AW: Heilerde und/oder Kieselgur gegen Blaualgen - Erfahrungen?
Hallo Stefan,
ich lasse mir das durch den Kopf gehen.
Aquaristisch lässt sich Biofilm gut beobachten. Interessanterweise steigt die Qualität des Biotops (ein im Sinne des Betrachters algenarm laufendes, gut funktionierendes Aquarium) in dem Maße, wie der Biofilm *weniger* wahrnehmbar ist. Mir hat jemand mal zur Unterscheidung etwas vom "glitschigen" und "trockenen" Biofilm an den Scheiben seines Aquariums geschrieben. Erst mit diesem Hinweis ist es mir wie Schuppen aus den Haaren gefallen, was mir trotz schon langjähriger eigener Praxis nicht aufgefallen war. Meine Becken waren alle *trocken* und sind im Regelfall so algenfrei, dass das unglaubwürdig ist. Ich muss eigentlich nie die Scheiben reinigen. Dieser "trockene", kaum wahrnehmbare Biofilm ist ein sicherer Indikator für ein gut und stabil laufendes Becken.
Und dann sind sowohl Cyanobakterien(CB) als auch Diatomeen weit weg, die können dann einfach nicht. Dem Biofilm gilt deshalb und aus weiteren Gründen mein primäres Augenmerk. Den halte ich für die wichtigste Komponente ein Biotop ans Laufen zu bringen. Selbstverständlich lässt das nicht die üblichen Beziehungen von Konstruenten (Pflanzen), Konsumenten (Lebewesen) und Destruenten(Mikroorganismen) außer acht. Die Nährstoffsituation spielt auch eine Rolle. Interessanterweise kann man in solch einem funktionierenden Biotop sogar mit deutlichen "Nährstoffüberschüssen" keine Algen auslösen. Das geht eher mit Nährstoffdefiziten.
Also interessieren mich Erscheinungen wie CB, Kahmhaut, Algen-, Bakterienblüten, Algen als Bestandteil des Biofilms, etc. nur sekundär, es sind vor allem Hinweise auf einen - d.h. in meinem subjektiven Anspruch - nicht funktionierenden Biofilm. Den gilt es in seiner Entwicklung in die richtige Richtung zu schubsen. Das kann auch alleine CB als Bestandteil des Biofilms betreffen.
Eine Maßnahme gegen CB ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn man dem Biofilm Zeit lässt entstandene Freiräume zu "besetzen". Sonst tauchten die CB sicher wieder auf.
BTW, von der Redfield Ratio halte ich nichts. da wird ein zellinneres, atomares Verhältnis einfach auf die Umwelt als passendes Nährstoffverhältnis übertragen und das funktioniert so nicht. Alle Nährstoffe sind unterschiedlichen Reaktionen ausgesetzt, was Einfluss auf die Verfügbarkeit hat und dann werden unterschiedliche Stoffe unterschiedlich leicht/schwer aufgenommen. Bei Pflanzen behindern sich verschiedene Nährstoffe in der Aufnahme gegenseitig, andere fördern sich. Dann gibt es Luxuskonsum, die Pflanze nimmt Nährstoffe weit über ihren eigentlichen Bedarf auf. Z.B. Natrium, das noch bei der Regulierung des Zelldrucks eine Rolle spielt, aber andere Stoffe wie Kalium in dieser Funktion substituieren kann. Und wegen mangelnden Überblicks, den auch ich mehr oder weniger habe
, wird dann gerne mit solch einem scheinbar griffigen Terminus jongliert. Damit meine ich nicht dich, ich denke, das wird in seiner Bedeutung fehleingeschätzt. Man engt so sein Sichtfeld nur unnötig ein.
Ich lese mir erst mal deine links durch.
Mit freundlichem Gruß, Nik