Permakultur - Erfahrungsaustausch

AW: Permakultur - Erfahrungsaustausch

Guten Morgen.

Ich habe mir das Video des Herrn Holzer mal angesehen. Einige Sachen leuchten ja ein, nur wenn jeder "Bauer" seine 100 ha nicht mehr bewirtschaftet, sondern nur noch soviel, dass er mit Permakultur für sich und seine Familie sorgt, dann sind wir um hunderte Jahre zurück.

Wie sollen die "Städter" (dazu zähle ich fast alle von uns - Einige wenige, die sich wirklich gut aus dem eigenen Garten ernähren können mal außen vor) dann satt werden? 3 Zimmer Wohnung, Küche, Bad... und das zu hunderten in den Wohnsilos und Altstädten der Großstädte.
Schrebergärten sind erstens vermutlich zu klein für solche Ideen und zweitens in vielen Gegenden kaum zu bekommen. :kopfkratz
Es kann also gar nicht jeder dieser Idee nachgehen.

Was die Landwirtschaft an geht, so wird diese hier immer mehr intensiviert.
Wir überlegen dieses Jahr ernsthaft, erstmals die Zuckerrüben zu bewässern. Ebenso die Zwiebeln (zum zweiten Mal überhaupt - 2003 war es bitter nötig, da viel zu trocken), obwohl die Bewässerung einer der größten Kostenfaktoren in der LW ist. Bei den Zwiebeln ist der höchste, unveränderliche Kostenfaktor übrigens die Lagerung. :shock
Seit der Finanzkrise sind die Preise vieler Erzeugnisse im Keller. Dabei geht man doch davon aus, dass die Leute IMMER essen. Ok, völlig anderes Thema. :oops
Stoffkreisläufe hat man auch in der LW. Leider sind sie durch die Abfuhr und den Verkauf des Erntegutes nicht geschlossen. Dafür müßte man dann soweit gehen und die menschlichen Exkremente wieder auf den Felder verteilen... stellt Euch mal den Aufstand mancher Verpächter vor, wenn wir beispielsweise Klärschlamm auf den Feldern ausbringen wollten. :lala
Dabei gibt es auch diesen schon mit Zertifikaten usw.
Aber selbst gegen Gülle wird hier mittlerweile vom BUND protestiert. Ich bin gespannt, wann wir Ärger mit dem Hühnermist bekommen, sofern er nach diesem Frühjahr überhaupt noch zur Verfügung steht. Die Ausbringung ist nun mal mit Geruch verbunden. Dafür ist es kein "Kunstdünger".
 
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Guten Morgen,

da schneidest du eine Diskussion an Annett, die unter Permakultur-fans ziemlich bekannt ist. Das was in dem Film gezeigt wird, ist natürlich nicht die ganze Wahrheit und es richtig so etwas auch kritisch zu sehen. Aber das gilt auch für konventionellen Landwirtschaft. :lala

Aber in deinem Tonfall höre ich auch eine gewisse Bitterkeit im Bezug auf das Verhältnis zwischen Erzeuger und Verbraucher. :box Auf der einen Seite muss eine Änderung her im Bezug auf die Wertschätzung der Arbeit der Landwirte. Unser Essen ist einfach viel zu billig.

Auf der anderen Seite muss auch eine Änderung her im Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft/Natur. Die moderne Landwirtschaft ist eine der grösste Klimagassproduzenten, eine der grössten Energieverbraucher und eine der wichtigsten Verursacher vom Rückgang der Artenvielfalt.
Aber es gibt spannende Versuche mit sog. Anteilslandwirtschaft. (Community Supportet Agriculture). Hier gehen Produzenten und Verbraucher zusammen und umgehen so die unglückliche Kette von Gross- und Detailhandel, wo nur noch die Kostenrechnung steuernd ist. Am Anfang der Saison erstellt man zusammen ein Anbauplan und die Verbraucher bezahlen im voraus. So wird das Risiko auf vielen Köpfe verteilt. Die Verbraucher bezahlen ungefähr den gleichen Preis wie im Laden, wodurch der Landwirt seine Einkünfte verbessern kann. Dafür hat der Verbraucher das Recht dem Landwirt über die Schulter zu schauen. Dieses schafft wiederum persönliche Beziehungen, was der Qualität vom Ganzen zu Gute kommt. Nicht selten entscheiden die Verbraucher freiwillig mehr für die Produkte zu bezahlen, weil die es plötzlich als peinlich empfinden, wie wenig der Bauer eigentlich verdient. Der Bauer braucht auch keine Kreditte auf zu nehmen am Anfang der Saison und kann vielleicht dem kommenden Jahr etwas entspannter angehen.

