Naturnaher Schwimmteich von Peter

PeterBoden

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Peters naturnaher Schwimmteich

Mit diesem Beitrag möchte ich den Bau meines naturnahen Schwimmteiches dokumentieren.
Diese Baudoku erscheint zunächst in einem Stück von der anfänglichen theoretischen Planungsphase bis zum heutigen Zeitpunkt, dem Setzen der Pflanzen.
Ich habe bisher auf eine ununterbrochene, zeitnah gestückelte Onlinedokumentation verzichtet, mein Real-Life erlaubt keine periodisch verfügbaren Zeitfenster welche für solch eine Arbeitsweise nötig sind. Der Hauptgrund war allerdings die Vermutung dass in der Bauphase allabendlich ganz einfach 'die Luft raus sein könnte', nächtliche Online-Sitzungen verlangen nach Aufmerksamkeit...
An dieser Stelle kann und möchte ich eine Frage stellen (aber sie auch sofort beantworten), eine Frage welche mich bei meinem Einstieg in das Fachgebiet der naturnahen Schwimmteiche gequält hatte und von der ich ausgehe das sie sich auch den einen oder anderen Neueinsteiger aufdrängt:
Schafft es eine Privatperson einen naturnahen Schwimmteich mittlerer Größe in Eigenregie erfolgreich zu planen und zu realisieren? Ist dies machbar?
Ich beantworte diese Frage von meiner Seite und vom heutigen Zeitpunkt aus mit einem eindeutigen

Ja.

Mittels der umfangreichen theoretischen Grundlagen von Fachbeiträgen (FB) aus diesem Forum, den vielen veröffentlichten Teichbeispielen und nicht zuletzt von den unzähligen Tipps und Erfahrungswerten der Forumsuser ist solch ein Projekt zu realisieren.

Die Planung

Mein Startpunkt, der Wunsch nach einem Schwimmteich, liegt von heute an etwa 18 Monate zurück.
Diese lange Zeitspanne bis zur jetzigen Realisierung ist meinem Real-Life geschuldet, Arbeitsrythmus, finanzieller Background und weitere, bautechnische Angelegenheiten spielten da eine Rolle.
In einem angenommenen Idealfall -Planungsbeginn in den Wintermonaten- könnte im Frühling bereits Baubeginn sein. Bei einem Neueinsteiger halte ich allerdings eine Mindestdauer der Planungsphase von 12 Wochen als untere Zeitgrenze.
Zur Überbrückung meiner langen, aufgezwungenen Wartezeit erfolgte bereits vor einem Jahr die geplante Anlage eines kleineren naturnahen Filterteiches.
Das frühe Kennenlernen der Einzelkomponenten von Vlies, Folie, Substrat und der Bepflanzung in einem Vorprojekt ist selbstverständlich hilfreich für spätere Tätigkeiten, als notwendig erachte ich es aber nicht. Zu empfehlen ist auf jeden Fall die Besichtigung artgleicher Teichanlagen, ich habe noch keinen Teichfreund entdeckt welcher solch einer Bitte nicht entsprechen würde.

So gerüstet konnte es an die Verwirklichung meines naturnahen Schwimmteiches gehen.
Es lag nicht nur die Baugenehmigung vor, darüber hinaus war ich sogar verpflichtet worden einen Teich als Ausgleichsmaßnahme für die von mir versiegelte Fläche vom Hausbau anzulegen.
  • von Anfang an stand fest: es wird ein naturnaher, möglichst technikfreier Schwimmteich
  • die maximal mögliche Größe ermitteln, hier muss man emotionslos wie ein Roboter vorgehen, bei diesem wichtigsten Punkt benötigt man keinerlei Hilfe (und bitte keinen gutgemeinten Ratgeber!
  • jetzt erst mit der Familie diskutieren, die Größe und die Lage im Grundstück festlegen, die Umrisse auf dem Grundstück abstecken, modifizieren und optimieren, Details werden sich bis zur Folienbestellung noch öfter ändern :lala
  • Schwimmbereich festlegen, Größenverhältnis zum Regenerationsbereich beachten
  • Regenerationsbereich profilieren (Größe, Lage und Tiefen definieren, oh das dauert SMILIE)
  • Terrasse bzw. Einstieg (Sitzposition oder Aufenthaltsbereich) vorsehen, Sichtfeld auf den gesamten Teich berücksichtigen
  • Windrichtung beachten (Bewuchs des Gartenlandes)
  • nicht vergessen: den Pflanzplan für den Regenerationsbereich erstellen (Wuchshöhe Sichtfeld!)
  • Skimmer, Pumpe, Bachlaufposition planen, Stromversorgung der Pumpe!
  • Größe und Lage des Ufergrabens festlegen
  • Bepflanzung des Ufergrabens aussuchen (Saatgutmischungen), hier bereits an das anschließende normale Gartenland und die dort erfolgende Neubepflanzung denken
  • das Substrat bestimmen, örtliche Bezugsquellen ermitteln
  • Folie, Vlies, Matten: Bezugsquellen und Preise über WWW
  • Wasserpflanzen: Bezugsquellen und Preise über WWW
  • Speisewasserversorgung klären
  • Überlauf planen
  • Angebote zur Baggerstunde, evt. Erdtransport einholen
  • Terminplanung mit der Baggerfirma, daran knüpfen sich alle anderen Liefertermine

