sonstige - Ewald_Ewalds Teichdoku zur langfristigen Sanierung eines 2.000 m² Naturteiches

Ewald_Ewald

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Juni/Juli 2016 - Zur Problematik und Geschichte unseres Teiches

Da ist sie - die Dokumentation zur langfristigen Sanierung eines knapp 2.000 m² Teiches. In meinem Vorstellungs-Thread wurde ich darum gebeten, weitere Einblicke in dieses Projekt zu geben und es zu dokumentieren. Nach und nach werde ich also die Maßnahmen und Ergebnisse, Erfolge und Rückschläge hier festhalten. Lassen wir uns überraschen!

Am besten beginne ich mit den Daten:

Wasserfläche gesamt: ca. 1.850 m²
(darin zwei Inseln, eine mit ca. 190 m², eine mit ca. 25 m²)

Max. Tiefe: ca. 3 m

Durchschnittliche Tiefe: ca. 1,5 m

Max. Wassermenge (ohne Schlamm): ca. 2.775 m³​


Der Boden (unterhalb des Schlammes) besteht aus Ursand auf einer Lehm/Tonschicht, weshalb tieferes Ausbaggern nicht möglich ist.
Der Teich befindet sich innerhalb eines Wasserschutzgebietes.

Fischbestand:
99 % Cypriniden, Aale (immer mal wieder an der Angel), Rest (ausgesetzt): min. 4 Hechte, 5-10 Flussbarsche

Es handelt sich um einen Naturteich (keine Folie) innerhalb eines abgetorften Moorgebietes (heute statt Torfabbau umliegend landwirtschaftliches Grünland/Maisacker). Der Teich hat keinen (natürlichen) Ab- oder Zulauf - wird lediglich von Grund- und Regenwasser gespeist. Auf dem nördlich angrenzenden (ehemaligen) Grünland haben wir ca. im Jahr 2000 einen Erlen-/ Eichen-/Hainbuchen-Mischwald aufgeforstet. 2001-2002 haben wir dann den ursprünglichen Teich (das war das relativ flache Stück zwischen den beiden Inseln) mit Großgerät (Raupe und Kettenbagger) entschlammt, wobei das Gewässer etwas - sagen wir mal "unwesentlich"... - vergrößert wurde (Luftbild aus 2002):

Teich_LuBi_2002.jpg 
(Quelle: arcgis.com, bearbeitet)

Im Anschluss an diese erste "Sanierung" haben wir natürlich auch eine entsprechende Bepflanzung vorgenommen, welche sich nach etwa 2 Jahren auch anständig etabliert hatte. Wenn der Wasserstand zu sehr sinkt können wir über ein PVC-Rohr anfallendes Waldwasser in den Teich einleiten (hauptsächlich im Winterhalbjahr).
Da es sich dabei um Oberflächenwasser handelt, ist es eher nährstoffarm - und funktioniert natürlich nur, bis sich Wasserstand-Teich und Grundwasserstand-Wald etwa auf einer Höhe befinden... Im Laufe der Zeit fliegen dann Birke, Pappel und Weide an und machen sich nicht nur am Ufer, sondern durch Wurzelausläufer auch mitten im Teich breit - 2011 sah der Teich dann etwa so aus:

Teich_LuBi_2011.jpg 
(Quelle: arcgis.com, bearbeitet)

Durch die rasante Vermehrung von hauptsächlich Rotfeder und Schleie aber auch anderen Friedfischen gingen im Laufe der letzten 5-10 Jahre fast alle (!) submersen Pflanzen verloren, wenige Teich- und Seerosen haben sich gehalten. Auch die Eignung als Laichgewässer für Amphibien hat dadurch deutlich gelitten. In ihrer Anzahl absteigend sortierte Arten dieses Jahres sind Erdkröte (etwa Hundert, vormals mehrere Tausend), Teichmolch, Teichfrosch und Grasfrosch - Laich und Larven/Quappen werden sodann von den Fischen gefressen, da er aufgrund fehlender Vegetation nicht geschützt genug platziert werden kann.
Auch das Artenspektrum der Insekten (vornehmlich Libellen) geht zurück. Je nach Jahreszeit fühlen sich ein Grau- oder Nilganspaar, eine Truppe Blässrallen und ab und zu Stockenten wohl. Außerdem ist uns anscheinend eine Zierschildkröte zugelaufen, die wir neulich beim Rasenmähen entdeckt haben.

