Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Hi Nik,
prinzipiell sind wir also ohnehin gleicher Meinung.
In zwei Punkten muss ich dir jedoch widersprechen:
  1. Da Pflanzen nur gelöste Stoffe aufnehmen können, benötigen viele sogar anaerobe Verhältnisse im Wurzelbereich,
    was es ihnen erst ermöglicht, die Mineralstoffe im "fertig" mineralisierten Schlamm aufzuschließen.
    (Drum wachsen nur wenige Arten gut in durchfluteten Kiesbettfiltern; Vielfalt gibt´s nur mit ein bissi anaerob!)

  2. Mehr oder weniger dicke Schlammschichten können kaum durch und durch aerob sein;
    in einer Tiefe von wenigen Zentimetern gibt´s dann keinen Sauerstoff mehr
    und anaerobe Bakterien machen die vorher erfolgten Oxidationsprozesse wieder rückgängig.
Grundsätzlich ist es auch nicht unbedingt schlecht, anaeroben Schlamm im Teich zu haben,
allerdings hat´s unter Umständen fatale Folgen, wenn der "aufgerührt" wird,
sei es beim Entfernen mit ungeeigneten Mitteln oder auch durch gründelnde Karpfen:
Dann kommen wieder viele Nährstoffe ins Wasser, düngen Algen
oder bringen im schlimmsten Fall das Genze zum Kippen.
 
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Hallo, guten Morgen,

jetzt wird's doch interessant.
Ich fasse 'mal laienhaft zusammen : für ein Teichleben im Gleichgewicht brauche ich,

- einen Bodengrund, auf dem die nützliche Bakterienflora sich ansiedeln kann, um eingetragenes organisches Material aufzuschließen, zu mineralisieren und damit einerseits lagerfähig zu machen und andererseits als "Dünger" den Pflanzen zur Verfügung zu stellen,
- es entsteht eine Schichtung: Bodengrund, Depotschicht (anaerober Schlamm), lebendige, "Arbeitsschicht" (aerober Schlamm), im Wasser gelöste (Nähr-)Stoffe.

Pflanzen verbrauchen die im Wasser gelösten Stoffe, die von der Bakterienflora der aeroben Schicht bereitgestellt werden mit dem bekannten, der Photosynthese geschuldeten O²- CO² - Austausch im Wasser.
In der Zeit, wo die Arbeit der "Haupotverbraucher" Pflanzen noch nicht ausreichend ist, übernehmen die diversen Algen und werden zu den Hauptverbrauchern (Frühjahrsalgenblüte).

Soweit wäre alles in schönster Ordnung, solange organischer Nährstoffeintrag (Laub, Exkremente etc.), Menge der nützlichen Bakterien und Anzahl der Pflanzen (möglichst höherer Ordnung) als Verbraucher in perfektem Gleichgewicht sind, natürlich unter ausreichender Anwesenheit von O²/CO², das alle Beteiligten im Wechsel verbrauchen bzw. produzieren.
Ergebnis: Teich im Gleichgewicht, perfekte Symbiose (und eigentlich ja die Urformel allen Lebens auf der Erde).

Aus dem bisher Gesagten würden sich "nur" folgende Probleme ergeben:

- wenn ich (persönlich oder durch meine Fische) die Depotschicht aufwühle und dadurch auf einmal zu viele Stoffe freisetze, nehmen sich Algen des Problems an, starten ihren Lebenszyklus und "verbrauchen" zuerst, werden dann durch ihr Absterben aber wieder zur Aufgabe für die Bakterienschicht bzw. der nächsten Algengeneration.
- wenn durch mich (über falsche Substrate, Fische, Pflanzendünger etc.) oder die umgebende Natur (Tierexkremente, Laubabwurf etc.) der Nährstoffeintrag zu hoch ist und die "Verbraucher" bzw. "Einlagerer" nicht mehr nachkommen, begünstige ich wieder meine "Notfallpflanze", die Alge,
- wenn dem Kreislauf im Gewässer Temperaturen zugemutet werden, die negativ in den O²/CO² - Austausch und damit pH-Wert eingreifen, kommen damit auch wieder Algen am besten zurecht und "höhere" Lebewesen werden massiv beeinträchtigt.