In den Wintermonaten des Jahres 2009/2010 war ein erster Lageplan entstanden. Ganz einfach aus dem Bauch heraus, so wie ich ihn mir vorstellen konnte oder wollte. Jetzt kamen die Empfehlungen der o.a. Fachbeiträge ins Spiel, ich habe mich streng, eigentlich sehr streng an diese gehalten. Und das war gut so. Wahrscheinlich hätte ich heute keinen Ufergraben oder Kies im Teich oder noch schlimmer zu wenig Pflanzen.
Hier nur ein kleines Beispiel eines FB Einflusses wie er Einfluss auf das Gesamtbild des Teiches nahm:
StefanS schrieb:

...Schritt 2 >> Treffen Sie die grundsätzlichen Entscheidungen für Ihren persönlichen Teich :
o Lage im Garten (an der Sitzecke, in einem entlegenen Bereich des Gartens…)
o Individuelle Verhältnisse (sind Sie ggf. bereit/in der Lage, Gehölze zu entfernen, das Gelände zu modellieren? Sonnenscheindauer berücksichtigen… ggf. immer wieder einen Schritt zurückgehen!)
o Größe (je größer, desto besser) und Form. Bedenken Sie hier schon einmal ganz grob, dass eine bestimmte Tiefe auch eine Mindestgröße des Teiches erfordert: Zu steile Wände (Ausnahme: Koiteiche) sollten vermieden werden.
o Bachlauf (grundsätzlich ja/nein, Wasserfall, Wasserspiel, Länge/Breite/Verlauf…), Inseln, Brücken, Buchten… bei ausreichender Grösse ist alles möglich.
o Einpassen in das Gelände (Pflanzflächen, Stege, Sitzgruppen, Wege/Brücken)
Jetzt müssten Sie eigentlich wissen, wie Ihr Teich in der Draufsicht idealerweise aussehen soll. Planen Sie Ihren Traum, das Non-Plus-Ultra, denken Sie sich aber auch Alternativen aus. Die Anpassung an die finanziellen und rechtlichen Gegebenheiten erfolgt später!
Schritt 3 >> Planen Sie jetzt Ihren persönlichen Teich im Detail:
o Sammeln Sie alle kommerziellen Informationen, die Sie bekommen können, Wissen ist hier Macht! Alle Links, alle Hersteller, alle Kataloge. Schließen Sie nichts und niemanden von vornherein aus! Welche Technik gibt es, welche Materialien, welche Trends?? Was unterscheidet teuer von billig, was sind die Qualitätskriterien? Selbst wenn Sie den Teich später bauen LASSEN wollen – sie müssen informiert sein, um mitreden zu können. Wie wollen Sie sonst wissen, ob man Sie über den Tisch ziehen will ? Hier erwähnt, aber später erst ratsam: Holen Sie sich die Angebote von mindestens ZWEI Galabas (Garten- und Landschaftsbauer) ein – aber lassen Sie sich nicht überrumpeln und bleiben Sie kritisch! Am Ende dieser Phase sollten Sie über Unmengen an Informationsmaterial verfügen, das kaum noch zu fassen ist.
o Das Teichprofil, die Tiefe, Schrägen, Pflanzenpodeste, deren optische Wirkung, wenn sie erst einige Jahre bepflanzt sind, die Staustufen des Bachlaufs und gegebenenfalls des Wasserfalles und der Wasserspiele. Ufergraben und Uferwall, die Art der Saugsperre, Übergang zum trockenen Land. Bitte beachten Sie: Mit entscheidend für das Gelingen des gesamten Teiches sind geeignete Schrägen oder Steilwände und eine vernünftige Größe und Lage der Pflanzpodeste in der richtigen Höhe.)...
Auf der Grundlage der Anfangsplanung wurde die Schwimmfläche angepasst und der Regenerationsbereich in L - Form erweitert. Die maximal lieferbare Folienbreite (in einem Stück) führte zu Änderungen in der unteren Ufergrabengröße, bei dem oberen Ufergraben war klar das die Folienbreite nie und nimmer reicht, es musste geklebt werden.
Unbeirrbar wurde die maximal (!) mögliche Größe angenommen und vor Ort abgesteckt. Der Umriss des Wasserrandes wurde mit Gartenschläuchen simuliert, der Ufergraben wurde mit etwas Gartenkalk markiert.
Vorhandener Bewuchs durfte dem Wasser weichen, Umpflanzungen fanden statt und drei arg vergreiste Obstbäume ließen ihre Krone (die Stämme blieben stehen, der Bagger richtet so später weniger Flurschaden an).
Wichtig ist das am Ende das Gesamtbild stimmt, der Teich soll trotz maximaler gewünschter Größe in den Garten passen. So etwas kann man nicht einfach mal an einem Nachmittag erledigen, das ist ein Prozess welcher langsam und wiederholt reift.
Das Ergebnis:
comp_Teich_final_big.jpg 
Selbst dieses Bild ist während des Baufortschrittes noch zweimal angepasst worden (der Schwimmbereich war ursprünglich etwas länger, das Klärloch kleiner und die Insel wechselte ihren Standort), so etwas ist keine Schande.
Mit dem Frühlingsanfang 2011 war die Planung endgültig abgeschlossen, die finanziellen Mittel bereitgestellt, die wichtigsten Lieferanten ermittelt und der Tiefbauer hatte mich in seine Planung rechtzeitig eingetaktet.

