AW: Knapp zwei Jahrzehnte Teichgeschichte
Hallo
Dann starten wir doch einfach die Geschichte.
Einen Teich anlegen ist einfach, Spaten nehmen, Loch buddeln, Folie einlegen, Wasser rein, fertig!
So einfach – so falsch.
Aber man muss sich vielleicht das Jahr 1995-96 im Rückblick vorstellen, zumindest die, die es aufgrund ihres Alters können.
Internet gab es zwar schon, aber im Vergleich zu heute nur sehr sehr rudimentär, Foren o.Ä. heute so gerne genutzte Informationsquellen waren noch nicht einmal am Horizont sichtbar.
Bücher gab es viele und natürlich hat jeder Autor sein Rezept und funktionieren tun sie alle – schreiben sie zumindest.
Das größte Problem ist ehrlicher Weise die eigene unpräzise Vorstellung, was man denn nun eigentlich will.
Ich wollte einen Teich, keinen kleinen, die waren mir aus Kindheitstagen als viel zu instabil in Erinnerung. Fische wollte ich natürlich nicht!
Wasser und Pflanzen und dann schauen wie sich ein Biotop entwickelt – so sollte es sein!!
Kommt euch das bekannt vor??
Im Herbst 95 habe ich dann den Spaten in die Hand genommen.
Auf dem Rasen lag mit einem
Wasserschlauch ein Umriss, der mit der besten Ehefrau von allen abgestimmt war. Ihr Blick aus dem Kinderzimmer (aus dem auch alle Totalaufnahmen stammen) hat für ein gutes Einfügen in den Garten garantiert. Von oben und aus der Entfernung schien er ihr ausreichend groß. Sie war der Meinung der Schlauch sei der äußere Umriss, für mich war es das Ende der ersten Stufe. Den Meter mehr habe ich gedanklich dazu gerechnet.
Das Aufgraben der Teichgrube ist dann einfach eine schöne schweißtreibende Beschäftigung. Den Bauaushub habe ich für die Modellierung des Gartens genutzt. Früh einsetzenden Frost im November 95 haben die Arbeiten unterbrochen, Frühjahr 1996 erfolgte dann die Fertigstellung.
Die Folie für den Teich hatte die Maße 12x7,5 m. Da musste die ganze Nachbarschaft mit anfassen, die Folie ordentlich in die Teichgrube zu legen.
Drei unterschiedliche Tiefenzonen hatte der Teich. Die erste umlaufend fast einen Meter breit und 25-30 cm tief, eine zweite ebenfalls recht breite bei ca. 70 cm, dann eine kurze Trittstufe bei 1,0m und eine Tiefzone bei 1,35m.
Die eingesetzten Pflanzen waren die Klassiker aus den Gärtnereien.
In der Tiefe eine kräftig wachsende weißblühende Seerose schön mit Feldsteinen und ausreichend Pflanzerde fixiert, die 1,0m Trittstufe wurde mit wenigen Körben Unterwasserpflanzen bestückt, die 70er Zone dann mit dem nicht ganz so stark wachsenden
Rohrkolben laxmannii, flutenden
Hahnenfuß etc . bestückt. Nicht in Körben sondern in Arealen mit Feldsteinen und Sand dazwischen.
Die Flachwasserzone ausgelegt mit Feldsteinen beherbergte dann das volle Sortiment an Sumpf- und
Flachwasserpflanzen, stark vertreten eine schöne ausläuferbildende Sumpfgrasart unbekannten Namens und
Sumpfschwertlilien.
Die Teichfolie habe ich an der Teichkante mit dicken aber im Sägewerk nicht nutzbaren Lärchenstämmen befestigt. Ich denke die Totalaufnahme vom Frühjahr 1996 zeigt gut, wie der Startpunkt aussah. Besser Einblicke liefern die Bilder im Album.
Später im Frühjahr habe ich noch Teichpflanzen nachgesetzt. Mir erschien das so viel zu wenig.
Es wurde ja bereits bedauert, dass ich von den ganzen Arbeiten keine Bilder gemacht habe. In Zeiten digitaler Fotographie eine Banalität. Mit analoger Technik, kostenträchtig Bilder entwickeln, ärgern, wenn sie wieder einmal schlecht geworden sind etc. habe ich nicht im Traum daran gedacht ein Loch im Garten und sein werden zum Teich bildhaft festzuhalten.
Natürlich hat mein Vorsatz keine Fische im Teich zu halten den ersten Sommer nicht überstanden. Sogar einige
Koi hatten Einzug gehalten.
Auch das dürfte vielen Usern nicht unbekannt sein.
Bereits ein Jahr später zeigt der Teich ein ganz anderes Gesicht.
Die Bepflanzung der Teichumgebung hat sich etabliert und treibt kräftig aus, die Flachwasserzone wird bereits jetzt vom Sumpfgras und der
Schwertlilie dominiert, einzig
Igelkolben und
Pfeilkraut können noch gut gegenhalten. Die Pflanzkörbe in der 1m.Zone haben die Koi im spielerischen gründeln sehr schnell entleert.
