Ungesiebter, ungewaschener Kies als Universalsubstrat

bergi

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Hallihallo an diesem glutheißen Nachmittag,
die Frage nach dem geeigneten Teichsubstrat wird ja immer mal wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen gestellt, die Entscheidung dürfte aber vielen Teichbauer nach wie vor nicht leicht fallen.

Ich möchte hier eine Lanze für ungesiebten, ungewaschenen Kies als alleiniges Teichsubstrat brechen, der hier in Südbayern als "Wandkies" von den Kieswerken vermarket wird. Er heißt so, weil er beim Abgraben "wie eine Wand" stehen bleibt. Das kommt daher, dass er - natürlich nur wenn er nicht gesiebt und/oder gewaschen wurde, sämtliche Korngrößen von faustgroßen Kieseln, über Kies, Sand, bis hin zu Lehm und Ton enthält. Durch diese Mischung von Korngrößen verdichtet dieser Kies ziemlich stark, bleibt aber - weil er nicht zu viel Lehm/Ton enthält - immer gut wasserdurchlässig, was ihn z.B. auch für Wege, naturnahe Pflanzungen an Land etc. sehr geeignet macht.
Dieser Kies ist je nach Region etwas unterschiedlich zusammengesetzt, er kann z.B. sandiger oder kalkiger ausfallen, ist aber meistens recht schön "bunt", was auf die verschiedenen Gesteinsarten zurückgeht, die von den Flüssen und Gletschern aus dem Gebirge hertransportiert und abgeschliffen wurden.
Natürlich ist dieser unbearbeitete Kies auch das preisgünstigste Produkt, ein paar Kubikmeter bekommt man für einen Hunni, am teuersten ist i.d.R. noch der Transport.

Ein häufiger Denkfehler scheint mir bei Teichbauern darin zu liegen, dass man "Lehm", "Sand" und "Kies" als gänzlich unterschiedliche Produkte betrachtet. In Wirklichkeit handelt es sich aber nur um winzigste, winzige, gerade noch sichtbare, größere... etc. Gesteinpartikel. Bei diesem "Gemisch" sortieren sie sich unter Wassereinfluss "von selbst", natürlich kann man aber z.B. größere Steine raussuchen und dekorativ an einer Seite etc. des Teichs ablagern. Der Vorteil davon ist, dass sich keine künstlich aussehenden "Brüche" im Substrat ergeben, sondern sehr natürlich wirkende Übergänge entstehen.

Auf den Fotos sieht man eine Fuhre "Wandkies" (das waren wohl so 4 Kubik), der schon einige Zeit im Regen liegt, wodurch die größeren Steine oben auf dem Hügel freigewaschen wurden, und sich die feineren Bestandteile in die Ritzen verkrümelt haben; insofern wirkt das Ganze "kiesiger" als es ist.

Wandkies1 (Copy).jpg  Wandkies3 (Copy).jpg  Wandkies2 (Copy).jpg 
 
Dieser "Wandkies" ist nach meiner Erfahrung, so wie er ist, also ohne jegliche Humuszumischungen, Düngung etc. für sämtliche gängigen Gartenteichpflanzen geeignet, bei mir wären das z.B. Iris, Kalmus, Wolfstrapp, Hahnenfuß, Gauklerblume, Sumpfabbiss, Kuckuckslichtnelke, Tausendblatt, Blutweiderich, Sumpfziest, Beinwell, Seerose, Helmkraut, Wasserknöterich, verschiedene Sauergräser, Schaumkraut, Schlüsselblume, Sumpfvergissmeinnicht, Polei-Minze, Knoblauchgamander, Sumpfschachtelhalm (und wohl noch ein paar, die ich vergessen habe).
Einzige Ausnahme - aber das ist sowieso ein anderes Kapitel - sind reine Moorpflanzen.

Humushaltige Substrate - also z.B. die sogenannte "Teicherde" - sind meiner Erfahrung und Überzeugung nach in Teichen überflüssig und eine Quelle von möglichen Problemen (gerade der Stickstoffeintrag aus der Luft ist heute so hoch, wie er vor 1-2 Generationen noch als landwirtschaftliche Düngepraxis üblich war). Eine weitere Nährstoffanreicherung findet in Teichen - auch ohne Fütterung - von selbst statt, und der Teich eutrophiert ganz von alleine, und zwar ziemlich zügig.