Hier eine Gruppe Nilgänse im Sommer 2010 - die lassen sich nach erfolgter Brut erstmal lange nicht blicken, kommen aber gerne zum Ende des Sommers noch einmal mit der gesamten Familie zurück (man erkennt auch den gefallenen Wasserstand):

SIMG3030.JPG 

Hier noch ein Luftbild von (ca.) 2014 - man erkennt die deutliche Zunahme des Bewuchses mit Weide und Birke:

Teich_LuBi_2014.jpg 
(Quelle: umweltkarten-niedersachsen.de, bearbeitet)

Juni 2016 - Der Plan reift

Wir haben also mit allerlei "Problemen" zu kämpfen (welche natürlicherweise keine wären, aber wir möchten ja das Gewässer erhalten und es nicht verlanden lassen):
  1. Durch den starken Bewuchs mit Gehölzen landen erheblich zu viele Nährstoffe im Teich. Diese können in der Masse nicht genügend abgebaut werden und der Teich verschlammt und verlandet damit viel zu schnell.
  2. Durch den viel zu hohen Friedfischbesatz besteht ein erheblicher Fraßdruck auf submerse Pflanzen (und auf das Zooplankton). Dies hat Auswirkungen auf den Sauerstoffhaushalt (mit allem, was dazu gehört) und damit auch auf die aeroben Abbauprozesse (Schlamm).
  3. Es bilden sich Faulgase, die in 2 Wintern zum Tod von ca. 5 größeren (>30 cm) Fischen (Hechte, Graskarpfen) geführt haben. Der während "Aufräum- und Entholzungsarbeiten" aufgewühlte Schlamm enthält deutlich wahrnehmbare Faulgase. Zudem gab es mehrere Algenblüten in den letzten heißen Sommern, welche jedoch (zum Glück) noch nicht zum Umkippen geführt haben. Insgesamt ist das Wasser sehr instabil.
Hier ein Bild kurz nach einer relativ heftigen Algenblüte aus dem Sommer 2012:

2012-08-01 10.08.25.jpg 

Aus diesen Gründen haben wir in diesem Jahr eine Art "Masterplan" zur langfristigen Sanierung bzw. Therapie aufgestellt.

Das Wasser ist momentan nicht von Schwebstoffen (Phytoplankton) durchsetzt, jedoch - einem "Moorgewässer" mit den genannten Problemen typisch - gelblich eingefärbt (Gerb- und Huminstoffe).
Nitrifikanten scheinen in zu geringer Anzahl vorzukommen (deshalb wohl die Ammoniakschübe im Winter), was auf einen zu geringen Sauerstoffgehalt hinweist.

Wasserwerte vom 13. Juli 2016 (Teststreifen, Probe aus ca. 1 m Tiefe des südlichen Teils):​

Nitrat: 0 mg/l
Nitrit: 0 mg/l
Gesamthärte: <3°d
Karbonathärte: 0°d
pH-Wert: 6,4​

...es ist also selbst mit dem groben Streifentest noch sehr viel "Luft nach oben". Genauere Analysen werden wir veranlassen, sobald die Grundsanierung steht. Fest steht für uns allerdings, dass wir keinerlei "Mittel" (Mineralien, Kalk, etc.) in den Teich kippen werden, da sich früher oder später aufgrund der Größe und des Wassergehaltes ein dem Gewässer adäquater Zustand von selbst einstellen wird. Zierfische kommen ohnehin nicht in Frage, da der Fischreiher bei seinem täglichen Besuch diese mit Vorliebe zuerst verspeisen würde.

Die Wassertiefen (blau) und Schlammhöhen (rot) haben wir vor einigen Wochen (grob) ermittelt:

Teich_Tiefen_Schlamm.jpg 
(Quelle: umweltkarten-niedersachsen.de, bearbeitet)

Oberste Priorität hat zunächst die Reduzierung von Nährstoffeinträgen durch das Herbstlaub der umstehenden Bäume. Dazu werden nach und nach die unmittelbar am Gewässer stehenden Gehölze entfernt (ausgewählte, nicht stockausschlagende oder wurzelausbreitende Gehölze bleiben, um die Sonneneinstrahlung zunächst etwas zu begrenzen). Damit wird die Windhöffigkeit erhöht, was zu höherem Sauerstoffaustausch an der Gewässeroberfläche führt. Außerdem sorgen ein paar Schafe zuverlässig dafür, dass Brombeeren und erneut aufkommende Gehölze sich nicht breit machen können.