Und ich hatte die Teichgrube mit einem Schnurgerüst abgesteckt.
comp_Planung0001.jpg 
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Es konnte losgehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Teichgrube - der Aushub

In der Osterwoche war es soweit. Ein Tiefbauer bekam den Zuschlag, ich kannte seine Arbeitsweise und er hatte bereits mehrere Teiche in Auftrag gehabt. Ich würde seinen besten Baggerführer bekommen, dazu gleich mehr. :oki
Die Bodenverhältnisse hier sind lehmig und in geringer Tiefe befindet sich Schichtenwasser, ein LKW mit Wasserbausteinen war kürzlich auf meinem Rasen tief eingewühlt, sehr übel. Die Tiefbaufirma entschied daher statt einem LKW zum Abtransport des Aushubes einen Radlader einzusetzen, ein weiser Entschluss wie sich bald zeigen sollte.
Der Teichumriss war abgesteckt, der Schwimmkanal und Ufergraben extra mit gespannten Schnüren markiert.
Ein Nivellierlaser mit Drehteller hatten die Profis selbstverständlich aufgestellt, ohne dieses Messgerät arbeiten sie nicht. Genauigkeit 1 cm auf Sichtweite, super.
Auch ich war aufgestellt, nach der Nachtschichtwoche und drei Stunden Schlaf hellwach.
Mit dem Baggerführer kurz verständigt, mein grafischer Entwurf interessierte ihn nur ganz kurz. Die Umrisse der einzelnen Aushubbereiche mussten noch mit Markierungsspray eingesprüht werden, darauf bestand er. Also die Schnüre wieder weg.
Wichtig für ihn war das ich unablässig vor Ort bin, in Sichtkontakt zu ihm, er fuhr permanent nach meinen Handzeichen.

Ideal.

Gelände von alten Baumstümpfen befreit (ohne größere Flurschäden) und schon ging es los mit dem hinteren Ufergraben. Der 16 to Bagger mit Böschungslöffel brauchte dafür keine 20 min und mein Respekt wuchs.
Um wieder auf einen Fachbeitrag zurück zu kommen
StefanS schrieb:
Jetzt haben Sie schon eine sehr gute Vorstellung davon, wie IHR Traumteich aussehen soll. Vielleicht ist er ja noch ein wenig weit von der Realität entfernt, aber: Vergessen Sie nie: Es ist IHR Teich, SIE entscheiden, SIE müssen mit dem Ergebnis glücklich werden – SIE SIND DER CHEF IM RING ! (Spätestens nach dem ersten Gespräch mit einem Galaba oder Baggerführer werden Sie wissen, warum ich das so betone…)
darf ich hier ergänzen: sei ein Team mit dem Baggerführer, er sollte auf deine Zeichen sofort reagieren können.

Es gibt Lochbuddler und es gibt Meister ihres Faches.
Ich hatte einen Künstler, er kann sich die Hose mit dem Bagger zuknöpfen, so seine Kollegen.

comp_Grube0005.jpg comp_Grube0006.jpg comp_Grube0007.jpg 
In 1,50 m Tiefe wurde die Erde dunkel und glänzend, in 1,70 m sprudelte es ganz winzig nach oben, Wasser! Gut, das ist nicht zu ändern, sofort eine kleine, etwa 20 cm noch tiefere Stelle geschaffen als Pumpensumpf.
comp_Grube0008.jpg comp_Grube0009.jpg 

Nach dem ersten Tag war die Hälfte des Aushubes geschafft.
Am zweiten Tag weiter nach Plan, zugunsten des Ufergrabens und der Schrägen des Regenerationsbereiches habe ich den Schwimmkanal um etwa zwei Meter gegenüber dem Computerentwurf verkürzt, es passte so einfach besser. Es ist ganz normal das erst in der Realität solche Abweichungen gegenüber dem Planungsentwurf sichtbar werden, man kann in aller Ruhe darauf reagieren, es wird schließlich ein Tiefbauprojekt und kein Schweizer Uhrwerk.

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Am Abend noch schnell die Gunst der Stunde genutzt (oder genauer die Gunst des noch vorhandenen Nivellierlasers) und rund um die Teichgrube alle fünf Meter kurze Markierungspflöcke eingeschlagen, auf diesen wurde das Niveau der Oberkante des Uferwalles gut sichtbar markiert. Selbstverständlich kann man auch 'irgendein' Niveau nehmen, Hauptsache es ist dann rund um die Baugrube erkennbar.
So sah es dann aus am dritten Tag und die Tiefbauer verschwanden.
Was zurück blieb war eine große Teichgrube, ein paar aufgeschüttete Haufen mit Mutterboden für beide Ufergräben.

Und ich selber.

Wie jetzt weiter (was habe ich bloß getan...)? Vlies verlegen???
 
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Teichgrube - die Modellierung

Vlies verlegen?
Es gab etwas was mich bald auf andere Gedanken bringen sollte.

Was umgehend folgte war eines der schwersten örtlichen
Unwetter der letzten 30 Jahre, in einer Stunde knapp 100 l Niederschlag pro m², Hagel, Sturm usw.

