Eine lange und merkwürdige Reise

maarkus

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Wie versprochen, wollte ich euch hier meinen Teichbau und mich näher bringen.

Die Anfänge für meine Natur- und vor allem Teichliebe finden sich schon früh in meiner Kindheit. Aufgewachsen bin ich in einem Weingut in der wunderschönen Pfalz. Jenseits des örtlichen Bebauungsplans, in Aussiedlerlage und in direkter Nähe zur Natur hatte ich viel Platz, um als kleiner Frechdachs zu wüten. Das Tal ist schon immer bekannt dafür, dass es sehr viel Wasser führt. So wurde beim Straßenausbau dieses Wasser leider eingefangen und in einer Kanalisation unter der Straße abgeführt. Zum Glück gab es noch ein kleines Bächlein entlang unseres Grundstückes, welches eine nicht nennenswerte Wassermenge führt. Für Kinder war es jedoch mehr als ausreichend und so begann ich "Teiche, wenn nicht sogar wahre Seen" auszuheben. Wenn ich mir heute die Bilder von damals betrachte, wirken diese Schlammbecken von wenigen Zentimetern Tiefe eher mickrig :?

Da meine Eltern leider keine so großen Fans von Fischen und Teichen waren, musste ich mich als Jugendlicher mit fertigen Becken begnügen. Aber jetzt war meine Zeit gekommen! 2011, nach meinem Studium, schnappte ich mir meine Freundin und wir renovierten das Haus von ihren Eltern, aus dem sie vor 6 Jahren ausgezogen waren. Die Wohnung war soweit fertig und wir zogen Ende des Jahres ein. Ein Blick in den Garten und es war klar: Ein Teich muss her. Am besten gestern!

Doch die Bauleitung intervenierte sofort: "Schatz, deinen Teich bekommst du schon, aber nicht jetzt! Nächstes Jahr steht noch die Hochzeit an und nach den Flitterwochen kannst du das dann angehen." Also wurde der Baustart auf 2012 verlegt.

Da stand ich nun, körperliche arbeit gewohnt, aber keine Ahnung vom Teichbau. Das sieht natürlich im Internet, Fernseher, etc. immer so einfach aus. Aber ist das wirklich so? Zum Glück bekam ich einen Tip von meinem Onkel, der selbst eine Garten- und Landschaftsbau Firma besitzt. "Wende dich mal an Naturagart, wenn du alles selbst machen willst." Gesagt, getan. Arbeitsmappe bestellt und durchgelesen. Geplant, gezeichnet, nicht zufrieden, nochmal gebastelt, usw...
Dann ging es endlich an die Praxis. Erst einmal gemütlich anfangen. Der Garten durfte die letzten Jahre machen, was er wollte. Damit ist jetzt Schluss!


Leider muss ich hier eine Pause einlegen und euch vertrösten. Heute habe ich keine Zeit mehr zum Schreiben
 
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AW: Eine lange und merkwürdige Reise

Platzhalter hin oder her... Schreib weiter, hört sich spannend an!

Und herzlich Willkommen!

Grüße,
Holger
 
AW: Eine lange und merkwürdige Reise

Huhu :willkommen

ja macht uns da den Mund wässrig, und dan tippt er nicht weiter :) ....

los los weiter berichten her mit den Fotos *gg*

lg Mario
 
AW: Eine lange und merkwürdige Reise

Tut mir leid, dass es nicht mehr weiter ging. Habe aber zur Zeit so viel um die Ohren... Hier kommt der nächste Teil!

Ich sitze also wirklich lange an der Planung. In der Arbeitsmappe von NG gibt es ja auch was nettes zum Basteln. Am besten die ganze Wiese zur Wasserfläche umfunktionieren. Am Haus wird der Teich durch die Terrasse begrenzt, links und rechts durch die Wege und im unteren Bereich durch eine Betonabgrenzung zu den Pflanzbeeten. Da lässt sich doch bestimmt etwas feines errichten. Doch meine gute Hälfte wirft nach meinen Vorschlägen sofort andere Vorgaben in den Ring. Das Blumenbeet links am Weg bleibt, das am unteren Ende vor den Pflanzbeeten bleibt und sowieso kann ich nur die Hälfte der Wiese haben. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Es bleiben somit etwas über 30m² Wasserfläche. Das sollte doch ausreichen. Also nochmal hingesetzt und geplant. Verdammt! Ich möchte Fische halten und wer weiß, ob ich auch mal ein paar größere, wie etwa Kois haben möchte. Doch jeder Hang in der Bastelanleitung geht bei meinem Platz nur auf maximal einen Meter runter. Und das wäre dann eine Rinne von 15cm, oder so ähnlich... Und Ufer sind dann auch nicht dabei. Aber ich kann mir ja so einiges Vorstellen und hatte auch ein paar neue Ideen.
Das Blumenbeet am Weg darf bleiben, das am unteren Ende wird mit den Sandsteinen zu einem Hochbeet als Trockenmauerwerk für Kräuter angehoben. Aus dem Hochbeet kommt der Wassereinlauf vom Filter, welcher auf einer Betonplatte daneben steht. Der Filter wird von einem kleinen Becken voller Schilf und anderen hochwachsenden Wasserpflanzen verdeckt. Die Wände des Teiches versuche ich möglichst Steil zu machen, sofern es der Boden erlaubt. Die Rohrleitungen (Bach am unteren Ende des Grundstücks) und Stromkabel, die sich durch den Garten ziehen, haben ihren Verteilerposten links am Beet. Das fasse ich noch in Beton. Soweit der Plan.
Da habe ich also viel vor. Erst einmal das Unkraut aus den Beeten entfernen, dass man sieht, was der Stand der Dinge ist.