Aber diese ganze Zusammenhänge hier auf zu rollen, passt schlecht zu einem Gartenteichforum meine ich.

Es gibt aber auch Permakultur-projekte, die in einem viel grösseren Masstab gedacht sind, wie der herrlich romantisch dargestellte Hof von den Brunners. Aber so sind eben auch Medien. Ein Permakultur Gedanke ist zum Beispiel, dass man die Scheune so baut, dass eben Platz ist für eine Solaranlage. Schöne Sachen sind auch Wiederaufforstungsprojekte, z.B. auf den Kanaren oder Sinaï.

UN's Hochkommissar für Flüchtlinge hat gemeint, dass alle humanitäre Aktionen mit dem Permakultur Gedanke im Hinterkopf durchgeführt werden sollen.

Letztendlich geht es om optimale Ausnutzung von allen Ressursen, durch sorgfältige Planung. Aber auch hier gibt es keine "gratis Lunsch". :lala
Häufig geht es eben auch darum zu entscheiden Ausgangspunkt im Eksistierenden zu nehmen, statt von vorne herein schon eine Vorstellung im Kopf zu haben und dann zu merken, was dafür alles angeschafft werden muss. Dieses ist aber eine Denkrichtung, die in unserer Verbrauchsgesellschaft nicht gerade als cool gilt.

Gestern Abend habe ich einen Fachbeitrag geschrieben im Bezug auf Permakultur und unserem Haus. Heute geht es weiter mit Permakultur und Gartenteich. :cool:

Das Ganze ist aber als Denkansatz gedacht. Ich bin kein Missionar :D

:oki

LG

Ron
 
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Hallo Ron,

das hier:
Am Anfang der Saison erstellt man zusammen ein Anbauplan...
nannte man vor 20 Jahren schlicht Planwirtschaft und wollte doch keiner mehr haben. ;) ;) Mitlerweile sind wir aber wieder da, nur nennt man es anders und es gibt keine garantierten Preise mehr.

Und was den Verbraucher angeht - wenn denn genug so denken würden, die Zusammenhänge begreifen würden... dann würde nicht doch ein Großteil immer wieder zum Discounter rennen.

Aber du hast Recht - das Thema ist Permakultur und nicht Ackerbau allgemein. :oki
 
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Hallo Ron.

Interessant ist die Idee der Vorvermarktung, welche ich nicht als Planwirtschaft bezeichnen möchte. Die früheren Pläne wurden ja von ganz oben (an der Realität oft meilenweit vorbei) verordnet, während sich bei Deinem Beispiel Verbraucher und Produzent zu einem Vertrag entschließen.
Vorverträge sind seit Jahren in der LW Normalität. Im Jahr 2008 durften wir jedoch lernen, dass sich der Handel/Aufkäufer gern zu seinen Gunsten bei fallenden Preisen aus solch einem Vertrag verabschiedet. Das gewünschte Getreide war im freien Kreislauf wesentlich günstiger als im Vorvertrag. Man könnte meinen, dass dies nicht zulässig ist. Ist es wahrs. auch nicht - nur wenn man dann klagt, wer soll einem die nächsten Ernten abkaufen? :engel
Transport kostet viel Geld...

Ich wollte das Thema Permakultur durch meinen Einwurf zur LW nicht abwürgen.
Es ging mir nur darum aufzuzeigen, dass wir m.M.n. damit nicht alle menschlichen Bewohner dieses Planten mit den heutigen/steigenden Verbräuchen satt bekommen. Oder möchte jemand die letzten Ecken unseres Planeten auch noch landwirtschaftlich (permakulturmäßig) nutzen und die Ernte dann per Schiff in die europäischen oder asiatischen Ballungszentren transportieren? China kaufte und kauft beispielsweise weltweit Land auf um darauf Reis anzubauen....

Weiter möchte ich das Thema jetzt nicht vertiefen, da es der ursprünglichen Diskussion und dem Erfahrungsaustausch eher abträglich ist.
 
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Hallo Annett und @all

ich finde es gut, hier im Forum auch einmal über die Probleme der Bauern zu lesen, wenn auch der überwiegende Teil der User sich wohl eher nur für schöne Teiche und schmucke Gärten interessieren mag, teilweise vielleicht mit zunehmender Aufmerksamkeit für die Natur und ihre Kreisläufe, was auch dieser Thread zur Permakultur deutlich macht.