So sah die Baugrube dann aus:
comp_Modellierung0001.jpg  comp_Modellierung0002.jpg  comp_Modellierung0003.jpg  comp_Modellierung0004.jpg  comp_Modellierung0005.jpg 
Die Erdwälle gerieten in Mitleidenschaft, der Schwimmbereich war zu einem Viertel gefüllt.
Jetzt folgte Aktionismus. Alles Wasser wurde abgepumpt, der Unterwasserwall rund um den Schwimmbereich bekam eine Betonkrone (drei Teile Betonkies 0/16, zwei Teile Sand und ein Teil Zement).
Der Uferwall, ja, hier hatte ich einen Baufehler. Gemäß meinen Anweisungen hatte der Baggerfahrer zwar eine Schräge vom Ufergrabenboden zum äußeren Uferrand angelegt, aber der innere Rand hoch zum Uferwall war senkrecht ausgehoben. Ich wollte doch einen großen Ufergraben, in den Fachbeiträgen wird es einem mehrfach eingebläut!
StefanS schrieb:
Zum Bau des Ufergrabens fällt mir hauptsächlich eine Bemerkung ein: Grösser ! Baut den Ufergraben so breit, wie die Bedingungen das bei Euch so eben noch zulassen ! Ein breiter Ufergraben lässt gestalterischen Spielraum, nimmt eine Vielfalt von Pflanzen auf und wirkt optisch zauberhaft.
Aber ein Bagger kann nur wegnehmen, zutun ist verboten:
StefanS schrieb:
Der Untergrund unter dem Uferwall muss besonders fest und stabil sein: Entfernen Sie hierfür allen Oberboden, der noch humos und weich ist… Uferwall und Ufergraben sollten Sie von Hand ausheben bzw. anlegen. Grassoden oder Erdreich als Baumaterial sind für einen Uferwall keinesfalls fest genug... Grassoden oder Erdreich als Baumaterial sind für einen Uferwall keinesfalls fest genug.
Ich benötigte keine steile Böschungswand in den Ufergraben, sie musste doch schräg sein.
comp_Modellierung0006.jpg  comp_Modellierung0007.jpg  comp_Modellierung0008.jpg 
So wurde sie mit Kalkschotter angelegt, je zwei Sack Zement in die fertigen Schotterwände trocken eingefegt, die immer wieder auftretenden Regenschauer erledigten den Rest. Das steht.

Die Uferwallkrone und die Verkleidung der Schotterwände wurden aus einer festeren Betonmischung gefertigt.
comp_Modellierung0012.jpg  comp_Modellierung0013.jpg  comp_Modellierung0014.jpg 

Dank des Nivellierlasers war durch die reichlich vorhandenen Markierungspflöcke die Einhaltung des Uferwallniveaus von etwa 10 Zentimeter über dem übrigen Gartenland ein Kinderspiel. Der Uferwall ist zwingend in Waage, das Gartenland schwankt naturgegeben irgendwie, das sollte mich später noch beschäftigen.

Mein zweiter Baufehler, das Klärloch. Es ist größer geworden als auf dem Planungsentwurf, fast ein Klärbereich. Zwei gegenüberliegende Wände sind nicht senkrecht ausgeführt sondern so richtig schön schräg (hatte der Baggerfahrer mich nicht gefragt ob er die beiden schmalen Seiten etwas anschrägen soll...), von diesen Schrägen hat niemand etwas, sie klauen dem Pflanzbereich außerhalb des Klärloches nur kostbare Fläche und unten im Klärloch bewirken sie auch nichts anderes.
Mein Baggerfahrer hatte um den oberen Klärlochrand eine Rille gezogen, dort sollten ursprünglich Teichsäcke gelegt werden, abrutschendes Substrat sollte durch diesen kleinen Wall aufgehalten werden. Nach dem Unwetter war daran nicht mehr zu denken, die Rille existierte nur noch ansatzweise. Für die Teichsäcke hätte der Platz wahrscheinlich nicht ausgereicht. Eine wirkungsvolle Verbreiterung wäre aus Platzgründen auch gescheitert, die Neigung des Regenerationsbereiches war dort an einigen Stellen bereits grenzwertig.
Wieder einmal blieb nur Beton. Die Rille nachgezogen, alle Meter noch ein paar (Angst)-Löcher, ein wenig (Angst)-Bewehrung und der Wall kann nach freien Wünschen hoch und schmal gestaltet werden.
comp_Modellierung0009.jpg  comp_Modellierung0011.jpg  comp_Modellierung0015.jpg  comp_Modellierung0016.jpg 
Selbstverständlich sind dann noch die kosmetischen Arbeiten, hier ein paar Zentimeter mehr Tiefe, dort Wurzeln entfernen, Steine auflesen oder auch Glassplitter entdecken. Irgendwann ist man dann damit fertig oder besser gesagt: es ist gut genug.

Damit ist die Zeit reif für das Vlies.
Im übrigen habe ich nur Fotos bei Sonnenschein, später bei Nicht-Regenwetter geschossen, die Abstände wurden immer größer. Bis zu diesem Zeitpunkt waren es knapp drei Wochen welche mich das Wetter gekostet hatte.
 
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Das Vlies

Das Vlies, oder besser die korrekte Bezeichnung das Geotextil (google liefert da ganz andere Treffer)
Hier gibt es wenig zu berichten, die Verlegung des Vlieses ist eine Fleißaufgabe.
Für dieses Projekt waren etwa 600 m² Vlies nötig.
So waren es 10 Rollen mit 30 m Länge und 2 m Breite.

comp_Vlies0011.jpg 

Bei einem Gewicht von 1000 g/m² beträgt das Rollengewicht 60 kg, das Vlies besitzt die Konsistenz eines Teppichs.
Die Wälle erhielten ein wenig Sand um die gröberen Betonunebenheiten auszugleichen.