Mit dem Gesagten sind die wichtigsten "Stellschrauben" in dem ganzen Regelkreis genannt und darauf beruht ja die "Lehrtätigkeit" dieses Forums. (Die reinen Fischhälterungsteiche nehme ich hier 'mal aus, das sind ja ganz andere Regelkreise und damit "Stellschrauben" - das wird in unserem Forum manchmal zu wenig deutlich und begründet Mißverständnisse).

So, Peter und Nik, bitte positioniert in diesem Kontext den "Faulschlamm", und die Anaerobia, die ihn "bewirtschaften".
Nach meinem Verständnis "züchte" ich den Lebensraum "Faulschlamm" hauptsächlich dann, wenn der oben genannte Regelkreis besonders an der "Stellschraube" organischer Nährstoffeintrag überfordert wird. Die hauptsächliche negative Konsequenz ist die Produktion von Faulgasen, die alle Prozesse, die O²/CO²-abhängig sind, beeinträchtigen. Und:
Mehr oder weniger dicke Schlammschichten können kaum durch und durch aerob sein;
in einer Tiefe von wenigen Zentimetern gibt´s dann keinen Sauerstoff mehr
und anaerobe Bakterien machen die vorher erfolgten Oxidationsprozesse wieder rückgängig.

Peter, wo ist jetzt der Denkfehler, oder die Wundergläubigkeit, das teure Teichwoodoo, wenn ich nach dem "Wühlen" im Teich z.B. bei Reinigung, wo ich dramatisch erwünschte und unerwünschte Stoffe im Wasser gelöst habe, und jede Menge erwünschte Teichflora entfernt habe, dem Wasser nützliche Teichbakterien in Trockensubstanz (als bewährtes Verfahren) plus den zur Vermehrung/Arbeitsaufnahme notwendigen Sauerstoff zuzuführen, um die Rückkehr meines ausbalancierten Regelkreises zu befördern?

Und es ist doch klar, daß ein "junger" Teich, wo der erwünschte Regelkreis noch gar nicht etabliert ist, zunächst mal nur an den "natürlichen" Stellschrauben (Nährstoffeintrag,Pflanzen, Licht, Besatz etc.) beeinflusst werden sollte. Da könnte man Teichbakterieneintrag halt als "Beschleuniger" erwünschter Prozesse denken.
Aber was bitte spricht dagegen, einem "alten" Teich, wo "Faulschlamm" und Anaerobia, aus welchen Gründen auch immer, zum Problem geworden sind, AUCH (nicht NUR!) mit nützlichen Teichbakterien (jetzt wirklich als "Bio-Booster") aufzuhelfen?
Und es ist doch auch nachvollziehbar und rational, daß man bei einem durchschnittlichen Gartenteich (geringe Boden-, also Besiedelungsfläche bei vergleichsweise geringem Wasservolumen und begrenzten Pflanzflächen für Starkzehrer) an der "Stellschraube" künstliche (= schnelle) Vermehrung von Teichbakterienflora denkt.

Oder nicht? Und wenn nicht, warum nicht?

Liebe Grüße,
Anna
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Hallo Peter,

ich weiß schon, das wir nicht weit auseinander sind. Lass uns die Unterschiede pflegen. ;)

* Da Pflanzen nur gelöste Stoffe aufnehmen können, benötigen viele sogar anaerobe Verhältnisse im Wurzelbereich,
was es ihnen erst ermöglicht, die Mineralstoffe im "fertig" mineralisierten Schlamm aufzuschließen.
(Drum wachsen nur wenige Arten gut in durchfluteten Kiesbettfiltern; Vielfalt gibt´s nur mit ein bissi anaerob!)
Das liegt eher daran, weil Pflanzen sich im Wurzelraum ihr eigenes Mikroklima schaffen können. Eine Wurzelumgebung mit niedrigem Redoxpotenzial (was mit einem niedrigeren Sauerstoffgehalt einhergeht) erhöht die Nährstoffverfügbarkeit. In der Tendenz ist das günstig. Nun haben Pflanzen einen erheblichen Einfluss auf das Bodenmilieu. Allgemein können Pflanzen den pH der Wurzelumgebung beeinflussen und Sumpf und Wasserpflanzen - im Unterschied zu Landpflanzen - Sauerstoff in den Wurzelbereich bringen. Deswegen kann man Landpflanzen durch reichliches Gießen ersäufen. Der Sauerstoff ermöglicht wieder aeroben Mikroorganismen zu existieren/wirken.

