Teich gegen Langeweile

flusskrebs

Mitglied
Dabei seit
10. Sep. 2011
Beiträge
24
Ort
42555
Teichtiefe (cm)
1,8
Teichvol. (l)
110000
Besatz
nur, was von selbst einwandert
Gestern wurde ich um eine Darstellung meines Teichs gebeten. Stimmt eigentlich, hätte ich doch schon längst einmal machen können.
[teich01.JPG ​
Angefangen hat alles vor vierzehn Jahren. Ich wollte einen kleinen Bagger mieten, um einige Fundamentgräben auszuheben. Der Wochenendtarif von Freitag bis Montagfrüh war attraktiv, so habe ich noch rasch das lange schwelende Projekt eines Teiches in Vermessen, Rand markieren, Nivellierpfähle einschlagen usw. umgesetzt. Die Fundamentgräben waren schnell fertig, mein Umgang mit dem Bagger sicherer geworden. Also ging es an das Ausheben der Teichgrube.
Einige Probleme machte die Reichweite des Auslegers. Die Grube sollte größtenteils 2 Meter tief werden, der Umriss ein etwas unregelmäßiges Oval von 14 mal 12 Metern. Am Ende arbeitete ich mich auf einer schmalen Landzunge von der Grubenmitte rückwärts bis zum vorgesehen Rand aus der Baustelle heraus. Als ich wieder auf gewachsenem Grund stand, plumpste mir ein Stein vom Herzen bis hinab zum tiefsten Punkt der Grube.
Die gut 200 Quadratmeter Teichfolie, angeliefert „frei Borsteinkante“, waren schon ein Transportproblem in den Garten hinein. Das war aber nichts gegen das anschließende Auslegen und Einbringen in die Grube. Glücklicherweise hatte ich eine größere Menge an Balken 10 mal 12 Zentimeter für den vorgesehenen Hochbau schon geliefert bekommen, so ließen sich Brücken und Rampen herstellen. Die alten Ägypter beim Pyramidenbau hätten ihre Freude daran gehabt. Freundlicherweise half mir dabei ein Bekannter mit kräftigen Armen. Allein ist das nie zu schaffen.
Unter der Folie haben wir die gesamte Grube mit Matten aus Mineralwolle bis etwas über den Rand hoch ausgelegt. Mein Baustoffhändler bot mir dafür zwei LKWs mit beschädigten Mattenrollen zwischen 120 und 160 mm Dicke zum Pauschalpreis von 3 DM pro Quadratmeter an. So schnell wie da habe ich nur einmal auf dem Standesamt „ja“ gesagt.
Nach einem Tag, an dem die Luft von Flüchen und Seufzern erzitterte, war alles ausgelegt und der Rand zugeschnitten. Blieb am nächsten noch die Gestaltung des Randes mit großen flachen Steinen, und dann konnte das Wasser losmarschieren. Wegen des kümmerlichen Halbzollschlauches musste der Zufluss über Nacht unterbrochen werden, aber am nächsten Vormittag war es dann so weit.
anlage01.jpg ​
Die bereits viel zu früh gekauften ersten Pflanzen konnten eingesetzt werden.
Der auf die Folie gefüllte Sand sorgte noch für eine milchige Trübung des Wassers, die sich aber nach wenigen Tagen vollständig abgesetzt hatte. Auf dem Bild ist die Hanglage zu erkennen. Der gesamte Aushub verschwand talseitig in einem zweieinhalb Meter hohen Damm.
teich024.JPG ​
Auf einem neueren Bild kann in etwa die Anlage des Teichgrundes gezeigt werden. An den vorne liegenden höheren Steinen beginnt die Wassertiefe von etwa 15 Zentimetern in einem drei Meter breiten Bogen nach links bis zum hinteren Ende auf 80 Zentimeter abzusinken. Rechts dieses Bogens fallen alle Ufer mit 40 Grad Neigung ab bis zum tiefsten Bereich (180 cm). Rechts und links der Steine ist eine Sumpfzone von etwa zwei und sechs Quadtratmetern angelegt.
Ein fortwährendes Problem schafft die wenige Sonne, die den Teich erreicht. Voll beschienen wird er nur gut zwei Stunden am Tag. Die schattengebenden Bäume, uralte Buchen von 20 bis 25 Metern Höhe, sorgen auch noch für reichlich Abwurf an Laub, Fruchtkapseln und Blattknospenhülsen. Vor dem Beginn des Blattabwurfs verwandle ich den Teich in ein Zirkuszelt.