comp_Vlies0005.jpg  comp_Vlies0006.jpg  comp_Vlies0007.jpg 

Das Verlegen bereitete keine größeren Schwierigkeiten, die Bahnen wurden kurz gestückelt.
Auf einen Cutter zum Schneiden habe ich im Gegensatz zum Vorjahresteich verzichtet, stattdessen kam eine stabile, scharfe Tapetenschere zum Einsatz. Man darf nur nicht schnippeln, wesentlich effektiver ist das 'Schieben' mit halb geöffneter Schere. Der 2 m Bahnabschnitt ist so in etwa 10 Sek. erledigt.
Die einzelnen Bahnabschnitte wurden mit einigen Zentimetern Überlappung verlegt. Diese Überlappung etwas angehoben, in den entstehenden Spalt kurz eine Heissluftpistole gehalten und die beiden angeschmolzenen Vliesränder aneinandergedrückt. Die Klebestelle hält sofort.
Alles in allem dauerte die komplette Verlegung trotzdem knapp zwei Wochen, verursacht durch immer wieder auftretende Regenschauer (nasses Vlies lässt sich thermisch nicht verkleben).
Und noch eine Bemerkung am Rande: diese Vliese sind äußerst robust, der oft angeführte Kugelschreibertest (mittels Muskelkraft darf es nicht gelingen einen Kugelschreiber durch das Vlies zu drücken) ist ein Zeichen dafür.

comp_Vlies0002.jpg comp_Vlies0001.jpg  comp_Vlies0003.jpg  comp_Vlies0004.jpg  comp_Vlies0008.jpg  comp_Vlies0010.jpg comp_Vlies0009.jpg 
 
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Folie - Aufmaß

Die Folie ist das kostenintensivste Teil, ein Preisvergleich lohnt sich hier ungemein.
Wie bereits erwähnt wählte ich 1,52 mm EPDM Folie von Firestone, die Vorteile von EPDM sind hinlänglich bekannt.
Nach dem Einholen von verschiedenen Angeboten (selbst einige gestandene Folienlieferanten kapitulierten vor einer Klebenaht) landete ich schließlich wieder beim Vorjahreslieferanten, Otte Kunststofftechnik.
Bei den ersten, kleineren Teichentwürfen war ich irgendwo bei einer Foliengröße von 350 m² angekommen, der endgültige Planungsentwurf am PC signalisierte mir bereits eine Größe im 500 m² Bereich.
Jetzt folgte das Messen an der fertigen Baugrube. Es geht nur mit einer Schnur, sie muss sich zwingend dem Profil angleichen. An den breitesten, den längsten Stellen und den tiefsten(!) Stellen wurde so gemessen, sicherheitshalber im 5 m Raster.
Natürlich zählt der Ufergraben mit dazu.

StefanS schrieb:

Erstens: “Ein Ufergraben ist teuer.” Oft muss das Erdreich des künftigen Ufergrabens abgefahren werden, Kosten für Sand und Zement (Uferwall), Mehrbedarf an Folie und Vlies, Ufermatte kommt zusätzlich, und die zahlreichen Pflanzen für den Ufergraben einschliesslich Einsaat des Uferwalles läppern sich. Stimmt. Ein Ufergraben verursacht erheblich Zusatzkosten und spart an anderer Stelle nichts ein. Es sei denn die ebenfalls teuren und unnatürlichen Kiesschüttungen, die an vielen Teichen zu beobachten sind. Es wurde bis heute schon so viel Kies in tausende von Gartenteichen gekippt, dass viele Leute zu glauben scheinen, das müsse so sein. Muss es nicht. Ein Kies- oder Steinufer wird sich niemals harmonisch in einen Garten einfügen (vielleicht einmal abgesehen von einem Koiteich in einer japanisch geprägte Anlage) – einmal abgesehen davon, dass es kein Vergnügen ist, ein Kiesufer einer Grundreinigung zu unterziehen, wenn sich Schlick und Schlamm zwischen den Steinen gesammelt und alles zu einer festen Masse verbacken haben. Das aber ist beim Kostenaspekt zu beachten: man muss auch die Kosten mit in sein Kalkül einbeziehen, die ohnehin entstehen, um den Teich harmonisch in die Gesamtanlage einzubeziehen. Und dann sind die (immer noch vorhandenen) Mehrkosten für den Ufergraben nicht mehr so dramatisch.

Zweitens: Ein Ufergraben beansprucht Fläche; Fläche, die ohnehin immer zu knapp ist. Lieber einen größeren Teich als wertvolle Fläche für den Uferwall “verschenken”. Hier kann ich es jetzt relativ kurz machen: Ein Gartenteich, der unharmonisch und übergangslos in den Garten “gepflanzt” ist, wirkt nicht, da kann man ihn so gross machen, wie man will. Ein unharmonischer großer Teich ist kein Stück besser als ein unharmonischer kleiner Teich. Für die Integration des Teiches in die Gartenanlage benötigt man nun einmal Platz. Und diesen Platz kann man (zumindest teilweise) auch für den Ufergraben verwenden.

EPDM Folie der Stärke 1,52 mm wird mit einer maximalen Rollenbreite von 15,25 m konfektioniert. Der obere Teichbereich ist breiter, hier musste angeklebt werden. Es ist eine doppelt verklebte Naht (Bahn auf Bahn mehrere Zentimeter breit verklebt, zusätzlich auf der anderen Seite mit einem Nahtklebeband), eine Lieferantengarantie auf Dichtheit und Haltbarkeit ist selbstverständlich.

Nochmal kurz zurück zum Messen.
Der Mailverkehr zwischen dem Folienlieferanten und mir war informativ und nie langweilig. :cool:
Auf mein gemailtes Rastermaß kam der Hinweis das ich sicherlich vergessen habe den Einstieg zu berücksichtigen...
Ich gebe zu das ich am selben Abend den Tipp von Fr. Otte gefolgt bin und mit Wellpappe (plus weiteren Kartonagen) den Schwimmbereich samt Einstieg modellhaft nachgebaut habe. Mit einem Stückchen dünner Folie konnte ich wunderbar erkennen was passiert wenn die Folie in die Einstiegsbucht gezogen wird.

Es wäre in der Länge zu knapp geworden.