Wir planen, im südlichen Bereich des Teiches (größte Wassertiefe) ein Olzsewski-Rohr zur Ableitung des nährstoffreicheren, tiefer liegenden Wassers zu installieren. Mit den Regenfällen im Frühjahr/Herbst dürfte das zu einer wenigstens mittelfristigen Senkung der Nährstoffbelastung und zu einem höheren Wasseraustausch insgesamt führen. Abgeleitet wird das nährstoffreichere Wasser dann über einen etwa 15 m entfernten landwirtschaftlichen Graben.

Um den aeroben Abbau des Schlammes, also die Entwicklung von aeroben Bakterien (besonders im alten Mittelteil zwischen den Inseln) zu fördern, installieren wir dort in den nächsten Tagen eine "Schlammbelüftung", indem wir mittels Seitenkanalverdichter und Belüftungsschlauch (50 m) atmosphärische Luft direkt über/in den Schlamm einbringen. Damit wurden bei mehreren (auch wissenschaftlich begleiteten) Projekten deutliche Erfolge erzielt. Die Menge der ausströmenden Luft wird so gering wie möglich gehalten, um ein fortwährendes Aufwühlen und zu starke Durchmischung zu minimieren (auch wenn es sich nicht ganz vermeiden lässt). Insgesamt sollte sich der Sauerstoffgehalt des Wassers damit erhöhen und auch in anderen bereichen des Teiches den Schlammabbau fördern. Eine maschinelle Entfernung kommt leider nicht mehr in Frage, da wir damit zum einen Wald, zum anderen wertvolle Obst- und Blumenwiesen zerstören müssten. Abpumpen/-saugen und Entsorgung sind ebenso nicht möglich - allein aufgrund der Menge. Über das Einbringen der Luft würde (wenigstens partiell) auch CO2 "ausgesprudelt"/"ausgewaschen".

Um dem Fischbestand dauerhaft Herr zu werden, setzen wir eine größere Anzahl Flussbarsche aus - evtl. noch den ein- oder anderen Hecht oder Zander, deren Bestand sich im Laufe der Zeit über die sinkende Anzahl an Nahrungsfischen selbst regulieren wird - bis dahin können sie sich austoben.
Damit sollten sich dann auch wieder submerse Pflanzen etablieren können. In den letzten Jahren haben wir zwar schubkarrenweise Wasserpest und Hornblatt eingebracht - aber die Friedfische haben davon nichts übrig gelassen. Einzig im flacheren nördlichen Bereich breitet sich langsam etwas Igelkolben aus, neben Schwertlilien (viele), Teichminze, Teichbinse, und Sumpf-Vergissmeinnicht (rudimentär) an den Gewässerrändern die einzigen wirklich regelmäßig vorkommenden Pflanzenarten.

Wir gehen davon aus, dass sich bis zum Herbst deutliche Ergebnisse beim Schlammabbau zeigen und wir den Lufteintrag dann reduzieren/beenden können - diese Prozedur aber ggf. in anderen Bereichen im nächsten Jahr wiederholen.
In 1-2 Jahren sollte der Friedfischbestand deutlich zurückgefahren sein und in 2-3 Jahren sollte ein belastbarer Bestand an Unterwasserpflanzen vorhanden sein, womit sich die Wasserwerte insgesamt verbessern bzw. auf einem günstigen Niveau einpendeln.
Wenn in dieser Zeit Fische sterben oder Algen explodieren wird das insoweit toleriert, als wir einen stabilen Zustand erst auf lange Sicht erreichen wollen. Ein klarer Forellenteich wird es wohl nicht werden, aber die Barsche lassen sich ja auch fein angeln und verspeisen.

Im den nächsten Beiträgen werde ich einen kurzen Rundgang um den Teich machen und auch die ersten durchgeführten Maßnahmen erläutern. Später wird es dann auch eine detailliertere Bebilderung geben - bislang gab es dazu ja keinen Anlass...



1. Nachtrag:
@Zacky machte mich freundlicherweise darauf aufmerksam, dass ich hier die alleinigen Schreibrechte besitze (etwaige Diskussionen über die Kommentare wären auf jeweils 300 Zeichen begrenzt) - deshalb für längere Debatten einfach weiter den Vorstellungs-Thread verwenden. Bis dahin!

