Teichjahr 2009 in Griechenland

Elfriede

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Liebe Teichfreunde,

wie jedes Jahr im Dezember, will ich auch heuer wieder über meine Teichsaison auf Paros berichten.

In meinem Jahresbericht – Teichjahr 2008 in Griechenland - habe ich, anlässlich des zehnjährigen Bestehens meines Teiches, die notwendigen Arbeiten für eine Sanierungs- und Verjüngungskur meines Gewässers beschrieben und über meine Rückkehr zum fischlosen Teich berichtet, von der ich mir für den Frühling 2009 endlich wieder eine bessere Sichttiefe und Optik des Wassers und die freiwillige Ansiedelung vieler, kleiner Tiere erhoffte.

Nun ja, meine Erwartungen sah ich nur teilweise erfüllt, als ich im April wieder nach Paros kam, nämlich das Kleingetier betreffend.

Zu meiner Freude hatten sich Rückenschwimmer, Wasserläufer, Libellenlarven und andere Insekten in sehr großer Zahl eingefunden, obwohl sich gleichzeitig auch noch einige Fische in meinem vermeintlich schon fischlosen Teich tummelten. Trotzdem aber sah das Wasser besser aus als im Frühling 2008. Bodensicht, wie in früheren Jahren, gab es allerdings nicht. Das Wasser wirkte zwar frisch und gesund, der Geruch war wie immer angenehm neutral, sichtbare Algen und Schwebepartikel waren nicht vorhanden, von einem Algenpolster am Einlauf aus der Zisterne abgesehen. Der pH-Wert lag ziemlich hoch zwischen 9 und 9,5, die KH niedrig bei knapp 5, der Leitwert bei 70 μs/cm, Nitrat und Phosphat nicht nachweisbar. Die Seerosenblätter zeigten schon Spuren einer biogenen Entkalkung, wie jeden Frühling, weshalb ich mich heuer im Sommer eingehender mit dem permanenten CO2-Mangel, seinen Ursachen und Folgen für meinem Teich beschäftigte, worüber ich später noch berichten werde.

Die teils heftigen Eingriffe an der Sumpfzone hat mein Teich problemlos bewältigt. Zwar wirkte der Teichrand im Frühling noch etwas kahl, doch einige Sumpfschwertlilien waren gut eingewachsen und blühten sogar schon. Zu meiner großen Freude blühte erstmals nach Jahren auch meine Spinnenlilie (Hymenocallis).


X  DSCF0043.JPG  X  Spinnenlilie.JPG 

Frühlingsfoto mit Iris Spinnenlilie


Auch die Seerosen hatten meine große Verjüngungs- und Verkleinerungsaktion vom Herbst 2008 gut überstanden. Die hängende Positionierung der Seerosenkübel an den Außenwänden des Teichs, die ich 2008 eigentlich nur vorübergehend zur leichteren Bodenreinigung eingerichtet hatte, erwies sich als so außerordentlich praktisch und pflegeleicht, dass ich daran nichts änderte, sondern mich einfach der vielen Vorteile dieser Seerosenhaltung erfreute, wie zum Beispiel: einfache Regulierung der Pflanztiefe und zugleich Bodenfreiheit, problemlose Reinigung und Düngung der Seerosen, einfache Entnahme aus dem Teich für Schnitt- und Pflegearbeiten usw.

All diese Arbeiten konnte ich heuer bequem und vergnüglich vom Teichrand aus erledigen, was für mich eine erfreuliche Vereinfachung der Seerosenpflege bedeutete, denn in meinem Teich an den Seerosen zu hantieren war bisher, bedingt durch seine Tiefe nicht gerade einfach. Natürlich habe ich trotzdem noch immer eine Menge Seerosen im Teich stehen, aber nicht mehr in Tiefen über 1,20m Tiefe und nur mehr in handlichen 16 Liter – Kübeln.


X  DSCF0108.JPG  X  DSCF0230 hängende  Seerosen im Juli.JPG 

hängende Seerosen



Gar nicht so gut war es nach dem Winter um meine tropischen Seerosen bestellt, so dass ich schon ihren Abschied aus meinem Teich befürchtete. Gewundert hätte ich mich darüber nicht, denn auch auf Paros ist die Wassertemperatur im Winter nicht besonders tauglich für tropische Gewächse. Aber zu meiner Freude haben die Tropischen doch überlebt und im Lauf des Sommers wieder so viele Kindeln hervorgebracht, dass ich mir um ihren Bestand in meinem Teich auch für das nächste Jahr keine Sorgen mache, auch weil sich einige der vorjährigen Blattkindel selbständig am Teichrand angesiedelt und heuer schon geblüht haben, was vielleicht auf eine erfolgreiche Klima-Anpassung schließen lässt, denn vermutlich waren sie im Winter fallweise Wassertemperaturen von nur 6°-7°ausgesetzt.