Ich finde diese Entwicklung sehr gut, auch wenn ich selbst noch meilenweit davon entfernt bin, der Natur in meinem Garten ihren "Willen" zu lassen und die "permakulturelle Unordnung" in Kauf zu nehmen. Ich denke, ich stehe mit diesem notwendigen Umdenkungsprozess nicht alleine da, aber ich hoffe, dass es mir und vielen anderen Permakultur-Interessierten gelingen wird, der Natur wieder ein Stück näher zu kommen, indem wir sie in unsere Gärten zurückholen und von ihr lernen.

Mit lieben Grüßen aus Osttirol
Elfriede
 
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Hallo,

hier schon mal eine Permakultur-Kostsprobe. :)
Das Bild ist vor ein paar Jahren im Frühling aufgenommen. Die Lufttemperatur betrug etwa 8 Grad. (Im Schatten). Der Temperaturunterschied zwischen zwei Stellen, beide in der vollen Sonne und nur anderthalb Meter auseinander, betrug etwa 18 Grad. Auch bei Windstille kann es über dem Boden kalte Luftströmungen geben, die von weiter oberhalb kommen. (Kalte Luft sackt runter). Hinter dem Zaun (aus Abfallzweigen hergestellt) haben wir den anfallenden Kaninchenmist hingekippt. Bei jedem Regenschauer fliesst Düngerwasser zum Holunder. Der ist jetzt etwa 2 m. hoch. (Normalerweise wächst der Holunder in Norwegen an der Küste). Die Beeren werden allerdings nicht reif, aber die Blüten sind gut zu gebrauchen für Tee :kaffee oder Holundersekt. :prost2


Temperatur-1.jpg 

Temperatur-2.jpg 

Holunder.jpg 

@ Elfriede:
"permakulturelle Unordnung"
Permakultur ist planen und strukturieren. :lol



:oki

LG

Ron
 
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Hallo Ron,

danke für Dein beeindruckendes Beispiel angewandter Permakultur. Sicher erfordert das Auffinden der Stellen, wo Du Hand (bzw. Schutzzäune) anlegst, viel und genaue Beobachtung, wie ich mir vorstellen kann. Spielt das Thermometer dabei auch schon im Vorfeld eine Rolle?

Ron, ich habe schon vermutet, dass mein Scherz mit der "permakulturellen Unordnung" nicht so passend war, aber es ist mir keine treffendere Formulierung eingefallen, womit ich das Gefühl eines stolzen Gartenbesitzers beim Anblick eines durchwachsenen Reisighaufens auf seiner makellosen Rasenfläche hätte beschreiben können. Obwohl ich nicht dieser Fraktion angehöre, ich hatte niemals einen "nur" dekorativen Schmuckgarten, so bin ich doch selbst auch (noch) nicht völlig frei von einem gewissen Hang zu einem weniger natürlichen, anerzogenen Ordnungssinn.

Ich freue mich schon auf Deine weiteren, lehrreichen Erfahrungen.

Mit lieben Grüßen aus Osttirol
Elfriede
 
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Liebe Elfriede,

ich habe mich nicht auf den Schlips getreten gefühlt. Keine Sorge. ;)

Permakultur braucht Zeit: beobachten, planen, durchführen, beobachten, rückkoppeln, justieren, usw. Aber wie so ein PK "Guru" mal gesagt hat: Permaculture is just common sense...which isn't common anymore. Vieles kann man in der Landschaft ablesen und unsere Vorfahren betrieben häufig PK ohne dass es so genannt wurde. Die waren einfach gezwungen erfindungsreich zu sein. So sind hier die früher die Höfe am Hang gebaut worden. Im Winter sackt die kalte Luft ins Tal und weiter oben sind die Winde wieder kälter. Die fanden an Hand der Vegetation genau die richtige Stellen.

Gleichzeitig soll man von PK auch nicht alles erwarten.;)

:oki

LG

Ron
 
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Küste). Die Beeren werden allerdings nicht reif, aber die Blüten sind gut zu gebrauchen für Tee :kaffee oder Holundersekt. :prost2

:flüstern ...und Holunderblütensirup, aus dem man einen ganz leckeren Likör :prost und auch Gelee machen kann oder man kann sie auch in Teig ausbacken hmmmm
 
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Hallo Christine,

gäbe es da Rezepte ? :kopfkratz:lala

Habe jetzt übrigens zwei neue Albums angelegt mit PK Foto's und Bilder vom Hausbau.

Hier das aktuellste Bild.

Haus-23.02.10.jpg 

:oki

LG

Ron
 

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