Nymphaea immutabilis

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Hallo Werner,

wie ich ja schon berichtete hat sich die Nymphaea immutabilis vom Schock des Transports nie richtig erholt. Bis vor wenigen Tagen hatte sie allerdings noch vier, etwa handtellergrosse, Blätter an sehr dünnen Stengeln. Immer wenn eines verwelkte, öffnete sich ein neues. Ohne ersichtlichen Grund wurden innerhalb eines tages alle gelb und am nächsten waren sie braun und ein Matsch.

Der Topf steht immer noch am Südfenster und das Wasser ist immer 30° warm.

Ich habe den Pflanztopf jetzt herausgenommen und die Knolle (Haselnussgross) abgewaschen, sie ist noch hart und hat ein einsames dünnes zusammengerolltes Blättchen an einem ca 5cm langen Stiel.

Meinst du sie hat noch eine Chance? Kann ich irgendetwas tun um sie zu retten?

Hast du selbst welche von der Sorte überwintert? Wenn meine eingeht, würde ich mich für eine neue anmelden.

Gruss Brigitte
 
Hallo Brigitte,

ich hole jetzt etwas weiter aus, damit auch die anderen Leser etwas von diesem Thread haben:

die Gattung der Seerosen gliedert sich in einige Untergattungen (Subgenera) auf. Es gibt das Subgenus Castalia aus dem alle winterharten Seerosen stammen, und es gibt einige Subgenera mit tropischen Seerosen. Von diesen tropischen Subgenera werden überwiegend die Arten des Subgenus Brachyceras gepflegt, weil sie tagblühend sind und keine allzugroßen Ansprüche stellen. In Australien existiert darüber hinaus das Subgenus Anecphya, das die größten und schönsten Blüten aller Seerosen hat, aber diese Pflanzen werden außerhalb Australiens sehr selten gepflegt. Die Seerose um die es hier geht (Nymphaea immutabilis) gehört zu diesem australischen Subgenus.

Im Sommer 2004 habe ich einige australische Seerosen von Presnell aus Florida importiert. Presnell hat seine Mutterpflanzen aus Australien bekommen, und über die Jahre an das Klima in Florida gewöhnt. Unser Klima ist natürlich ganz anders, und daher waren die Pflanzen zurecht schockiert als sie im verregneten Juni 2004 bei mir ankamen. Die Pflanzen sind allesamt rechte Mimosen. André Leu, der in Australien lebt und der Entdecker vieler dieser Seerosenarten ist, hat sogar in seiner eigenen Gärtnerei Probleme mit diesen Pflanzen. Ohne ersichtlichen Grund können sie von einem Tag auf den anderen alle Blätter abwerfen und sich auf die Knolle zurückziehen. Genau das dürfte jetzt bei Dir passiert sein. Meine Vermutung ist, dass dieses Verhalten genetisch bedingt ist. Australien ist ein extrem trockener Kontinent, die meisten Gewässer trocknen hin und wieder komplett aus. Eine Seerose, die in der Wachstumsphase davon betroffen wird, geht natürlich ein. Seerosen, die sich auf Knollen zurückgezogen haben, können in einem ausgetrockneten Teich dagegen jahrelang überleben. Wenn ein Teil der Seerosen also nach ein paar Monaten prophylaktisch in eine Ruhephase verfällt, dann ist das für den Gärtner zwar ärgerlich, für die Art aber ein sinnvolles Verhalten, das den Fortbestand der Art sichert.

Was die Ruhephase auslöst ist noch unbekannt. Stress durch den Transport kann ein Auslöser sein, Temperaturschwankungen im Wasser, Schwankungen in der Lichtintensität (Leu behauptet sogar, einmal seien bei ihm Pflanzen eingezogen, weil sie von zu vielen Leuten bewundert wurden, deren Schatten auf die Pflanzen fiel - also das wäre schon ein extrem mimosiges Verhalten!), und was weiß ich noch alles. Es gibt inzwischen Clone, die sich etwas besser verhalten, aber die sind noch nicht auf dem Markt. Mit ziemlicher Sicherheit werden diese Pflanzen auch immer eine Angelegenheit für Kenner bleiben, denn kein Gartencenter wird Geld für Pflanzen investieren, die man dann nicht ausstellen kann, und die beim Kunden erst mal in die Ruhephase wechseln. Aber wenn sich die Pflanze eingewöhnt hat, und wenn man den Kniff heraus hat wie sie im eigenen Garten blühen, dann sind es die schönsten Pflanzen die man sich vorstellen kann.

