Gartenteich im Mittelmeerraum

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Hallo zusammen,

ich bin schon mehrfach über private Email angesprochen worden, die nächtse Anfrage steht ins Haus: Das Thema scheint gefragt zu sein, so will ich wenigstens meine Meinung dazu abgeben. Für weitere Fragen stehe ich selbstverständlich auch weiterhin per Email zur Verfügung.

Der primäre Unterschied von Gartenteiche in südlichen Gefilden (Toulouse streitet sich mit Nîmes jedes Jahr darüber, welche nun die heisseste Stadt Frankreichs ist, nix Côte d'Azur !) liegt aus meiner Sicht in den Wassertemperaturen. Wassertemperaturen von 30 Grad und darüber werden zumindest bei einem Bachlauf über eine ganz erhebliche Zeit hinweg erreicht. Ich vermag keine Art einer sinnvollen Kühlung zu erkennen: Die Tiefe des Teiches (zumindest bei bewegtem Wasser), die Lage des Teiches, sein Profil, die Bepflanzung - nichts vermag daran grossartig etwas zu verändern. Es stellt sich schlicht die Frage: Halten Fische diese Temperaturen länger als ein paar Wochen aus ? Diese Frage ist entscheidend, alles andere ist eher nebensächlich. (Nebenbei: Nicht nur Fische, sondern auch Lotos empfinden solche Wassertemperaturen nicht als so toll.)

Unter diesen Umständen (bis 130 klux Lichteinstrahlung, Lufttemperaturen von reichlich 40 Grad - nicht als Ausnahme !) wird man sehr schnell feststellen, dass die Algenentwicklung nicht kritischer verläuft als in Deutschland. Auch Sauerstoff und CO2 erzielen keine schlechteren Werte (ich jedenfalls bin bei meinen Messungen nie unter 6 mg gekommen): Die kritischste Zeit ist eher der Winter bzw. das zeitige Frühjahr. Das Teichjahr beginnt erheblich früher und endet erheblich später: Das erlaubt es, z.B. tropische Seerosen fast ganzjährig in den Teich einzusetzen. Sie kommen nur für rd. 3 Monate ins Gewächshaus). Das Pflanzenwachstum entfaltet sich doch noch sehr viel besser und rasanter als in der alten Heimat gewohnt. Das ist auf der einen Seite durchaus positiv, verlangt aber auf der anderen Seite nach deutlich rabiaterem Auslichten. Die Winter sind im Normalfall nicht hart: Wenn man einmal eine Woche eine ca. 1 cm starke Eisschicht auf dem Wasser hat, ist das viel. Das bedeutet, dass viele frostempfindliche Pflanzen locker im Teich verbleiben können: Lotos, Thalia dealbata, Wasserfeder, afrik. Wasserähre - alles bleibt drin. Wassersalat und -hyazinthe überleben aber selbst solche Winter nicht.

Die Versorgung mit Teichbaumaterial, Technik, selbst Pflanzen ist deutlich schlechter als in Deutschland. Oase, JBL, Tetra, Dennerle sind recht gut vertreten, sonst ist es eher dünne. Folien bekommt man mehr in 0,5 und 0,8 mm als in grösseren Stärken, richtig ordentliches Vlies habe ich noch nicht gesehen. Die alles zu eher überhöhten Preisen: Ich habe die Konsequenzen gezogen und in Deutschland bestellt bzw. von dort mitgebracht. Allerdings findet man neben ganz normalen Goldfischen erstaunlicherweise am häufigsten Kois und Störe im Handel, wobei ich der Überzeugung bin, dass man ausgesprochene Koi-Teiche kaum finden wird.

Man darf keine Angst vor Fröschen und deren Konzert haben: Sie vermehren sich, so es denn in der Nähe welche gibt, explosionsartig. Ich rede nicht von 10 oder 20 Stück, sondern von hunderten. Eine Mückenplage gibt es aber auch unter diesen klimatischen Bedingungen selbst bei reinen Pflanzenteichen nicht.

Da Teiche hier sehr viel weniger verbreitet sind als in Deutschland wird man automatisch zur Attraktion: Nachbarn klettern schon einmal auf die Leiter, Passanten auf die Mauer, Kinder kommen auf das Grundstück - was nicht ungefährlich ist. Schwierig wird es auch, wenn man sich einen Teich bauen lassen will: Ich empfehle in jedem Falle, sich nur auf die eigene Kompetenz zu verlassen: Bei einem grösseren Teich entweder Kleinbagger mieten oder einen Tiefbauunternehmer anheuern, der dann auf Anweisung (das ist wichtig !) tätig wird. Man muss jederzeit anwesend sein. Zwar gibt es auch hier sog. "Teichexperten", diese lernen aber immer noch dazu (z.B. Uferwall und -graben), wenn sie meinen Teich sehen und gesagt bekommen, dass blank liegende Folie oder Dochte inakzeptabel sind. Versteht sich fast von selbst, dass man bei der Neuanlage eines grösseren Teiches - sofern nicht schon vorhanden - gleich an den Bau eines Brunnens deken sollte.

Ich kann natürlich nur von dieser entlegenen Ecke Frankreichs reden, bin aber der Überzeugung, dass es überall sonst im Mittelmeerraum nicht anders aussieht.

Weitere Fragen ? Bitte gern ! (Über erhöhten Keimdruck usw. kann ich allerdings nichts sagen.)

Beste Grüsse
Stefan
 

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