Das was ich an Pflanzenaquaristik treibe, optimiert die Bedingungen der Pflanzen schon ziemlich - trotzdem ernähre ich die wegen der definierten Bedingen nur über das Blatt, dünge also übers Wasser. Die sitzen in völlig nährstofffreiem Sand und selbst Diffusion spielt eine nur mehr vernachlässigbare Rolle. Auch so sind dicke, fette Pflanzen möglich. Landpflanzen lassen sich ebenfalls weit besser über das Blatt ernähren als gemeinhin angenommen. Das relativiert die Bedeutung von Wasserpflanzenwurzeln. Sinnlos werden sie dadurch nicht. ;)

* Mehr oder weniger dicke Schlammschichten können kaum durch und durch aerob sein;
in einer Tiefe von wenigen Zentimetern gibt´s dann keinen Sauerstoff mehr
und anaerobe Bakterien machen die vorher erfolgten Oxidationsprozesse wieder rückgängig.
Ich habe jetzt ein bisschen schlecht gequotet, da gehört aus dem vorigen Absatz noch " fertig mineralisiert" dazu. Wenn dem so ist, dann hat Mikroflora dort gar kein Betätigungsfeld mehr. ;) Es muss organische Substanz vorhanden sein! Im Grunde will ich auf den sauber mineralisierten Schlamm hinaus und da hilft nur eins: Sauerstoff! Wie bekommt man Sauerstoff ins Wasser? Weit über die Sättigungsgrenze? Mit Pflanzen.

Grundsätzlich ist es auch nicht unbedingt schlecht, anaeroben Schlamm im Teich zu haben,
allerdings hat´s unter Umständen fatale Folgen, wenn der "aufgerührt" wird,
sei es beim Entfernen mit ungeeigneten Mitteln oder auch durch gründelnde Karpfen:
Dann kommen wieder viele Nährstoffe ins Wasser, düngen Algen
oder bringen im schlimmsten Fall das Genze zum Kippen.

Grundsätzlich ist anaerober Schlamm dann schlecht, wenn es H2S zur Folge hat und nur deshalb passiert, weil nicht genug Sauerstoff vorhanden war! H2S ist ob seiner toxischen Wirkung ein aktiv und so weit wie möglich zu vermeidendes!

Sicher gibt es praktische Grenzen, aber egal was man treibt, ein diesen Punkt betreffendes Handeln muss in diese Richtung gehen.

Mit den Algen bin ich anderer Ansicht, das hat mehr mit Mikroflora als mit nominellen Nährstoffüberschüssen zu tun. Sinniger wird das über die vorangehende organische Belastung, die dann den Biofilm wachsen lässt.
Im Aquarium ist es auffällig, dass funktionierende Aquarien einen "unauffälligeren" Biofilm haben. Das kann man fühlen, z.B. an den Scheiben. schlechter laufende Aquarien, idR mit Algen, haben einen ausgeprägteren, glitschigen Biofilm. In einem richtig gut laufenden Aquarium muss man die Scheiben im Grunde gar nicht säubern, begleitet von einer (optischen) Algenfreiheit. Da spielt dann der Nährstoffüberschuss keine Rolle mehr. Problem ist die organische Belastung, deren Wirkung auf den Biofilm, dessen Wirkung auf die Algen.

Das ist wichtig, stellt aber nicht die Nährstoffsituation out of order, relativiert sie aber ein wenig. Vor allem wird das Ganze schlüssig. Ich mache das nur noch so und komme zum Ziel. Sogar mehr oder wenig aus dem Stehgreif mit dem durchaus anspruchsvollen Teichlein.
Es gibt Unterschiede Teich/Aquarium, das ist aber durchaus übersichtlich.

Hallo Anna, ich bin jetzt nicht explizit auf dein Posting eingegangen. Falls dir was wichtiges offen geblieben ist, fragen.

