Der Vollständigkeit wegen seien noch die durch mikroskopische Blutalgen bewirkte gelegentliche "Blutfärbung" von Gewässern (so 1555 der Schloßgraben von Weimar, am 9. Januar 1572 die Weichsel bei Thorn, 1712 der Wichmannsee bei Niedann, 1715 ein Teich bei Bröske, später ein Teich zwischen Königsberg und Karschau,
Pieper, a. a. O. S.593) und die durch den mikroskopischen Pilz Micrococcus (Bacillus) prodigiosus hervorgerufenen "blutenden Hostien" erwähnt, die in abergläubischen Zeiten zu den grausamsten Judenverfolgungen geführt haben.
Wenn das Wasser des Murtener Sees sich von Zeit zu Zeit in Blut verwandelt, zum Gedächtnis an die fürchterliche Schlacht vom Jahre 1476 (S.35), in der 34 000 Eidgenossen 20 000 Ritter des Burgunderherzogs erschlagen haben, so wissen wir, daß dieses "Burgunderblut" von der winzigen Alge Oscillaria rubescens herrührt, die auch sonst als Wasserblut in der Schweiz beobachtet worden ist. Francé in seinem prächtigen Buch "Die Alpen" (S. 256) gibt uns von diesem Burgunderblut und den durch die ungeheuere Vermehrung der Alge Euglena sanguinea bewirkten Schweizer Blutseen eine anschauliche Schilderung. Bemerkenswerterweise hat der Professor der Pflanzenphysiologie an der Wiener Universität Hofrat Dr. Hans Molisch die rote, durch Oscillaria rubescens hervorgerufene Wasserblüte während des Weltkrieges im Wiener Prater feststellen können.*)
*) Österr. botan. Zeitschrift, 1918, S. 357 - 359. - Vgl. auch C. Klausener, Die Blutseen der Hochalpen. Int. Rev. D. gesamt. Hydrobiol. u. Hydrographie. Bd. I.