X  DSCF0414 blühende, tropische  Blattkindel am Teichrand.JPG 

aus Blattkindeln entwickelte Seerosen am Teichrand




Weiters startete ich im Frühling einen Versuch mit drei fertig gekauften Schwimminseln. Abgesehen von ihrer mangelhaften Schwimmfähigkeit, verlief das Wachstum nach ihrer Bepflanzung anfangs durchaus zufriedenstellend, wie auf den Fotos zu sehen ist, doch leider vertrockneten und verbrannten die meisten Pflanzen im Hochsommer, obwohl es heuer nie besonders heiß war. Im Herbst zeigten sich aber an einigen Pflanzen wieder winzige Triebe, weshalb ich die Inseln vorerst noch im Teich belassen habe.



X DSCF0104 Schwimminsel, Bewuchs im Mai .JPG  X  Blutweiderich.JPG 

vier Wochen nach der Bepflanzung Blutweiderich auf Schwimminsel



Den ganzen Sommer über konnte ich mich einfach der Freude an meinem Teich hingeben. denn es gab, außer der üblichen Seerosen- und Pflanzenpflege nicht viel zu tun, die sich auf die tägliche Entfernung vergilbter Blätter und Blüten beschränkte. Bei Bedarf hielt mein kleiner SwimSkim die Teichoberfläche sauber.

Ich nützte die Zeit an meinem Teich heuer trotzdem sinnvoll, wie ich denke, indem ich das Wasser genau beobachtete und mich mit den biogenen Entkalkungen und den möglichen Ursachen für die Wassertrübungen beschäftigte, von denen mein Teich immer wieder betroffen war und ist, besonders häufig und regelmäßig in den letzten vier Jahren.

Alles was ich zu diesen Themen an Informationen finden konnte habe ich gelesen, doch zu wirklich schlüssigen Erklärungen kam ich nicht, da die Theorie, besonders die Entkalkungen betreffend, in einem ganz wichtigen Punkt auf meinen Teich nicht zutrifft: In meinem nährstoffarmen Gewässer ohne Bodensubstrat wachsen nämlich (fast) keine submersen Teichpflanzen und Fadenalgen, die auf gelöstes CO2 angewiesen sind und sich, vereinfacht ausgedrückt, bei CO2- Mangel aus der KH bedienen und damit zum Kalkausfall führen könnten. Das gilt natürlich auch für Schwebealgen, die vielleicht für die Trübungen in meinem Teich verantwortlich sind, denn sie kommen bei ausreichend Licht und Wärme, beides ist auf Paros im Übermaß vorhanden, auch mit einem minimalen Nährstoffangebot aus.

Wenn ich die unzähligen Internetseiten zu den Themenbereichen CO2-Mangel und Wassertrübungen auf meinen Teich beziehe, dann werden ihn biogene Entkalkungen und Wassertrübungen wohl auch weiterhin begleiten, denn die vorgeschlagenen Rezepte dagegen sind in meinem filterlosen Teich nicht so leicht bis gar nicht umzusetzbar und von mir auch nicht gewollt, denn als wirklich störend empfinde ich sie nicht. Jedenfalls möchte ich keine Algenkiller, wie UVC oder chemische Produkte in meinem Teich einsetzen, auch wenn man Schwebealgen anders offensichtlich nicht beikommen kann. Ob es denn überhaupt Schwebealgen sind, die meinen Teich trüben, kann ich außerdem auch nicht mit Sicherheit sagen.

Die Kalkausfällungen durch eine CO2-Düngung zu unterbinden und damit das Pflanzenwachstum zu verbessern und den pH-Wert zu senken, wie es Micha (Vepabesitzer) heuer an seinem Teich erfolgreich demonstriert hat, ist für mein Wasservoumen von 75 000 - 80 000 Liter zu kostspielig und eigentlich ziehe ich auch in diesem Bereich die teicheigene Fähigkeit vor, sich bei CO2-Mangel selbst zu helfen. Dafür muss ich allerdings die unschönen Kalkablagerungen auf den Seerosenblättern auch künftig in Kauf nehmen.