Mit freundlichem Gruß
Nik
 
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

sorry, Doppelpost.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Liebe Teichfreunde!
Sehr sehr interessante Diskussion auf hohem Niveau und ganz besonders gefällt mir das „Unterschiede pflegen“.^ ;)

Mit Anna stimme ich völlig überein … bis zum roten Teil:
Ich halte die Mikroben, um die´s hier geht, für grenzflächenaktive Bakterien, wie z.B. auch die, die die Kahmhaut bilden. Solche sind zwar grundsätzlich omnipräsent und sehr lwistungsfähig, jedoch für ihr Wachstum und Wirken praktisch IMMER auf Umweltfaktoren (Temperatur, pH, Schad- bzw. Nährstoffe, Sauerstoffangebot,…) in einem erstaunlich engen Bereich angewiesen. Geringfügige Änderungen bzw. Abweichungen erfordern gleich eine u.U. völlig anderen Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft, die sich dann auch einstellt, wenn auch erst nach einiger Zeit halt. (Man könnte sich das so wie die Gemeinschaft der Gewerbetreibenden vorstellen, die aus einem Hamburger Stadtteil „herausgestanzt“ sowohl in der Sahara, als auch im tropischen Regenwald anfangs eine traurige Figur machen würden, wiewohl auch der Beduinenklan im Regenwald oder die Pygmäendorfgemeinschaft in Hamburg.)
Was da als Bio-Booster verkauft wird, kann also gar nicht die für den konkreten Fall nötigen Bakterien enthalten. Das ist aber halb so traurig, denn genau das ist ja der Vorteil einer biologischen Wasseraufbereitung: Man stellt die erforderlichen Lebensbedingungen zur Verfügung und von ganz allein bekommt man die Bakteriengemeinschaft, die ganz genau auf die Verunreinigung passt. Ihre Vermehrung hängt dabei von den Umweltbedingungen ab und erfolgt exponentiell. Ist jedoch z.B. zu wenig Sauerstoff oder Besiedelungsfläche da, werden die nicht wachsen - der Bio-Booster kann da auch nichts ändern oder verbessern: Der ist damit keine Stellschraube.

Dazu muss eben auch prinzipiell niemand Bakterien reintun, aber wenn man (jetzt wieder auf unser Thema gemünzt) den Teich z.B. mit Schlamm mit lebenden Mikroben (!) aus einem Gewässer mit ähnlichen Umweltfaktoren (!) impft, kann man das „Einfahren“ beschleunigen. Ich hatte hier vor einiger Zeit mit Jochen eine hitzige Dikussion, wo´s drum ging, wie lange die Bakterien beim Transport ohne Sauerstoff überleben:
Nur weniger als eine Stunde oder vielleicht sogar mehrere Stunden?
Absolut klar ist jedoch, dass die NICHT sogar Wochen und Monate im Teichshop im Regal oder auch nicht im Kühlschrank überleben. Was DA im Flascherl ist, ist mit Sicherheit mausetot und damit kein Bio-Booster, sondern nur ein Geldbörsen-Booster für den Geschäftsbesitzer - schlimmste Abzocke.

Bei Nik tu ich mir schon fast schwer, Unterschiede in unseren Ansichten festzustellen:
Die decken sich wirklich weitgehend und mit seinen Beobachtungen betreffend die mehr oder weniger glitschigen Biofilme trifft er absolut ins Schwarze.
Jedoch will ich die Aquarien- und Teichpflanzen mehr in (wirklich) submerse und (eigentlich) emerse unterschieden wissen (auch wenn´s da Übergangsformen gibt): Zur ersteren Gruppe gehören Pflanzen, die manchmal gar keine Wurzeln mehr besitzen (z.B. Hornkraut) und die sich deshalb ausschließlich aus dem Wasserkörper ernähren – der Bodengrund ist da schlichtweg egal. Zur zweiten Gruppe gehören viele Sumpfpflanzen, die durchaus mehr oder weniger lange auch unter dem Wasserspiegel leben können. Zu diesen zählt ein hoher Prozentsatz der bekannten Aquarienpflanzen, wie Cryptocorynen, Echinodorus, Anubias, diverse Farne, … und die sind durchaus dankbar für eine Düngung über die Wurzeln! (Ich kann mich da an eine Amazonasschwertpflanze erinnern, die in einem Topf mit „schwerer“ Erde saß und mit Düngestäbchen zu einem Monster mit so vielen Blättern wurde, dass man die für einen Endiviensalatkopf halten konnte!) Ein angenehmer Nebeneffekt ist dabei, dass die nicht so unter Bart- oder Büschelalgen auf den älteren Blättern leiden.

