AW: Was für ein Krebs ist das?
Frank, 150 meter reichen bei weitem bereits aus, um eine katastrophe anzuchrichten. kleines beispiel gefällig?
amerikanische und einheimische krebse können sehr nah beieinander vorkommen. in einem see in der westlichen deutschschweiz (ich bin von dort) leben seit etwa 1987 Kamberkrebse in hohen dichten - eingeführt durch fischer. einheimische krebse sind dort ausgestorben. in einem kleinen bach, der in den see mündet, leben aber noch Dohlenkrebse (
Austropotamobius pallipes;
Astacus ist ja nicht die einzige heimische flusskrebsgattung
). diese haben dort nur nur überlebt, weil es bei der mündung einen kleinen künstlichen absturz und eine kurze eindolung gibt - hindernisse, die die krebse aufwärts nicht überwinden können. der bach mündet im bereich eines kleinen dorfes in den see, was es für die Kamberkrebse auch schwierig macht, den bach auf dem landweg zu erreichen. es reicht aber, wenn schon nur ein einziger dorfbewohner auf die grandiose idee kommt, doch ein paar krebse aus dem see in seinen weiher zu tun, weil sie doch so schön sind (schön sind sie ja wirklich!). wenn die tiere flüchten, können sie ohne weiteres in den bach gelangen. dafür müssen die tiere nicht 150 meter umgesetzt werden, da reicht beinahe schon ein dutzend!
die vorkommen von
Austropotamobius pallipes und
Austropotamobius torrentium (der Steinkrebs) sind weit weniger gut bekannt als die von
Astacus astacus (dem
Edelkrebs), da sie nicht wirtschaftlich genutzt werden. sie bewohnen beide im vergleich zum Edelkrebs vielfach sehr kleine, unscheinbare bäche und werden oft übersehen.
ich will niemandem nahe treten, aber ich beschäftige mich schon lange genug mit dem thema flusskrebse und muss aus erfahrung leider sagen, dass gerade von teichbesitzern immer wieder die gleichen stereotypen ausreden kommen, warum gerade bei ihnen die amerikaner kein problem sein sollen. fakt ist jedoch, und das habe ich mehrfach selber miterlebt, dass diverse gewässer neu von amerikanischen arten besiedelt wurden, die aus teichen entflohen sind. dies ist auch dann nicht wünschenswert, wenn aktuell keine hemische vorkommen bekannt sind, denn sind die amis einmal drin, ist das gewässer praktisch für immer verloren für die heimischen arten. somit sind amis im teich immer problematisch, auch wenn aktuell keine heimischen vorkommen in der umgebung bekannt sind (was aber wie gesagt nicht mal immer heisst, dass da effektiv keine sind).
es gibt nichts, einfach gar nichts, was für die haltung von amerikanischen flusskrebsen in teichen spricht!
denn wer unbedingt krebse haben will - was angesichts der faszination dieser tiere verständlich ist! - kann ja auf Edelkrebse ausweichen. die sind einheimisch, legal im handel erhältlich, nicht sehr anspruchsvoll was die wasserqualität betrifft, gut fürs ökosystem teich und werden erst noch grösser als alle anderen flusskrebse inkl. der amerikanischen arten!
LG
David