X  Kalkablagerung auf Seerosenblättern.JPG 

Kalkablagerungen auf Seerosenblättern



Noch ein weiteres Thema beschäftigte mich heuer auf Paros, ich dachte nämlich über eine Filterung für meinen Schwimmteich nach, zumindest über eine mechanische Filterung. Da kam mir für einen Versuch Maiks (Scheiteldelle) Vorstellung seines Very Low Cost – Vliesfilters gerade recht. Ich baute ihn nach und nahm ihn Mitte August in Betrieb. Ich war total überrascht, wie viel Dreck, oder was auch immer, diese einfache Art der Filterung aus meinem Teich schaffte, den ich bis zu diesem Zeitpunkt als sehr sauber empfunden hatte, da das Wasser stets frei von sichtbaren Schwebepartikeln war.

Nicht nur ein bis zwei Wochen lang, sondern fast über einen Zeitraum von drei Monaten ließ ich den Filter laufen.
Das 4-lagige Filtermaterial zwischen den zwei Kübeln setzte sich täglich mit einem feinen, gelbgrünen bis bräunlichen Film zu und musste gewechselt werden.
Die ersten vier Wochen konnte ich keine Veränderung des Wassers feststellen, doch dann verbesserte sich die Sichttiefe bis zu meiner Abreise im November ganz langsam von 70-80cm auf knapp 1,20m, gemessen mit einer selbst gebastelten Secchi-Scheibe, mit der ich auch die Farbveränderung des Wassers gut erkennen konnte.
Die sonst eher etwas stumpfe, bräunlichgrüne Farbe meines Gewässers hellte sich auf und wechselte zu einem transparenten, frischen „Naturteichgrün“, wie man auf einem der Fotos gut erkennen kann, die den fast kahlenTeich nach der Wintervorbereitung im November zeigen.


X DSCF0581  Teich im November.JPG  X DSCF0564 November, Blick vom Dach.JPG 

Teich im November November, Blick vom Dach



Dass ich noch immer kein gutes Mikroskop besitze, habe ich heuer sehr bedauert, denn der feine Belag auf der Strumpfeinlage meines SwimSkim (danke Andi (Cool Niro) für diese fabelhafte Idee!) weckte mein Interesse. Ich konnte kleinste Proben davon nur mit meinem Handheld-Gerät untersuchen. Trotz schlechter Bildqualität und Auflösung war ich hingerissen von den vielfältigen, bizarren Formen der winzigen, mit freiem Auge nicht sichtbaren Organismen, die auf mich wie kleine Kunstwerke wirkten.



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Besonders schön war heuer auch die frühe Herbstfärbung der Seerosenblätter, besonders der Tropischen. Mit einer kleinen, bunten Auswahl an Fotos will ich meinen Jahresbericht 2009 abschließen und Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue (Teich)-Jahr 2010 wünschen.



DSCF0315.JPG 



Leider war aus meiner bunten Auswahl nur mehr dieses eine Foto möglich, denn mehr als insgesamt 20 Fotodateien sind nicht erlaubt.



Mit lieben Grüßen aus meinem Winterquartier in Osttirol
Elfriede
 
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AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Liebe Elfriede,
vielen Dank für Deinen ausführlichen, lehrreichen und schön bebilderten Jahresüberblick.
Als Teichneulinge, die wir nun mal sind, lese ich solche Berichte immer mit großem Interesse.
Auch Dir ein schönes Weihnachtsfest und herzliche Grüße nach Osttirol,
Eva-Maria
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Hallo Elfriede,

wie immer ist Dein Jahresbericht schön zu lesen, vielen Dank für Deine Mühe, uns Deine Erfahrungen mit einem Teich im Süden zu schildern! :oki

Ich habe z. B. noch nie Kalkablagerungen auf Seerosenblättern gesehen, die kenne ich nur auf Pflanzen, die mit Leitungswasser besprüht werden...

Tolle Lösung, die Seerosen am Teichrand zu befestigen! Kann mir gut vorstellen, das das Handling dadurch wesentlich vereinfacht ist. :like:

:flüstern: würde mich freuen, wenn Du noch einige Seerosenfotos mit den herbstlich gefärbten Blättern einstellst!