Es würde mich freuen, hier ein paar Erfahrungen etc. mit diesem oder ähnlichen Substraten auszutauschen, ich werde auch noch ein paar Bilder raussuchen.
Gruß,
Stefan
 
Hi Bergi,

diesen natürlichen Mischmasch (bei mir in der Gegend heißt er nur "Lahnkies" wegen dem Fluß der ihn abgelagert hat) hab ich auch im ganzen Teich als Bodengrund, allerdings in ner feineren Siebung (max. 2-2,5cm) wodurch folglich größere Kieselsteine wie bei dir fehlen. Fast sämtliche Pflanzen (bis auf die 3 Seerosen die auch schon auf dem Foto vom Bau vor 4,5 Jahren gerade so erkennbar sind) sitzen darin und wachsen munter vor sich hin

heute sieht er so aus

Wie man sieht sind die auf Foto 1 noch trockenliegenden Bereiche nun gut bewachsen (den Seerosen im Lahnkiesbeet muß ich allerdings immer mal ein paar Osmocotokegel unterjubeln da der Lehmanteil im Kies bei nur rund 15cm Schichtdicke doch etwas zu gering ist um ihnen in meinem nährstoffarmen Teich genügend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen

MfG Frank

IMG_3965.JPG  IMG_9411.JPG 
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Stefan,

schön schaut er aus, aber hast du schon mal Pflanzen die kräftig gewurzelt haben aus dem kies gegraben? das ist echt kein Spaß mehr.
bei mir kommt nach dem Umbau nur noch feiner Bausand in den Teich.
 
Hi Mitch,

wenn Du mich meinst.

ich habe ja schon mehrere Teiche angelegt und auch wieder stark zugewuchert geräumt.
Beim 70qm2 Vorgängerteich mußte ich vor der Vergrößerung u.a rund 30qm2 "Zwerg" Schilf/Ufersegge/ Rohrkolben in Kiesboden und meine damalige "Attraktion" die >25qm2 Wasseroberfläche bedeckte (das Rhizom war 2,5m x 1m x 0,6m groß:boah) mit bloßer Hand roden da ich die alte Folie für mein Moorbeet brauchte und net beschädigen wollte. So schlimm ist das auch net:hehe5

MfG Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
Versuche so einen Wandkies ab gesiebt zu bekommen. Da der Kies zumeist höher gehandelt wird, als der Restsand könnte das günstiger sein. Schöner finde ich es sowiiso einen Lehmsand zu nutzen.
 
Servus Bergi

Ich habe ja in meinen Teichen auch so eine ähnliche, aber feinere Sandmischung ... max. ca. 2cm Körnung ... nennt sich bei uns Betonsand eingebracht.

In meinem in der Sig verlinkten "Mein kleiner Pflanzenteich" kann man das Substrat sehr gut erkennen.

Auch hier ...
P7020199_2015-07-02_Wachtelweizen-Scheckenfalter_Melitaea-athalia_HGT.JPG 
Der feine Sand ist schon abgesunken.

Das Pflanzenwachstum ist dem "mageren" Substrat entsprechend, mager. War von mir aber so gewollt. Sollen sich doch die Pflanzen das Nitrat aus dem Teichwasser holen.
Das Substrat dient einzig und allein dem Halt der Pflanze und der Ansiedelung der Bakterien.

In dem "Kleinen Pflanzenteich" habe ich auch Mutterboden als Substrat für die Sumpfzone eingebracht.

Morgen mach ich mal paar Bilder über das unterschiedliche Wachstum der Pflanzen in den verschiedenen Substraten.

Liebe Grüße
Helmut
 
Schönschön,
es sammeln sich Erfahrungen!
@ Frank - klasse Anlage! Ich finde es gut, wenn ein Teich so nach und nach zuwächst und nicht sofort dank Nährstoffüberschuss zuwuchert. Offene Stellen erhöhen ja z.B. auch das Artenspektrum, ich könnte mir vorstellen, dass das bei deinem Teich auch so war (Sandlaufkäfer, Wildbienen etc.).
Schöner finde ich es sowiiso einen Lehmsand zu nutzen.
@ Totto, "Lehmsand" ist praktisch dasselbe wie "Wandkies", nur wurden da die größeren Korngrößen bzw. Kiesel ausgesiebt. Optisch finde ich perönlich gerade die - selteneren - größeren, bunten Kiesel ganz schön - außerdem sind z.B. faustgroße Kiesel ziemlich teuer, wenn man sie sortiert kauft, im Wandkies bekommt man sie quasi umsonst.
@ Helmut, bei deinem "Betonkies" dürften - im Gegensatz dazu - die feineren Größen bzw. der Lehm-/Tonanteil fehlen, eventuell dadurch unbefriedigendes Pflanzenwachstum?
@ Mitch, nunja, ich würde auch sagen, dass dieses Substrat nicht sooo stark verdichtet, dass ein Herausziehen der Pflanzen nicht mehr möglich ist. Ich finde die Verdichtung ziemlich genau so, wie man sie braucht (Gleichgewicht zwischen "weich genug für Pflanzen und Kois" und "hart genug zur Stabilisierung des Ufers bei Gefälle").

Unten mal eine Schlämmprobe mit dem hier gehandelten Wandkies, da sieht man ganz schön, wie die Korngrößen ineinander übergehen (allerdings liegen die größeren Kiesel nicht da, wo sie liegen sollten, nämlich ganz unten):
Wandkies Schlämmprobe (Copy).jpg 
Gruß,
Stefan
 
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(allerdings liegen die größeren Kiesel nicht da, wo sie liegen sollten, nämlich ganz unten):
Mit der Zeit wird es sogar den ganz feinen Anteil nach ganz unten ziehen und nach oben hin immer gröber. So das unten eine starke Verdichtung statt findet.
LG René
 

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