Meine Exemplare haben den Sommer über vor sich hin gemickert. Im Oktober habe ich dann die Knollen herausgenommen und wie die anderen Seerosen im feuchten Sand eingelagert. Die Knollen waren winzig (erbsengroß), aber sehr fest und gesund. Im März oder April werde ich sie in einem beheizten Aquarium wieder antreiben.

Dir würde ich empfehlen die Knolle entweder auch im Sand einzulagern oder sofort in ein Aquarium mit intensiver Beleuchtung zu pflanzen. Ich meine sie hat durchaus eine Überlebenschance.

Ob ich von Presnell 2005 australische Seerosen bekomme ist noch offen. Er ist umgezogen und muß seine Pflanzensammlung erst wieder aufbauen. Ein Import aus Australien scheitert an den gegensätzlichen Jahreszeiten. Aufgeben werde ich aber nicht. Nymphaea immutabilis ist die schönste Seerose die ich kenne. Außerdem blüht sie in unseren Landesfarben, und schon deswegen werde ich mich weiter darum bemühen sie bei uns zu akklimatisieren.

Werner
 
N.immutabilis

Hallo Werner,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich glaube du hast recht, es sieht ganz danach aus, als hätte sie tatsächlich eine Chance. Seit dem letzten Bericht haben sich zwei neue Blättchen gebildet.

Nachdem ich sie neu eingepflanzt hatte, bildete sich auf der Wasseroberfläche so ein grauweisser Film, wie eine Haut, zuerst habe ich versucht ihn mit einem Sieb abzuschöpfen, was auch teilweise gelang, aber nicht befriedigend war. Ich habe dann Zeolith Steinchen in einem genauen Verhältnis zum Wasservolumen eingebracht und jetzt ist das Wasser klar wie vorher. Hoffentlich nimmt sie mir das nicht wieder übel !

Ich kann eine Pflanzleuchte installieren. Wie viele Stunden pro Tag und von wann bis wann ? Jetzt wo die Sonne scheint und die Tage wider länger werden steht sie auch sonst sehr hell.

Wenn deine Knollen auch nicht grösser sind beruhigt mich das sehr. Meinst du die wachsen in einer Saison zu einer blühfähigen Pflanze heran?
In dem Töpfchen in dem sie jetzt steht ist am Grund ein Langzeitdüngekegel, der war schon vorher drin. Genügt der fürs erste?

Viele Fragen, aber ich habe natürlich jeglichen Ehrgeiz, die Pflanze bei mir zum Blühen zu bringen und auch genügend Zeit mich diesem Hobby zu widmen.

Der Rafzer Beerliwein wurde schon ausgetrunken, fein war er.

Viele Grüsse Brigitte
 
Hallo Brigitte,

bei der Tageslänge für alle tropischen Pflanzen kann man sich an der Tageslänge am Äquator orientieren und die beträgt jahrein jahraus genau 12 Stunden. Damit ist auch der Zeitraum bestimmt in dem wir für diese Pflanzen zusätzliche Beleuchtung brauchen: von der Herbsttagundnachtgleiche (Ende September) bis zur Frühjahrstagundnachtgleiche (Ende März). Sicher kann man mit der Beleuchtung ein paar Wochen später beginnen und ein paar Wochen früher aufhören, aber in der allerdunkelsten Jahreszeit (also jetzt) brauchen die Pflanzen unbedingt die zusätzliche Beleuchtung. Wir haben grade noch 8 Stunden Tageslicht, und auch das nur sehr abgeschwächt.

Der Düngekegel genügt sicher fürs Erste. Wenn die Sonne wieder kräftiger wird, dann startet die Knolle neu durch und erst dann brauchst Du mehr Dünger für die Pflanze. Wenn alles stimmt (Licht, Wassertemperatur, Dünger) dann wachsen aus der Knolle in sechs bis acht Wochen blühfähige Pflanzen heran.

Werner
 

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