Seerosen - Botanisches, Systematisches, Arten, Sorten, Zucht usw.

Epalzeorhynchos

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Hallo Seerosen-Fans!

Ich eröffne mal eine Thread wo sich alles um Seerosen drehen soll. Also Sachen wie die Botanik, Systematik, Zucht und andere Erkenntnisse über Seerosen. Da ich mein Wissen über Seerosen ständig erweitern möchte hoffe ich das sich einige finden mit denen ich etwas "Fachsimpeln" kann. :D

Es sollen jetzt nich eure Seerosen präsentiert werden. Dafür gibts ja einen extra Thread.

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So nun mal die erste Sache:

Wie ihr vielleicht wisst, beschäftige ich mich sehr intensiv mit Seerosen, da es auch meine Lieblingspflanzen sind. Ich finde es einfach sehr interessant anhand von Blüten, Blättern usw. zu bestimmen von welchen Arten die jeweilige Sorte abstammt. Hier mal meine neusten Erkenntnisse zur Abstammung und von Seerosensorten mit panaschierten Blättern*.


Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass alle winterharten Seerosensorten mit panaschierten Blättern die Nymphaea mexicana in der Verwandtschaft haben müssen. Bei gelben Sorten und gelbanteiligen Sorten (z.B. Sioux, Georgia Peach oder Colorado) ist das ja eindeutig. Nun gibt es aber auch rote oder rosa Sorten mit panaschierten Blättern. Sorten wie Galatee, James Brydon, Wm. Falconer, Pygmaea Rubra, Joanne Pring oder einige Laydeker-Hybriden haben auch gefleckte Blätter. Diese haben nach meinen Erkenntnissen aber nichts mit der N. mexicana zu tun.

Die N. mexicana und Sorten die sie in der Ahnenreihe haben, haben zwei verschiedene Panaschierungen. Einmal größere bzw. großflächigere Flecken und einmal kleine Sprenkel. Kleinen Sprenkel befinden sich auch auf der Blattunterseite.
Die oben genannten roten bzw. rosa Sorten haben diese kleinen Sprenkel sowohl auf der Blattoberseite, als auch auf der Blattunterseite nicht. Sie haben nur mehr oder weniger größere Flecken auf der Blattoberseite, meistens im Randbereich.

Nun habe ich mich vor kurzem etwas genauer mit der Nymphaea tetragona befasst und festgestellt, dass einige Formen auch panaschierte Blätter haben. Aber eben nur diese größeren Flecken auf der Blattoberseite. Meine Theorie ist jetzt das die oben genannten Sorten (es gibt aber sicher noch mehr) die N. tetragona in der Ahnenreihe haben und dadurch die Panaschierung zu Stande kommt.

So weit meine Beobachtungen und Vergleiche der Sorten anhand von Bildern, Beschreibungen und Pflanzen.

Was meint ihr dazu?

* Ausgeschlossen sind jetzt winterharte Sorten die mit echten tropischen Seerosen gekreuzt wurden und auch panaschierte Blätter haben, sprich die Siam Blue Hardy oder Siam Pink. Diese gibt es ja erst seit kurzem und sind so noch nicht offiziell auf dem Markt.
 
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Hi Mirko,

Ein Superthread :oki!

Zu den Panaschierungen der rosa-/roten Sorten. Ich glaube gelesen zu haben, dass Marliac N. alba var. rubra bei seinen Züchtungen verwendet haben soll. Neugiershalber habe ich eben auf der Seite victoria-adventure.org nach den Bildern der N. alba var. rubra geguckt. Auf einem der wenigen Bilder sind auch Panaschierungen auf einem Blatt zu sehen, die mit der Zeit wahrscheinlich verblassen, da andere Blätter einheitlich grün sind. Vielleicht ist das auch eine Möglichkeit ;) die Panaschierungen zu erklären? Allerdings ist es auch ziemlich fraglich, ob es sich bei dem Bild wirklich um eine echte N. alba var. rubra handelt. Ich glaube, das Geheimnis der Panaschierungen wird nicht einfach zu lüften sein :smoki. Man muss Einiges live sehen können, um solche Theorien aufzustellen.


LG
Ina
 
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Moin Mirko.