Nochmals gemessen, einen Sicherheitszuschlag einkalkuliert.
Schließlich war das Endmaß ermittelt, ein Monolith von 703 m² . :shock
Folie_epdm.jpg 

Es sind in der Summe die Tiefen und Schrägen, der Einstieg und wieder der Ufergraben welche die benötigte Folienfläche gegenüber der tatsächlichen Wasserfläche so anwachsen lässt. Mit dem Preis von 12,90 € pro m² war ich einverstanden, in ihm steckte nicht nur die Klebenaht sowie das 1000g Vlies, darüber hinaus gab es noch ein Sahnehäubchen. Im schlimmsten Falle, wenn nach erfolgter Verlegung irgendwo der berüchtigte Folienmeter fehlen sollte, hätte der Lieferant mir vor Ort die fehlende Folie professionell angeklebt. Mit solch einem Angebot schläft man ruhiger.
Doch wie wird sie vor Ort abgewickelt? Als Antwort erhielt ich die Aussage das die Folie gefaltet und dann aufgewickelt ist. Ich muss sie demzufolge abwickeln und entfalten. So einfach geht das, man benötigt nur eine Menge Leute. Ich entgegnete schon das die Rolle 1265 kg wiegt, diese Last muss ich bauseits mit einem Kran an dem Punkt absetzen wo der Lieferant es mir vorschreibt. Ich würde einen Plan erhalten in welchem der entsprechende Absetzpunkt markiert ist.

Okay. -auf dieses Okay komme ich noch einmal zurück-

Ein paar Tage vor der Folienlieferung erhielt ich den Absetzpunkt gemailt.
Plan_Lieferant.jpg 
 
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Folie - Lieferung

Am 19. Mai war es soweit, die Spedition meldete sich vormittags telefonisch an und kam pünktlich.

Aus dem Gedächtnisprotokoll hier der Dialog zwischen mir und dem Fahrer:
  • Fahrer: ich bringe die Ladung
  • PB: sehr schön, du musst aber von deinem Hänger abkuppeln, bei mir hier hinten kannst du so besser rangieren
  • Fahrer: nö, lade gleich hier ab
  • PB: ? (böses ahnend)
  • Fahrer: wo ist denn der Stapler
  • PB: (hatte son'Hals) ich habe zwei Stück, einen Dreitonner und den großen Zwanzigtonner, beide stehen hinter dem Haus, die brauchen wir aber nicht, schau bitte auf deinen Lieferpapieren nach dort findest du die Worte 'frei Boardsteinkante' (mit dem Zeigefinger auf diese nach unten zeigend)
  • Fahrer: "§(/&$%§!)ü! schon wieder, so eine Sch####, das ist eine Annahmeverweigerung
  • PB: nein, ich nehme gerne an, aber du kannst ja nicht liefern, das ist eine Lieferverweigerung (das Wort kannte er noch nicht)

Was folgte war ein 30 minütiges telefonieren meinerseits mit dem Lieferanten, des Fahrers mit dem Subunternehmen, dieses mit der richtigen Spedition, der Lieferant mehrfach mit allen.
Die Lösung kam dann mit Nachdruck von mir. Ich teilte mit das ich einen Stapler besorge, das geht aber erst am nächsten Tag. Da die Transportverpackung der Folienrolle bereits etwas ramponiert aussah bat ich den Fahrer er möge bitte die Ladung auf dem LKW lassen, er würde bestimmt in 24 Stunden wieder hier stehen.
Er bezweifelte dieses energisch.
Nach 24 Stunden waren wir wieder beisammen, der Teleskopstapler incl. Fahrer auch.
Die Ladung hatte den LKW zum Glück nicht verlassen, nicht auszudenken wenn die Folie beschädigt gewesen wäre.
(wie die Spedition die Ladung ursprünglich auf den LKW gebracht hatte schreibe ich hier nicht)

hier sieht man bereits das die Holzpaletten gelitten haben:
comp_Lieferung0001.jpg  comp_Lieferung0002.jpg  comp_Lieferung0003.jpg 

einmal umsetzen und mit ein paar langen Schlupps angehoben (wir müssen über den Zaun!):
comp_Lieferung0004.jpg  comp_Lieferung0005.jpg  comp_Lieferung0006.jpg 

und abgesetzt.
comp_Lieferung0007.jpg  comp_Lieferung0008.jpg  comp_Lieferung0009.jpg 


Wie geht es jetzt weiter?

Ja, bitte, jetzt liegt hier ein 1,3 to schwerer runder Moloch, nach dem Entfernen der Transportsicherung habe ich einmal daran gerüttelt und gewackelt. :staun
 
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Folie - Drehbare Lagerung

Diese Folienrolle musste abgewickelt werden, das war ja geklärt.
Zum Abwickeln muss sie aufgebockt und in eine Drehung versetzt werden, so schwer kann das nicht sein, siehe große Kabeltrommeln.
Ein sechs Meter langes Rohr war noch am Tag der Lieferung besorgt und durch den Pappwickelkern gesteckt.

comp_Lagerung0001.jpg 

Die Folienrolle lag recht genau auf dem Absetzpunkt, und sie lag richtig herum, auf ihr war die Abwickelrichtung skizziert.

comp_Lagerung0002.jpg  comp_Lagerung0003.jpg 

Nach dem Entfernen der Transportsicherung konnte ich die Windungsenden der Folienwicklung erkennen, das breite Teil (der kurze Schenkel vom 'L') mit der Klebenaht war der äußere Wicklungsteil, er wurde demzufolge zuerst abgewickelt.

comp_Lagerung0004.jpg  comp_Lagerung0005.jpg 

Hmm. Wie war das mit dem 'Okay' oben?