Liebe Grüße nach Osttirol, ein friedvolles Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Teichjahr 2010!
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Schön zu lesen Elfriede,

ich finde es immer wieder witzig uns beide als europäische Koordinatpunkte zu empfinden. Dein Teich ist wirklich eine Perle und die Liebe die du dem entgegenbringst ist ersichtlich in sowohl den Bildern und deiner Beschreibung.

Auch ich schicke dir meine beste Weihnachts- und Neujahrswünsche!

:oki

Ron
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Hallo Elfriede,

das liest sich wie ein sehr schönes Tagebuch :super
Ich finde es immer wieder spannend wie Du über Deine Teicherlebnisse im fernen Paros berichtest! Wir hoffen auf ein gutes 2010.
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Hallo zusammen,

es freut mich sehr, dass Euch mein Jahresbericht aus Paros gefallen hat. Ich wünschte mir natürlich, dass einige User aus diesem Forum auch einmal aus meinen Erfahrungen profitieren könnten.

Ich habe aus den Erfahrungen anderer User seit 2004 sehr viel gelernt und einige ihrer Ideen in meinem Teich umsetzen können, heuer gleich zwei, wie berichtet. Oft geht es aber auch nur um Denkanstöße, die man beim Lesen über bestimmte Teichprobleme empfängt und die sich für den eigenen Teich modifizieren lassen, egal ob der Teich im Norden oder Süden Europas liegt.

@ Dodi,

gerne stelle ich noch einige Fotos mit herbstlich gefärbten Seerosenblättern ein.


DSCF0309.JPG  X  DSCF0377.JPG 




X DSCF0538.JPG  X  DSCF0368.JPG 




X  DSCF0308.JPG 




Kalkablagerungen wirst Du in Deinem Teich wohl kaum zu Gesicht bekommen, man sieht Deinen Pflanzen an, dass sie keine Not an CO2 haben. Trotzdem besteht dieses Problem auch in nördlichen Teichen, heuer gab es ja einige Klagen darüber im Forum und ebenso immer wieder über Wassertrübungen.

Meine hängende Seerosenhaltung an den Teichwänden ist in der Tat sehr einfach und praktisch, nicht nur für ältere Semester im Süden, wie ich annehme, sondern besonders in kühlen Gewässern, wo ein längerer Aufenthalt im Wasser zur Seerosenpflege kein Vergnügen ist.


Mit lieben Grüßen aus Osttirol
Elfriede
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Hallo Elfriede

Wieder mal ein sehr schöner Teichjahresbericht .:oki
Ich glaub Du hast mich jetzt endgültig angesteckt :lach . Werd nächstes Jahr auch berichten .
Prima Fotos hast Du gemacht :like:
Das freut mich das Dein Wasser klarer geworden ist . :oki
Nun wünsch ich Dir ein schönes Weihnachtsfest .

lg
axel
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Hallo axel,

ich bin schon neugierig auf Deinen ersten Jahresbericht im nächsten Jahr.

Ich finde, man kann durch regelmäßige Jahresberichte die Entwicklung eines Teichs gut verfolgen und auch persönlich erkennen mit welchen Aktionen bzw. Veränderungen man den gewünschten Effekt erzielt hat und welche man sich ersparen hätte können.

Dass mein Wasser klarer geworden ist freut mich natürlich aber irritiert mich auch zugleich, weil ich weiß, dass man Schwebealgen nicht aus dem Wasser filtern kann. Andrerseits kann ich mir nicht vorstellen, dass einfach nur Dreck für die Trübungen in meinem Teich verantwortlich war bzw. noch immer ist, zumindest ab 1,20m Tiefe.

Mit lieben Grüßen aus Osttirol
Elfriede
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Danke, Elfriede!

Am besten gefällt mir das letzte Seerosenbild mit den schön gefärbten Blättern. :oki
 
AW: Teichjahr 2009 in Griechenland

Hallo Elfriede,

wie immer sehr interessanter Jahresrückblick von dir...:oki

Vor allem deine Wasserwerte sind sehr selten...

hoher pH, äußerst geringer Leitwert, verbunden mit niedriger Karbonathärte...

vielleicht solltest du dir ein kleines Aquarium mit Sulawesi Garnelen anlegen...;),
es gibt viele Aquarianer die diese Garnelen pflegen und einen "Mords" Aufwand betreiben um diese Wasserwerte zu erreichen.
Google bei Gelegenheit nach Sulawesi Seen und deren Wasserwerten, vielleicht findest du ja einen hilfreichen Zusammenhang der Seen mit deinen Teich.

Gruss nach Tirol...

Jochen.
 

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