Nun habe ich mich vor kurzem etwas genauer mit der Nymphaea tetragona befasst und festgestellt, dass einige Formen auch panaschierte Blätter haben. Aber eben nur diese größeren Flecken auf der Blattoberseite. Meine Theorie ist jetzt das die oben genannten Sorten (es gibt aber sicher noch mehr) die N. tetragona in der Ahnenreihe haben und dadurch die Panaschierung zu Stande kommt.
Werner sagte mir mal, dass alle Kreuzungsversuche mit N. tetragona darin endeten, dass man zwar kleinere Pflanzen erhielt, diese jedoch weiterhin nur über Samen weiter vermehrbar waren, da sich das dominant (meine Folgerung) vererbt.

Ich kann mir daher kaum vorstellen, dass N. tetragona an der Entstehung der größeren, panaschierten Sorten beteiligt war. Diese haben ja zumeist ein "normales" = teilbares Rhizom...
 
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Hallo,

ich beschäftige mich zur Zeit ganz wissenschaftlich mit der einheimischen Weißen Seerose. Am Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main versuche ich mit einer DNA-Fingerprinting Methode herauszufinden, wie sie sich in der weiteren Umgebung von Frankfurt (200 km Umkreis) eingebürgert hat. Ich bin gerade beim Sammeln von Proben und kann schon jetzt sagen, dass der Wildtyp sehr rar geworden ist. Selbst das was botanische Gärten als Nymphaea alba präsentieren, ist meiner Ansicht nach nicht die reine Wildform. Da sich die DNA-Fingerprinting Methode auch dazu eignet, Hybriden zu identifizieren, wird sich das dann im Labor herausstellen.

Von besonderem Interesse für alle Seeroseninteressierten dürfte ein Artikel sein, der in der diesjährigen April Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift Taxon erschienen ist. Er hat den länglichen Titel "Evolutinary dynamics across discontinuous freshwater systems: Rapid expansions and repeated allopolyploid origins in the Paleartic white water lilies (Nymphaea)" (Taxon 59(2), April 2010, S. 483-494) und stammt von der russischen Botanikerin Polina Volkova und ihrem Team. Darin wird mit der gleichen DNA-Fingerprinting Methode, die ich anwenden werde (AFLP), nachgewiesen, dass Nymphaea candida durch Hybridisierung aus N. alba und N. tetragona und anschließender Chromosomenmutation hervorgegangen ist. Das spannende ist, dass das sogar mindestens zwei Mal passiert ist, ein Mal mit N. alba als weiblichen Partner und ein späteres Mal (in Karelien) mit N. tetragona als weiblichen Partner. Dieser Nachweis gelang über den DNA Vergleich der Chloroplasten, die bei Seerosen wie bei den meisten höheren Pflanzen nur von der mütterlichen Seite weitergegeben werden.

Viele Grüße,
Kai
 
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Hi Ina.

Ja, das mit der Alba var. rubra hab ich mir auch schon mal überlegt. Leider weiß ich nicht ob die echte auch panaschierte Blätter hat. Man findet ja auch sehr wenig Informationen über sie. Zu mindest im Buch von Slocum steht das die Blätter der normalen Alba gleichen.



Annett, also von den Laydeker-Hybriden wird ja behauptet, dass die N. tetragona und die N. alba var. rubra beteiligt waren. Von der James Brydon wird wiederum vermutet, das sie eine der Laydeker-Hybriden in der Verwandtschaft hat. Und von der Joanne Pring wird das sowieso ermutet. Die Pygmaea Rubra ist so ne Sache, da es von der viele falsche Clone gibt, aber ich denke die echte hat panaschierte Blätter und schon was mit der Tetragona (oder der N. pygmaea) zu tun.

Such mal im Netz auf seriösen Seite bspw. Bilder von den Laydeker-Hybriden, der Joanne Pring und der Pygmaea Rubra und vergleich die Blattform. Die haben schon eine Ähnlichkeit mit der der Tetragona. Vor allem die Lappenspitzen.

Ein gutes Bsp. ist auch die Helvola. Blätter und Blüten sehen einer Tetragona verdammt ähnlich. Bei der Frage ich mich aber sowieso wie aus einer Seerose die ein unverzweigtes Rhizom hat (Tetragona) und einer die ein aufrecht wachsendes Rhizom hat was Ausläufer bildet (Mexicana), ein sich verzweigendes, wagerechtes Rhizom entstehen kann!?