netz001.JPG ​
Dennoch wurde die Erhaltung der Wasserqualität zu einem fortdauernden Problem. Bis vor drei Jahren genügte eine selbst gebaute Kläranlage. Mit insgesamt 900 Litern Arbeitsvolumen.
klaranlage01a.jpg ​
Das gepumpte Wasser, 15 Kubikmeter pro Stunde, gelangte zuerst in ein Belebungsbecken. Im Inneren Behälter durchströmt es von oben nach unten 100 kg Lavagranulat zur Vorfilterung. Gleichzeitig brachten 8 große Sprudelsteine Luft ein.
klaranlage02.JPG ​
Der Überlauf mündet in eine erste Klärkammer, die mit 250 kg Zeolith befüllt ist. Auch dort gelangt das Wasser von oben nach unten bis zur Öffnung eines Steigrohres, das wiederum in eine weitere gleich aufgebaute und befüllte Kammer führt. Deren Steigrohr leitet in den Teich zurück. Lavaganulat und Zeolith sind in Filtermediensäcke mit jeweils etwa 10 kg Material gepackt. Das erleichtert den Austausch und die Reinigung.
klaranlage04.JPG ​
Fast zehn Jahre hat dieses einfache System die Wasserqualität hervorragend gehalten, wie auf dem ersten Bild gezeigt wird. Dann brach alles zusammen, die Filtermedien klebten voller Algen, das Wasser wurde grün und grüner. Inzwischen habe ich das Problem erfolgreich gelöst. Doch das ist ein anderes Kapitel. Leider kann ich darüber hier nichts berichten, denn ein Verweis auf die entsprechende Seite hat mir bereits einen Verweis eingefahren.
spiegelung01.jpg ​
Belebt wird der Teich von laichenden Kröten und Grasfröschen, von denen auch im Sommer viele zu Besuch kommen. Molche zähle ich zu hunderten, ebenso Libellenlarven, die zwischen Juli und September schlüpfen – ein faszinierendes Schauspiel.
kroten01.jpg 
schlupfen001.JPG ​
Gelbrandkäfer als größte Exemplare führen eine ganze Reihe von Wasserkäferarten an. Sumpfdeckelschnecken und Posthornschnecken aller Größen dienen als Putzkolonne. Wasserasseln und sonstige Wirbellose tummeln sich in großer Vielfalt. Während einiger Jahre vermehrten sich auch Blutegel, die allerdings mit der großen Wasserverschlechterung vor drei Jahren verschwunden sind. Fische einzusetzen hatte ich nie vor. Dennoch landete schon nach wenigen Wochen ein Fischreiher am Gewässer. Er musste sich mit einem Frosch zufrieden geben, blieb aber bis heute ein regelmäßiger Besucher.
Im Sommer beleben wir selbst auch gerne den Teich zur Abkühlung und für einige Schwimmzüge. Ganz vornehm über eine Treppe wird bis zur Schwimmtiefe eingestiegen. Die Hunde lieben das ebenfalls.
treppe09.JPG ​
Trotz der vielen Arbeit möchten wir den Teich nicht mehr missen. Sollte jemand unter Langeweile leiden, kann ich eine Teichanlage nur empfehlen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Teich gegen Langeweile

:staun

Ist ja Traumhaft, und daneben ein Schöner Wald :)

Mensch das hätt ich auch gerne, ich mag Teiche und Wald, und beides zusammen ist echt Toll!
:oki
 
AW: Teich gegen Langeweile

Dein Biotop schaut toll aus und es kommt dort sicher keine Langeweile auf.
Bei den meisten wird irgendwann die Filteranlage zu klein oder die Erweiterung des Volumens steht an.
Es ist bei mir eine ganzjährige Beschäftigung, da entweder Umbauten oder Überlegungen dazu anstehen.
 
AW: Teich gegen Langeweile

Hallo,

eine schöne Teichgeschichte und ein sehr schöner Teich. Vor allem das Herbstbild gefällt mir.
 

Benutzer, die dieses Thema gerade betrachten

Zurück
Oben Unten