Hinter dem Hochbeet liegt ein Wasseranschluß für die Beete. An der Betonplatte liegt ein Stromverteiler. Das passt alles soweit. Die Grasnarbe versenke ich im Hochbeet. Super. Den Teich hebe ich dann mit dem Minibagger vom Onkel aus. So werde ich doch noch am Ende des Jahres fertig. Super! ... Zu früh gefreut... Nicht, dass ich die Terrasse mit dem Bagger kaputt mache. Das kann ich auch per Hand ausheben, einige ich mich mit meiner Frau :mad:
Da das Anwesen nicht aus meiner Familie stammt, folge ich ihren Vorgaben. Kein Thema. Das bisschen Erde, denke ich mir. Doch mein Schwiegervater und die Nachbarn warnen mich. Da unten kann alles drin liegen. Das ganze Gelände wurde damals aufgefüllt. Das ganze Viertel lag mal deutlich tiefer und war Schilfgebiet des Baches. Gegenüber soll auch ein Käfer im Untergrund schlummern :engel
Das bisschen Ziegelschutt, etc. werde ich bestimmt meistern können. Ich grabe immer in meiner Freizeit und nach der Arbeit. Also los! :cool: (Ich werde es noch oft verfluchen!)


Läuft doch super soweit. Die Grasnarbe verschwindet, das Hochbeet wächst. Jetzt kommt aber die erste schwere Aufgabe. Die Haselnusswurzeln müssen raus. Mit der Hand! :beten Ich habe viel gegraben, viel geschwitzt. Aber es ging voran. Unter den Wurzeln lag viel Zement und Ziegelschutt. Aber es war machbar. Wenn das alles ist, gehts vollkommen in Ordnung. Und dann war es geschafft. Die Wurzeln waren raus.


Jetzt geht es also "nur" noch in die Tiefe. Wenn der Lehmboden feucht ist, lässt er sich ganz passabel bearbeiten. Aber leider gab es diesen optimalen Nässegrad nur sehr selten. Kurz unter der oberen Schicht kam eine betonharte Schicht, welche mit kleinen Steinen versehen ist. Generell gab es entweder nach Regenereignissen eine Schlammschlacht, oder einen trockenen Boden hart wie Beton Also ein Fluch und ein Segen. Das Ausheben wird nicht leicht, aber ich könnte die Terrasse wohl unterhöhlen und es hält 1A.
Da die Terrasse das 0-Niveau stellt und die Wiese etwas darunter lag, fing ich schon an, einen kleinen Erdwall für das Extrabecken aufzuwerfen und zu verdichten. Ich begann an der Terrasse mal in die Tiefe zu gehen. Wenn die steilen Wände an dem nassen Eck halten werden, kann ich das Loch im ganzen Teich sehr schräg gestalten. Kurzerhand traf ich auf einen weiteren Betonbrocken. Ein paar hatte ich ja schon angetroffen. Dieser wollte sich aber nicht so recht bewegen. Und dann zeigte sich immer mehr, welches Biest da in der Tiefe auf mich lauerte. Meine Stimmung war dementsprechend im A***** Das Projekt war an diesem Tag gestorben!


Nachdem meine Frau mich wieder auf Kurs gebracht hat, ging ich also an den Klotz, welcher sein Ende nicht Preis geben wollte. Mit einer Hilti stand ich ewig dran und es hat sich kaum etwas getan.


Leider ist hier mit der erlaubten Grafikanzahl Schluss. Passt mir aber auch ganz gut für eine Pause
 
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Noch kurz zu den Bildern: Die habe ich während des Grabens mit dem Handy aufgenommen. Deshalb ist die Qualität leider sehr schlecht :(
 
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Naja, ausnahmsweise werden wir diese Bilder mal hinnehmen :D

(Was bleibt uns übrig ;) )

PS: Die Platzhalterdiskussion hab ich mal rausgenommen, damit das Thema nicht ganz so zerfasert wird!
 
AW: Eine lange und merkwürdige Reise

Ja ja, der Lehm... Da kann ich auch so manche Geschichte erzählen! Mach ich aber nicht, ist schon fast vergessen...:kopfkratz

Schreib weiter! Liest sich Klasse!

