man noch einen Teich mit Fischbesatz samt Pflanzenwuchs bestaunen...;)



Ich finde es kommt darauf an, wie man seinen Teich und vor allem das Umfeld baut, dann geht es auch mit Fisch...:cool:

Und nochwas, mir gefallen auch fischlose Teiche...:oki
 
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AW: Fischlose Teiche - warum !!!

Hallo Joachim,

von Joachim: ...Nur eines kann ich immer nicht verstehen, warum hier immer geschrieben wird mit Fischbesatz kennt man kein anderes Leben am Teich außer Fischen

Ich glaube nicht, dass jemand ausschließt, allerlei Leben an einem Teich mit Fischen zu haben, ich bin mir nur sehr sicher, dass das Leben ein anderes ist. Ein Beispiel aus dem Leben könnte der Teich der Nachbarin meiner Eltern sein. Sie hat Goldfische und auch Frösche (bereits über 35 Jahre). Ich habe aber noch nie eine Kaulquappe im Teich gesehen. Auch Molche konnte ich darin noch nie entdecken. Meine Eltern haben dagegen keine Fische im Teich. Teichmolche (wenn auch nur wenige) und Kaulquappen von Teichfröschen sind dort aber normal.

Im Prinzip hat doch Midnite-Tom alles gesagt. Jeder soll seinen Teich so einrichten, wie er es für richtig hält. Jeder sollte aber auch über die Konsequenzen bescheid wissen. Und so manch einer ändert eben auch mit zunehmendem Wissen seine Entscheidung.
Außerdem muss man ja auch berücksichtigen, welche Art von Fisch man in den Teich setzt. Da gibt es ja auch noch einmal große Unterschiede.

Grüße, Markus
 
AW: Fischlose Teiche - warum !!!

^^ ich bin nun grad in der Situation, dass ich mich entscheiden muss, ob ich, und wenn ja, welche Fische ich in meinen teich setze.

Mittlerweile tendiere ich eher in die Richtung, nur wenige Fische von kleinen Arten ( Moderlieschen, Elritzen, Bitter) einzusetzen.

wie sieht es denn dann mit der restlichen Tierwelt aus?

Oder ist da der Unterschied zu Orfen und Goldfischen nicht mehr so groß?
 

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