Hatte der Lieferant angenommen das ich die Folienrolle am Teichrand auf ebenen Gelände längs des Teiches abrolle und dann entfalte?
Wo entlang bitte soll ich den fast anderthalb Tonnen Koloss rollen? Nach 30 Zentimetern liegt er im Ufergraben und nach weiteren 15 Metern fallen die dann restlichen 500 kg in die Einstiegsbucht.
Ich meine das ich bei der Folienbestellung nicht deutlich genug auf meine Gegebenheiten hingewiesen habe. Durch die L-Form musste ich durch den Teich hindurch, nicht an seinem Rand enlang!
Wie weiter?
Ganz klar, die Folienrolle muss zwingend am Ort bleiben und dort abgewickelt werden.
Dann ist es fast egal (schaun wir einmal ob es sich bewahrheitet) nach welchem System die Folie gewickelt ist: das vordere, bei der Folienrolle bleibende geklebte Ende Außen oder das andere, weit entfernte Ende Außen.

Es folgt ein Zeitschnitt von etwa acht Wochen, Geländemodellierung, Betonwälle und Vliesverlegung erfolgten in diese Zeit.
Und Regen, Regen, Regen.

Als erstes musste die Rolle drehbar werden. Bei solchen Gewichten hilft keine Hobbytechnik aus dem Bastelkeller mehr, hier benötigt man industrielle Unterstützung.:oki
Einen Tag vor dem anberaumten Verlegungstermin kam es zur endgültigen Lagerung der Folienrolle. Hydraulische Schwerlastheber hoben die Rohrenden auf Schwerlastrollen welche auf den Rücken gelegt wurden (mittels solcher Rollenkästen werden im industriellen Bereich schwere Maschinen gerückt).

comp_Lagerung0006.jpg comp_Lagerung0009.jpg  comp_Lagerung0010.jpg 

Natürlich passierte wieder etwas womit ich nicht gerechnet hatte was aber völlig logisch ist. Das Stahlrohr bog sich unter den 1,3 to, es wurde krumm wie eine Gurke. Das wiederum bedeutete das sich das Stahrohr bei beiden Schwerlastrollenkästen in die inneren Rollenenden drückte worauf die Rollenkästen ankippten und das Rohr am geschweißten Rahmen aufsaß. Nach einer Schrägstellung der Rollenkästen entkrampfte es sich.

comp_Lagerung0008.jpg  comp_Lagerung0011.jpg 

Es war Spätabends geworden, die Folienrolle hing frei zwischen den Rollenkästen auf der Holzpalettenkonstruktion, die Transportverpackung war entfernt (die Paletten unter der Folie hatten sich fast vier Zentimeter in den harten Boden gedrückt) und ich konnte die Folienrolle ein ganz klitzeklein wenig mit dem Stahlrohr auf den Schwerlastrollen drehen, sie pendelte immer wieder zurück da sie ja auf dem krummen Rohr etwas durchhing.

Das mit dem Pendeln beschäftigte mich nur ganz kurz, schließlich sollte am morgigen Samstag eine ganze Mannschaft zusammen mit mir die Folie verlegen...
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Folie - Verlegung 1

Nach einer eher durchwachten Nacht brach ein wunderschöner Sonnentag an und alle kamen, über ein Dutzend Leute. Eine kurze Einweisung erfolgte, insbesondere über den Abwickelmodus. Alle verstanden das das äußere Folienende hier bei der Rolle verbleiben muss. Ein, zwei Umdrehungen abwickeln, Richtung anderes Teichende ziehen, wieder abwickeln usw.
Also los, vier Mann hinter die Rolle und gedreht.

Es passierte - nichts. NICHTS!

Sie pendelte zurück, etwas stärker als gestern abend. Das tieferliegende Gewicht muss hochgehoben werden um eine kompletten Umdrehung zu vollenden (wer einmal in der klassischen Physik nachschauen möchte, der 'Steinersche Satz'), man benötigt dafür ungleich mehr Energie als für die reine Rotation. Glücklicherweise interessierte sich für diese wissenschaftlichen Ergüsse in diesem Moment niemand, zwei Frauen sprangen zusätzlich hinter die Rolle und mit einem kräftigen "Hau Ruck" drehte sie sich!

Aber nicht mein Stahlrohr, der Steinersche Satz hielt es fest, bis zur letzten Windung.

Was sich drehte war die Folienrolle mit ihrem Papprohrwickelkern AUF dem fest stehenden Stahlrohr.
Die Folie war sehr straff gewickelt und diese Gummirolle mit Papprohrwickelkern bog sich um keinen Millimeter. Es waren nur ein paar Qudratzentimeter Berührungsfläche welche der Papprohrwickelkern mit dem glatten Stahlrohr hatte, durch die Durchbiegung des 88 mm Rohres im 180 mm Pappkern hing das Rohr frei bis auf die besagten beiden Enden. Wahrscheinlich hätte ein wenig Vaseline an den Reibungsstellen die Drehmannschaft halbiert.
Die Schwerlastrollen hatten ihre angedachte Funktion verloren, genau so gut hätte ich das Stahlrohr an den Holzpaletten anschrauben können.
(ich bin mir trozdem sicher das es mit dem Drehen eines Aufnahmerohres auf Rollen funktioniert, hätte ich ein 180 mm Rohr gehabt)

Die ersten zwei Meter fielen in den Ufergraben (die Folie ist an dieser Stelle 24 m breit, das sind bereits 90 kg) und die Rolle drehte sich weiter.
Jetzt sollte der erste Teil nach hinten gezogen werden (die Rolle drehte sich) und man zog an der sich bildenden Folienschlaufe in Abwickelrichtung.