2. Nachtrag:
@Joachim machte mich freundlicherweise darauf aufmerksam, die Quellen der Abbildungen anzugeben, um Abmahnungen vorzubeugen. Im Vorstellungs-Thread ist leider keine Bearbeitung mehr möglich - die dortigen Luftbilder sind jedoch identisch mit den hier verwendeten - es handelt sich um dieselben Quellen. Deshalb:

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Abbildungen in dieser Dokumentation (und in meinen anderen Beiträgen dieses Forums) von mir.
Ich versuche, regelmäßig nur externe Quellen zu verwenden, die für die Öffentlichkeit dauerhaft frei zugänglich und zur Informationsbeschaffung, -bearbeitung und -auswertung nicht gewerblicher Zwecke freigegeben sind. Sollte ich zukünftig die Kennzeichnung vergessen, bitte ich um kurze Benachrichtigung.
 
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2012-2016 - Eine kurze Rückschau mit Blick nach vorn

Zunächst einige Bilder aus 2012 und 2015 - Der Wasserstand ist immer gut an den Seerosen und Schwertlilien abzulesen, die ziemlich weit aus dem Wasser ragen bzw. deren Blätter unten bei "Niedrigwasser" etwas heller sind. Hier ein Blick auf den alten, sehr schlammigen Mittelteil 2012:

2012-07-28 20.07.57.jpg 

...und 2015 (mit Blütenstaub bedeckt):

IMG_20150628_134903.jpg 

Das ganze Gewässer ist umstanden von jungen Birken, Erlen und Weiden, die den Luftaustausch und die Sicht behindern. Wenigstens wird der Teich dadurch etwas beschattet (Bilder von 2012):

2012-07-28 20.07.46.jpg  2012-07-28 20.09.08.jpg 

...dennoch kam es zu einer relativ starken Algenblüte, die zum Glück nicht zum Umkippen geführt hat - hier Aufnahmen aus dem flacheren Nordteil, auf dem ersten Bild sieht man deutlich den um bis zu 50 cm gefallenen Wasserstand und die grün-braune Algenpracht:

2012-07-28 20.03.17.jpg  2012-07-28 20.02.49.jpg 

Hier sieht man (hinter dem Gehölzjungwuchs im Vordergrund) den Igelkolben, der gegen den niedrigen Wasserstand ankämpft:

2012-07-28 20.02.41.jpg 

Dieselbe Position in 2015 - nur 3 Jahre später und man sieht fast kein Wasser mehr (dafür aber ordentlich Blütenstaub - und den "grünen Feind") - es ist wirklich von derselben Position aus aufgenommen:

IMG_20150628_134746.jpg 

...und 2016 (nach den ersten entfernten Einzelgehölzen) - der Wasserstand ist höher, der Igelkolben wirkt insgesamt fitter:

IMG_20160715_210215.jpg 

Ein Schwenk nach rechts auf den flacheren Nordteil macht das noch deutlicher - endlich fängt die Flachwasserzone an, zu funktionieren, es sind nur wenige Algen im Wasser zu sehen, auch andere Uferpflanzen finden sich langsam dort, wo genug Licht hinkommt - leider kommen mit dem Licht dann doch die ersten Algen zum Vorschein:

IMG_20160715_210128.jpg  IMG_20160715_210225.jpg  IMG_20160715_210241.jpg 

Diese kleinen Ecken mit Licht und der dann doch ungeahnt schnellen Entwicklung der (gewünschten) Pflanzen machen uns Hoffnung, dass unsere Idee der langfristigen Teichsanierung tatsächlich ganz gut funktioniert. Jetzt muss halt "Butter bei die Fische" - dass dabei auch Wolle ganz hilfreich sein kann, hätten wir selbst nicht gedacht...
 
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2015 - Gebt den Schafen das Kommando!

Unser Grundstück ist so groß, dass wir nur den Teil ums Wohnhaus wirklich pflegen können (und wollen) - alles andere darf gerne wachsen und wuchern - nur nicht am Teich... Vereinzelt wurde dann hier und da mal etwas weggenommen, umgestaltet, gepflanzt oder mit der Motorsense Ordnung hergestellt - wer allerdings mal versucht hat einen munter treibenden Hartriegel oder wuchernde Brombeeren zu beseitigen - der weiß, dass das kein Vergnügen ist. Deshalb haben wir uns im letzten Jahr dann doch für die Radikalkur mit Forstmulcher entschieden, um wenigstens flächenmäßig etwas voran zu kommen. Hinterher wussten wir wieder grob, wo der Teich zu finden ist, und wie man da hinkommt (auf dem mittleren Bild sieht man rechts noch den Rest vom Hartriegel - er hatte insgesamt ca. 170 m² überwuchert):

