@ Karin:
ich habe Holzer nicht konkret umgesetzt, also so, wie er seine Projekte in seinen Büchern schildert.
Zumindest nicht bewusst.Das habe ich eigentlich auch nie überhaupt versucht - zumal er mit seinen
Projekten immer auch einen wirtschaftlichen Erfolg erzielen wollte und hat.
Ich muss vom Hof nicht leben, habe aber beim Kauf (hinsichtlich Land etc.) und bei der Umsetzung
meiner Ideen darauf geachtet, dass ich relativ schnell davon leben könnte, wenn ich es eines Tages müsste.
Die grundsätzlichen Denkansätze bei Holzer waren es, die mich überzeugten – vielfach wie ein „AHA-Effekt“ daher kamen -
und meine eigenen Ideen, Versuche und Irrtümer dann in ganz andere Bahnen lenkten ….schwer zu erklären….
Beispiel"Nutzgarten", wo heute auch die ersten Herbstputzmaßnahmen anstehen:
die vom Vorbesitzer übernommenen Beete habe ich im ersten Jahr genau so gepflegt und gehegt,
wie ich es von Oma aus der Kindheit kannte – und gut drauf geachtet, dass kein „Unkraut“ Obst und Gemüse
überwuchert. (Leider keine Fotos von damals
) Lediglich um die Beete hatte ich quasi
Wildinseln angelegt – eben alles nebeneinander.
Das Ergebnis:
1. Viel „Unkraut“ in den Beeten = viel Arbeit
2. Erster Sommer sehr heiße, trockene Zeit = täglich sprengen und einiges ist verbrannt
3. Immer zu harter Boden = häufig durchhacken sonst kam das Gemüse nicht richtig
(einprägsam sind mir die Kartoffeln in Kirschgröße im Gedächtnis geblieben…
)
4. Viele Raupen = viele Pflanzen weggefressen
5. Zweiter Sommer super nass = Erdbeeren und Tomaten waren vergammelt
6. Viele
Schnecken = Salat und Zucchini geplündert
…und dann waren da noch die Vögel und Kleinnager, die mir jede doch gereifte Frucht immer rechtzeitig
einen halben Tag vor der Ernte weg fraßen, wenn nicht die Hunde noch schneller waren…..
…und dann las ich Holzer und sinngemäß prägten sich folgend Dinge bei mir ein:
- wer im Garten schwitzt um zu ernten, ist selber schuld …
…..ich habe geschwitzt und trotzdem nicht geerntet…..
- Jeder cm schwarzer Boden ist Gift
- „
Unkräuter“ (=Wildkräuter) halten Feuchtigkeit wenn es trocken ist,
- schützen vor Nässe, wenn es zu lange regnet,
- beschatten die Frucht,
- verhindern Erosion,
- bieten den Feinden derer, die meine Pflänzchen vernichten wollen (Schnecken, Raupen, Milben usw.)
Versteck und Nahrung,
- sind Gründünger, wenn sie an Ort und Stelle ausgezupft liegen bleiben
- und sind gesunde, vielseitige und sehr schmackhafte Nahrung für mich
- und last not least:
- lasse die für Dich arbeiten, für die es keine Arbeit sondern großer Spass ist und die aus dieser Arbeit
auch noch ihren Nutzen ziehen…..
Meine Konsequenz aus diesen „Lehren“:
Hühner wurden angeschafft!
Im nächsten Jahr haben wir im Frühjahr vom Misthaufen je ca 10 Karren Mist auf die Beete gefahren
(ca 2 Std. Arbeit), die Hühner ins Beet geschickt zum Mist glatt machen und ein paar Tage-Wochen
(je nach Saat und Pflanze) die Pflanzen ins Beet gesetzt und Wildsaaten dazwischen gestreut.
Dann habe ich gar nichts mehr gemacht außer, dass ich ab ca März bis in den Dezember alles mögliche
ernte (jetzt schon im 3. Jahr) – egal, wie das Wetter war.
Viele Fotos reifer Früchte und Gemüse habt Ihr in meinen monatlichen Wildgartenbeiträgen schon gesehen
Zur Zeit wachsen, blühen und reifen in den Beeten immer noch Tomaten, Zucchini, Kürbis, Mais, Kapuzinerkresse,
Mangold und diverse essbare Wildkräuter....man muss nur etwas suchen
Zwischendurch habe ich im vorbei gehen höchstens mal das, was zu hoch wurde oder im Weg war
ausgerissen oder abgeschnitten und auf einen Haufen neben dem Beet geworfen (da überwintern Igel drin)
oder die Hühner mal für einen Nachmittag ins Beet gelassen:
sie scharren in den Beeten nach Futter und lockern dabei den Boden auf, scharren Wildkräuter aus,
deren Wurzeln dann in der Sonne verdorren und den Beeten neuen Dünger liefern, Sie fressen so manches Tier,
welches meinem Salat zu nahe kommen will und halten ganz nebenbei das Grundstück nahezu zeckenfrei.
Da sie auf dem Grundstück ihrer Arbeit nachgehen und Futter suchen, brauche ich vergleichsweise wenig Futter für sie
und habe auch ganz nebenbei die besten „glücklichen“ Eier der Welt und ab und an ein Hähnchen.
Die Beete sind blühende und essbare Wildlandschaften.
Zwei Personen (meine Mieterin und ich) decken nahezu ganzjährig ca 30% unseres gesamten Bedarfs an Nahrungsmittel
von diesem Wildgrundstück.
6 Personen (von den Reitern) sammeln sich wöchentlich ein bis zwei mal einen großen Korb Nahrungsmittel zum Mitnehmen und
durchschnittlich 10 Personen nehmen sporadisch Ernten mit (z.B. einen Eimer Fliederbeeren oder Pflaumen oder so)
....Fortsetzung folgt....