Es müssen ja auch keine F1-Hybriden sein! Wenn eine Kreuzung aus N. tetragona und einer anderen Seerose darin endet das sich diese Kreuzung wieder nur durch Samen vermehren lässt, dann wurde vielleicht mit diesen Pflanzen weiter gekreuzt? Es gibt ja auch nicht so sehr viele Hybriden mit diesen Merkmalen, vielleicht hat sich diese Eigenschaft (unverzweigtes Rhizom) nicht immer dominant vererbt!?

Ich denke schon das die N. tetragona (oder auch N. pygmaea oder leibergii) an einigen, wenn auch wenigen Sorten beteiligt ist.


@ Kai:
Oh, das mit der N. candida klingt ja hoch interessant! Danke für die Info!
 
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Hi Ina.

Ja, das mit der Alba var. rubra hab ich mir auch schon mal überlegt. Leider weiß ich nicht ob die echte auch panaschierte Blätter hat. Man findet ja auch sehr wenig Informationen über sie. Zu mindest im Buch von Slocum steht das die Blätter der normalen Alba gleichen.

Hallo Mirko,

obwohl Perry Slocums Buch absolut spitze ist, würde ich mich auf seine Angaben diesbezüglich nicht so ganz verlassen. Er hatte einfach zu Umfangreiches zu bewältigen, um absolut und 100%ig alles richtig zu erfassen :engel.

LG
Ina
 
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Ich hoffe, ich störe eure wissenschaftliche Diskussion um die Sorten nicht, aber ich hab da mal eine Frage, was die Blüten-Öffnungszeit betrifft. Normalerweise öffnen sich die Blüten meiner Seerosen (ich hab leider keine Ahnung, welche Sorten es sind, weiße, rosa...) immer am Vormittag, wenn die erste Sonne auf den Teich fällt, das ist so gegen 10 Uhr. Sie schließen sich meist dann schon am mittleren Nachmittag, so ab 3 oder 4 Uhr, obwohl da noch voll die Sonne drauf scheint.
Heute, jetzt gerade, um 19:45 Uhr, war ich draußen und sah, dass die Blüten, zumindest die von der rosa, noch immer fast ganz offen ist!! Eine von den weißen ist auch noch halb geöffnet.
Bisher konnte ich beobachten, dass sie am letzten Blütentag, also wenn sie am nächsten Tag nicht mehr aufgehen, sich etwas später schließen als sonst. Aber sowas wie heute hab ich noch nie beobachtet. Es ist bei uns ziemlich kalt und windig (wobei der Wind jetzt am Abend nachgelassen hat), es hat nur 17°C und den ganzen Tag über (schon seit 2 Tagen) war keine Sonne.
Habt ihr eine Erklärung dafür. Bzw. wisst ihr, wovon die Blütenoffenhaltezeit abhängt?
 
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Das kann an dem kalten Wetter liegen. Meine Seerosen haben sich die letzten 3 Tage auch erst später geschlossen.

Vor drei Jahren Ende August war es mal eine Nacht etwas kälter (8 °C). Da hatte sich eine Blüte meiner Texas Dawn gar nicht geschlossen. Die war die ganze Nacht geöffnet.

Siehe hier >> https://www.hobby-gartenteich.de/xf/threads/6466
 
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aha, danke für die schnelle Antwort. Daraus zieh ich jetzt den Schluss, dass Seerosen eigentlich gar keine wärme- bzw. sonneliebenden Pflanzen sind, wo ich doch immer das Gegenteil geglaubt hab. Und ich hab mich immer gewundert, warum die Blüten so früh schließen. Die meisten anderen Pflanzen schließen ihre Blüten ja erst mit Sonnenuntergang.
 
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Hallo Dany,

jetzt hast Du einen falschen Schluss gezogen. Aus der Zeit zu der sich die Seerosen schließen, kannst Du nicht ableiten dass es keine wärmeliebenden Pflanzen wären. Seerosen im Schatten oder in einem kühlen Teich blühen extrem wenig oder gar nicht. Sie schließen sich zeitig weil sie in der Sonne lange genug offen waren um bestäubt zu werden. An einem Regentag schließen sie vermutlich später um die Chancen zu erhöhen bestäubt zu werden. Sie blühen ja nicht um uns zu gefallen sondern um Nachwuchs zu bekommen.
 

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