IMG_20150628_134756.jpg  IMG_20150628_134906.jpg  PANO_20150628_133627.jpg 

Jetzt standen wir natürlich vor dem Problem, dass diese Gehölze sich gerne über Rhizome (also Wurzelausläufer) vermehren/verbreiten und ihre Fühler dabei in bis zu 10 m Entfernung aus dem Boden strecken. Deshalb musste eine praktikable Lösung her, die nichts mit Kettenfahrzeugen oder anderem Großgerät (Fräse) zu tun hat. Schließlich hatten wir bereits Obstbäume gepflanzt und Blumenwiesen angesät. Wir haben uns deshalb (auch mangels funktionierendem Rasenmäher) kurzerhand drei Ouessant-Schafe (2 Auen, 1 Bock) - eine besonders kleine und robuste Rasse - besorgt:

IMG_20150626_213249.jpg  IMG_20150511_190831.jpg 

Wie sich gezeigt hat, stehen die sehr auf frisches Laub, weshalb sich nicht nur das "Hartriegel-Brombeer-Problem" erledigt hat, sondern auch an den Gehölzen um den Teich sehr schnell eine Fraßkante entstanden ist:

IMG_20160715_205830.jpg 

Wir kamen also erstmals seit Jahren wieder dazu, die komplette Uferkante des Teiches in Augenschein nehmen zu können. Da kamen dann so Äußerungen wie "so viel ist das ja gar nicht" und "eine Woche, dann ist das weg". Aber wie sollten wir das bewerkstelligen? Wo sollten wir anfangen und vor allen Dingen - wohin mit dem ganzen Schnittgut? Wie würde es dann weiter gehen?
Wir beschlossen, einfach anzufangen - und griffen im Frühjahr 2016 zu Kettensäge, Motorsense und Handschuhen... Nachdem die ersten Bäume verschwanden wurde uns dann wirklich erst der Umfang bewusst - zum Osterfeuer hatten wir einen riesigen Haufen Material zusammen und die Schlepperei und Sägerei nahm kein Ende. Mut machten uns weiterhin die Schafe, denn sie fraßen und fraßen und fraßen was das Zeug hält. Überall, wo die kleinen Wollknäule rankommen, kommt kein Gehölz mehr hoch und instinktiv wissen sie auch, dass Schwertlilien kein besonders gutes Futter für sie sind...

Leider sind die vierbeinigen Tampons keine guten Schwimmer und vermeiden es, im Wasser zu stehen - auch wenn sie sich noch so weit strecken und dabei auf den Baumstümpfen balancieren, erreichen sie nicht alle Zweige. Das bedeutet, dass trotzdem noch eine Menge Handarbeit auf uns wartet:

IMG_20160715_210040.jpg  IMG_20160715_210336.jpg 

Trotzdem helfen sie uns sehr dabei, den Überblick zu bewahren und nicht alle paar Wochen neuen Aufwuchs beseitigen zu müssen. Sie haben den ganzen Winter (trotz vorhandenem Stall und Unterstand) draußen verbracht und dabei eine Menge Gehölze geschält, die dann im Frühling gar nicht mehr ausgetrieben sind. Außerdem gab es kurz nach Ostern noch eine freudige Überraschung (wir hatten schon nicht mehr damit gerechnet) - zwei Bocklämmer gehörten von da an mit zum "Greenkeeping-Team":

DSC06643.JPG  IMG_20160715_210158.jpg 

Leider wurde unser Bock kurz darauf von einem Hund angefallen und hat das Zeitliche gesegnet - weshalb wir uns langsam nach einem neuen Bock umsehen (und die Bocklämmer werden auch noch woanders untergebracht). Wir halten seiner in Ehren und können die Schafbeweidung zur Gehölzreduzierung nur empfehlen.
 
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Juli 2016 - Der aktuelle Zustand

In guten Wochen (hauptsächlich an den Wochenenden) schaffen wir es, 5-10 m Uferkante zu befreien und wir rechnen damit, bis zum Herbst (Laubfall) mit dieser schrecklich anstrengenden Arbeit fertig zu sein... Bäume/Äste fallen ins Wasser, treiben weg, müssen abgefischt und beiseite geschafft werden:

IMG-20160706-WA0004.jpg  IMG-20160706-WA0006.jpg  IMG-20160512-WA0005.jpg  IMG-20160706-WA0009.jpg 