Grüße,
Holger
 
AW: Eine lange und merkwürdige Reise

2012 lief dann leider nicht mehr viel. Unter dem Betonklotz bahnte sich ein weiteres Problem an. Ich blieb mit dem Spaten auf einmal in einem Maschendrahtzaun hängen. Diesen legte ich vorsichtig frei und es zeigte sich, dass das gesamte Eck an der Terrasse wohl etwas länger um meine Anstrengungen bemüht sein wird. Der Zaun verlief unter den Betonklotz, und weiter in die Tiefe in Richtung Terrasse und des Blumenbeets. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich echt kotzen. Das Wetter wurde schlechter und die Gerätschafften wurden erst einmal in den Keller geräumt.

Das Jahr 2013 brach an und ich wollte das Projekt jetzt schnell voran treiben. Schließlich soll ja um Ostern schon das Wasser einlaufen. Ein sehr sportliches Ziel, bei dem sich meine jetzt schwangere Frau und auch mein gesamtes Umfeld natürlich köstlich amüsierte. Da fielen abfällige Sätze wie: "Ostern 2014 vielleicht!". Bei Wind und Wetter ging ich vor die Tür. Zum Glück liegen wir ja in der Toskana Deutschlands. Die Winter würden hier einige Schwaben bestimmt als Sommer bezeichnen :lol
Schipp schipp Hurra um die 0°C! Die Taktik war es jetzt, sich dem Feind von einer anderen Richtung zu nähern und ihn somit von allen Seiten offen zu legen. Also begann ich, in etwa die geplanten Zonen leicht anzugraben, um in Richtung des Klotzes zu kommen.
* Album vom Benutzer gelöscht *
Es ging jetzt viel schneller voran, bis mich das nächste Problem um meine Aufmerksamkeit bat. Der ganze Grund wurde immer weiter aufgetürmt, bis schlussendlich kein Platz mehr war. Da kommt irgendwie doch schon einiges zusammen... Also muss zunächst Erde weggefahren werden, bis wieder weiter gebuddelt werden kann. Da ich wirklich alles alleine mache, frisst es natürlich Zeit ohne Ende und bringt mich dabei nicht wirklich am Teich weiter.

Der Abtransport sah folgendermaßen aus:
Ich fuhr mit dem Traktor und einem kleinen Anhänger von meinen Eltern zu uns (20min Fahrzeit - 7km Strecke). Da unser Nachbar einen neuen Zaun machen ließ, kam der alte weg und ich konnte zum Glück zentimetergenau den schmalen Weg von etwas über 1m Breite zwischen Haus und Nachbargrundstück herunter fahren. Mit dem Ende des Anhängers stand ich so genau am Erdhügel. Das Aufladen dauerte natürlich auch seine Zeit. Mit dem vollen Hänger ging es dann zurück in mein Heimatdorf und in die Weinberge. An steileren Lagen füllte ich die erodierten Stellen wieder auf. Man kann sich denken, dass ich bei den kurzen Sonnenstunden an diesen Tagen es nur einmal nach der Arbeit geschafft habe.
Doch der Teich sitzt tief in den Gedanken. Es muss fertig werden. Es gab nur noch Arbeit Mo.-Sa., Sport und Teich. Die Wohnung blieb erstmal liegen und meine Frau merkte auf einmal, dass sie wohl doch nicht alles alleine macht :like:
Einmal konnte ich meinen Vater und meinen Bruder überreden, mir zu helfen. Ich hob weiter aus und sie fuhren zwei Touren. Dabei wurde soviel über unnötige Arbeit (Teich) gemeckert, dass ich doch lieber alleine weiter machte. Zumal beide auch nicht wirklich Zeit haben.
Es war wieder mehr Platz für Grund und der Betonklotz lag etwas freier. Wenn die Hilti schon nichts bringt, dann bekommt er mal meine brachiale Gewalt zu spühren! Frust und Ärger schwangen den Vorschlaghammer ohne Gnade. Die Bestie sah ein, dass sie ihren Meister gefunden hatte und gab auf!!

Die Freude war groß, doch in den Tiefen der Gedanken wartete schon der vergrabene Zaun. Also ertmal weg von dem Eck und den Kopf freigraben... Mal wieder zu früh gefreut. Noch ein Betonklotz :sauer

Es blieb nicht nur bei den Beiden. Am Ende habe ich 1,5t Beton aus der Erde geprügelt. Aber wenn man mal weiß wie, geht es relativ fix.

Stay tuned!
 
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AW: Eine lange und merkwürdige Reise

Hallo,

Oh je Oh je da hast Du ja richtig Bodenschätze ausgebuddelt !:aua

Aber ja irgendwann wirst Du an deinen Teich sitzen und ein Bier genießen dann
ist alles vergessen !!! :beten

Weiter machen :oki
 
AW: Eine lange und merkwürdige Reise

Sehr schöne Dokumentation und toller Schreibstil.:oki

Bin gespannt wie´s weiter geht/ging.
 

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