Irgend etwas stimmte nicht.

Die insbesondere durch das angeklebte Teil vielen Faltungen hatten dazu geführt das die Mannschaft praktisch eine Windung geteilt hatte, ein Teil der Windung fiel in den Ufergraben und der andere Teil wurde nach hinten gezogen. Nach einer weiteren Umdrehung wurde die Rolle gestoppt, es war Chaos.
Der Ufergraben war voll mit einem Folienhaufen, nach hinten waren etwa zwei Meter gezogen, was eine komplette Einzelwindung darstellt war nicht zu erkennen und überhaupt, sind wir wirklich am richtigen Ende? Meine Stimmung am Nullpunkt (oder etwas darunter).

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Jetzt bildete sich der Mannschaftsgeist, der eine fand in den den Falten die 25 cm breite Klebenaht und drei weitere separierten eine Einzelwindung. Wir waren definitiv am richtigen Ende. Nach drei weiteren Umdrehungen -die Frauen meinten es dreht sich ganz leicht- erschien das Ende der Klebenaht mit einem Verstärkungsflansch. Mit vereinten Kräften zogen wir die vier Meter breite Vielfachbahn vom Absetzpunkt Richtung Uferwall wie auf der Zeichnung angegeben. Das Ziehen erfolgte etwa in Schrittgeschwindigkeit, nach meinem Dafürhalten war es eine riesige Geschwindigkeit, das Tal der Tränen hatten wir verlassen. Wie schon von anderen Teichbauern berichtet gleitet die Folie auf dem verlegten Vlies recht gut.
Der innere Eckpunkt des L's, das Ende der Klebenaht lag ungefähr an der richtigen Stelle und wir entschieden uns zuerst den langen Teil auszuziehen. Die Rolle wurde vollends abgewickelt wobei die Abwicklung in zwei bis drei Meter Schlaufen im Regenerationsbereich aufgebaut wurde. Der Pappkern lag frei, meine Konstruktion hatte ihren Zweck erfüllt, das Folienende hielten wir in den Händen.
Dieses Bahnende bekamen wir in wenigen Sekunden bis fast zum Einstieg gezogen, was für eine Geschwindigkeit!

Die nächste Bahnschlaufe herangeholt und weiter, und weiter. Die Folie war komplett ausgerollt.

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Es kam zum Entfalten der Bahn, begonnen wurde mit dem kurzen Teil über das Klärloch. Gemeinsam ziehen und gemeinsam wedeln ist die Devise, und immer wieder wedeln. Die Folie gleitet wunderbar auf dem Luftpolster!

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AW: Naturnaher Schwimmteich von Peter

Die Folie - Verlegung 2

Zum Rest ist nicht viel zu berichten, den langen Teil entfalten und an verschiedenen Punkten nochmals aufwedeln und korrigieren war für die bereits erfahrene Mannschaft fast Routine.

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Die gröbsten Falten im Schwimmbereich waren zusammengefasst und dem Rest der Falten sollte in Fleißarbeit beizukommen sein.

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Wir, vier Frauen und dreizehn Männer, hatten es geschafft in etwas über zwei Stunden im Stück 700 m² EPDM-Folie der Stärke 1,52 mm zu verlegen.

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Es wurde noch ein schöner Grillnachmittag-abend.

In den nächsten Tagen kam es zum ersten Beschnitt der Folie, sie war zu groß was aber sicherlich besser ist als zu klein. Ein positiver Nebeneffekt ist der das auf jeden Fall die Folie den Bachlauf komplett mit abdeckt.
Die Faltenbehandlung dauerte an, viele kleine Falten zu möglichst großen, weil wenigen ist das Ziel. Wo später Substrat ist kann man sie nicht sehen, genau so beim Einstieg oder im verkleideten Klärloch.
Alle Falten bekommt man prinzipbedingt nicht weg, punktum.


Mein Fazit zum Thema EPDM Folie:

  • muss geklebt werden einen Lieferanten wählen der dies kann und dafür gerade steht
  • nie und nimmer die Foliemaße nach einer Zeichnung bestellen, mit einer ausgelegten Schnur an und in der Baugrube messen
  • bei unklaren Tiefenprofilen ein ungefähres Modell basteln und die Längen- oder/und Breitenkürzung mit Folie bzw. dünnen Stoff simulieren und mit einbeziehen
  • der Folienlieferant muss belegbar über die konkreten örtlichen Lageverhältnisse informiert werden, dazu gehören Lageplan, wenn bereits vorhanden Fotos der Baugrube (dann aber unbedingt anzuraten) und Art und Weise des Abwickelmodus (Rolle kann auf Erdboden gerollt werden oder muss aufgebockt und abgerollt werden), Frage 'Wo ist welches Folienende' schriftlich klären
  • Spedition und Entladung bestätigen lassen
  • muss die Folie stationär aufgebockt und abgerollt werden sollte dies eine Woche vor dem Verlegetermin erfolgen
  • mit fünf Mann muss eine 1 to Folienrolle drehbar sein! auch dies eine Woche vorher prüfen
  • beim Verlegen die Folie ziehen, nicht versuchen sie zu heben, Luft unter die Folie wedeln
  • bei einem Gewicht von 1 to sollte die Verlegemannschaft aus wenigstens einem Dutzend Leuten bestehen
  • ich behaupte das selbst bei 2 to noch nicht Schluß mit solch einer Verlegeart ist, die Verlegemannschaft dürfte dann bei 20 Mann liegen
 

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