Wir begannen vorausschauend mit der südöstlichen Ecke des Teiches - denn dort bekommt dann ein Wall wieder Sonne ab, wodurch sich Pflanzen ansiedeln können und ihn bewurzeln, befestigen und gegen Abrutschen sichern. Für die Schafe ist das natürlich absolutes Sperrgebiet, solange sich keine belastbare Gras-/Krautvegetation entwickelt hat.
Außerdem wird auf diese Weise nicht sofort der gesamte Teich der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt (Algengefahr) - es sollte reichen, wenn das im Herbst bei niedrigerem Sonnenstand soweit ist - Hauptsache das Laub fällt dann nicht mehr ins Wasser. Mittlerweile ist etwa ein Drittel des Ufers gehölzfrei:

PANO_20160709_124349.jpg  PANO_20160709_124508.jpg  PANO_20160709_124443.jpg 

Langsam können wir uns wieder einigermaßen um den Teich bewegen und an die nicht so tiefen Stellen gelangen - und von dort mit Wathose (oder ohne) auf die Inseln "übersetzen", wo ja auch alles zugewuchtert ist. Außerdem gibt es dann im nächsten Frühjahr frisch aufgewachsene Deckung für die Wasservögel und natürlich größere "Einflugschneisen".

Mit den Einflugschneisen können unsere Laufenten zwar nichts anfangen (vom Fliegen träumen sie nur), aber sie freuen sich trotzdem über den freien Zugang zum Wasser. Sie halten sich auch lieber in der Blumenwiese und auf dem Rasen auf und gehen dort ihrer Arbeit nach - Nacktschnecken vertilgen (die hier in den letzten Jahren zur Plage geworden sind). Auf dem Bild sieht man auch ein PVC-Rohr - durch dieses wird nun zusätzlich Regenwasser vom Dach (ca. 180 m²) des nebenstehenden Gebäudes in den Teich geleitet - zum einen damit der Wasserstand nicht jeden Sommer so rapide in den Keller fällt und zum anderen damit noch mehr nährstoffreiches Wasser ausgetauscht wird, nachdem das Olzsewski-Rohr installiert ist. Bis dahin dient der Regenwasserzulauf wenigstens auch der Verdünnung des vorhandenen nährstoffreichen Wassers:

IMG-20160706-WA0011.jpg  IMG_20160715_205804.jpg 

Es gab abendfüllende Diskussionen über die Vor- und Nachteile, zu dem ohnehin schon weichen Moorwasser zusätzlich sehr weiches Regenwasser einzuleiten - wir haben uns aber letztlich doch dafür entschieden. Das Hauptproblem sind nämlich zunächst die Nährstoffe, die raus müssen - und da ist jeder zusätzliche Liter nährstoffarmes, sauerstoffreiches Wasser von Vorteil. Der Wasserstand des Teiches ist zudem sehr abhängig vom Grundwasserstand - bei solch niedrigen Werten von Härtegrad und pH-Wert ist (nahezu) nur noch die Menge des Wassers für den Puffer "Algenblüte oder nicht" entscheidend. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Algenblüte erst ab einem gewissen Wasserstand (und natürlich gewissen Temperaturen) einsetzt. Weniger Wasser erwärmt sich schneller - und auch da ist jedes °C entscheidend (weshalb wir wie gesagt auch auf der Westseite zunächst viele Bäume stehen lassen).
Bei starken Regenfällen (andere bringen auch nichts) schießt nun ein ordentlicher Strahl aus dem Rohr. Wenn die Schlammschicht abgebaut ist und sich der Teich wieder mehr oder weniger selbst helfen kann, können wir mit wenigen Handgriffen das Rohr entweder verschließen oder zurückbauen. Fraglich ist, ob sich der Effekt überhaupt bemerkbar macht - es muss ja schon einiges an Regen kommen, bei der Gesamtwassermenge im Teich. Vielleicht ist aber auch gerade diese Maßnahme das Zünglein an der Waage. ...und falls wir damit auf die Schnauze fallen, haben wir wenigstens was gelernt.

Die im Wasser verbliebenen Stümpfe und Wurzeln haben wir vergangene Woche rausgezogen - dabei wurden auch wieder übel riechende Faulgase frei und man glaubt ja gar nicht, wie viel Wurzelmasse auch ein kleiner Baum bilden kann, wenn er mitten im Wasser wächst. Damit wir uns die Uferkante nicht kaputt machen, werden die dort vorhandenen Stümpfe möglichst bodennah abgesägt. Neuausschläge werden von den Schafen bearbeitet.

IMG_20160715_210430.jpg 
 
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