Rohrkolben und Hahnenfuß wachsen den ganzen Sommer über atemberaubend. Der Rohrkolben schiebt die neuen Triebe entlang der Folienfalten in die Flachwasserzone.
Bereist eineinhalb Jahre nach dem Start ist mein Plan nach getrennten Pflanzarealen durch die Wuchsfreude der Wasserpflanzen kassiert worden.
Den Rohrkolben habe ich beim Herbstputz aus dem Teich entfernt.
Während einer Amerikareise im Sommer 1997 habe ich in einer Hotelanlage erstmals
Graskarpfen gesehen. Da schwammen Burschen von 1m Länge im Teich und der Pfleger schwärmte, wie gut diese Fische den Teich frei von Fadenalgen und Pflanzenbewuchs halten. Die Rohrkolbenareale waren durch Steine geschützt angelegt.
Mir gefiel erstens der anscheinend nutzbringende Aspekt aber auch das Aussehen der Graser sprach mich sehr an. Also wanderten einige Graskarpfen in den Teich.
Spätsommer 2009 zeigt sich der Teich in einer Üppigkeit, wie ich es mir gewünscht hatte.
Allerdings waren die Fische natürlich kräftig gewachsen. Den gründelnden Koi bietet auf Dauer kaum eine Pflanze paroli und auch die Graskarpfen hatten einen unbändigen Appetit. Allerdings nicht unbedingt auf Fadenalgen. Man könnte auch sagen, dass sie nach dem ersten Jahr so ziemlich alles lieber zu sich nahmen als Fadenalgen.
Bis auf die Seerose und den für die Graser nicht erreichbaren Pflanzen in der Flachwasserzone war der Teich frei. Die Seerose, da hatte ich mir wirklich ohne es zu wissen die am stärksten wachsende Art in den Teich geholt, war riesig geworden. Während der Wachstumsperiode bedeckten die Blätter die halbe Wasseroberfläche. Durch kräftiges füttern der Fische waren ja auch mehr als genug Nährstoffe im Teich.
An klares Wasser war nicht mehr zu denken.
Natürlich wollte ich meine Fische aber beobachten können, also zum nächsten Kleintierhändler mit Fisch- und Teichabteilung und einen ersten Filter und eine Pumpe gekauft. Das erste Equipment war natürlich total unterdimensioniert. Ich war nur mit dem reinigen des Filters beschäftigt, aber der örtliche Händler hatte nichts Größeres.
Im Folgejahr wurde unser größter Baumarkt Oase Stützpunkthändler. Also einen Filter der angeblich für 20000l ausreichend dimensioniert war gekauft. Am Ende der Saison waren es deren zwei.
Das passte. Die UV-Lampe, die zwischenzeitlich natürlich auch noch in Dienst genommen wurde und die zweite Pumpe schafften endlich klare Bedingungen, aber immer noch mit ordentlichem Reinigungsaufwand. Damals wurden jährlich die Filterleistungsangaben halbiert – auch die Industrie musste durch die Jungfernphase exzessiver Teichbau- und Koihaltewut in Deutschland.
2000 habe ich dann die Seerose aus dem Teich genommen. Das war eine elende Plackerei, weil die reichlich verwendeten Feldsteine natürlich komplett von den Seerosenwurzeln überwachsen waren. So lag am Teichboden ein mehrere Zentner schwerer Brocken aus Sand, Stein und Wurzelwerk. Also den kompletten Teich geleert, die Fische in Regentonnen und Mörtelkübel zwischengehältert, die Seerose und allen Modder aus dem Teich genommen und wieder gefüllt.
Endlich alles so, wie ich es wollte.
Die Flachwasserzone war ein Hort explodierenden Lebens, Libellenlarven,
Frösche,
Molche, im Frühjahr
Kröten zu Dutzenden – von allem viel. Besonders im Sommer war es eine große Freude. Fische fidel,
Libellen über dem Wasser jagend in vielen Arten. Die Randbepflanzung entwickelte sich immer weiter, die Flachwasserzone musste nur einmal im Herbst zurück geschnitten werden.
Unzählige Stunden habe ich genussvoll am Teich verbracht.
Interessant ist sicherlich, wenn ihr die Größe der
Rotbuche hinten im Garten 96 und 2001 vergleicht.
Ebenso der vorne links am Teich gepflanzte grüne
Fächerahorn. Auch der grüne Schlitzahorn, der heute so dekorativ über den Teichrand wächst ist auf den 96er Foto zu sehen.
2001 zeigte sich der Teich im Herbst für mich geradezu perfekt.
Aber Perfektion ist ein Zustand, der in dynamischen Systemen nur eine geringe Halbwertzeit hat.
Dazu mehr in der Fortsetzung