Deshalb tragen auch die rankenförmigen submersen Pflanzen auch wesentlich mehr zur Nährstoffreduktion (eigentlich müsste man sagen: -bindung) bei als die Sumpfpflanzen, so die nicht in einem durchfluteten Schotterkörper wurzeln. Diese aeroben Verhältnisse im wurzelbereich ertragen auch wieder nicht alle Sumpfpflanzen, was die Artenauswahl stark einschränkt. (siehe dazu auch http://www.asc-allgemeiner-schwimmteich-club.de/asc-wissen/kategorien/grundeinteilung/ )
Diese Beobachtung deckt sich auch mit den Erfahrungen betreffend Bodenfilter bzw. -durchflutungen im Aquarium: Außer Anubias und vielleicht Microsorium bzw. Bolbitis wächst da praktisch nix gut.
Offensichtlich haben´s die Pflanzen gern so ein bissi gammelig, nicht?
 
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Absolut klar ist jedoch, dass die NICHT sogar Wochen und Monate im Teichshop im Regal oder auch nicht im Kühlschrank überleben. Was DA im Flascherl ist, ist mit Sicherheit mausetot und damit kein Bio-Booster, sondern nur ein Geldbörsen-Booster für den Geschäftsbesitzer - schlimmste Abzocke.

Nur der Vollständigkeit halber: vielleicht sinds ja auch Anaerobier in diesen Flascherln ;) die würden nämlich schon lange halten können....
 
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Hi,
habe kurz das Thema überflogen...
mein Fazit dazu...

es ist unmöglich über Jahre hinweg einen Garten - Teich zu pflegen, bei den man niemals Schlamm absaugen muss.
Es bleibt immer ein wenig Schlamm über der sich nicht abbaut, bei einen kommt es schon nach zwei Jahren, beim anderen nach 10 oder sogar noch später..
Da kann man hegen und pflegen wie man will,
der Besatz noch so gering sein, und die Pflanzen so viel sein wie sie wollen.
Man kann es auch wenn man es für nötig hält, die Bakterien "online" Überwachen, sie gezielt mit Sauerstoff beschicken, und selbst dann bildet sich nach einer Zeit eine Schlammschicht, die den Gartenteich nicht mehr fördert, sondern eher stört.
Selbst die mit höchster Technik gesteuerten Kläranlagen, kommen nicht ohne Schlammpolder aus. Ein Endprodukt (besonders in geschlossenen Systemen , wie es nun mal ein Gartenteich ist) das nicht mehr abbaubar ist, gibt es immer.

Gruss,
Jochen.
 
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Hallo Peter,

'mal abgesehen davon, daß ich Dir natürlich zustimme: Bakterien vermehren sich in dem Nährmedium, das ihnen entspricht. Je nach Beschaffenheit meines "Micro- und Makroklimas" im Teich habe ich damit natürlicherweise und ohne mein Zutun die "passende" Bakterienflora (aerob wie anaerob).

So weit so gut.

Absolut klar ist jedoch, dass die NICHT sogar Wochen und Monate im Teichshop im Regal oder auch nicht im Kühlschrank überleben. Was DA im Flascherl ist, ist mit Sicherheit mausetot und damit kein Bio-Booster, sondern nur ein Geldbörsen-Booster für den Geschäftsbesitzer - schlimmste Abzocke.

Bleibt also die Frage nach den käuflichen Bakterienpräparaten (in meinem Fall von Söll).
Nach deren Auskunft werden verschiedene (erwünschte) Teichbakterien labortechnisch in ihre Dauerstadien überführt (Versporung) entweder durch Trocknung oder in wässriger Lösung ohne Nahrung.
Man könne dies aus der Vielzahl der erwünschten Bakterien mit einigen "Arten" tun, mit anderen gelinge es nicht. Ob Dauerstadien in Pulver oder Wasser "lagerfähig" und damit verkäuflich gemacht werden können, hinge vom jeweiligen Bakterium ab. Keineswegs jedes erwünschte Teichbakterium ließe sich durch diese Prozeduren nutzbar machen.
Verbringt man diese Dauerstadien in Kontakt mit Wasser, Sauerstoff und Nahrung, dann entwickelten sich daraus lebende Bakterien mit ihrer, dem Medium angepaßten Vermehrungswilligkeit.
Die Vermehrung der diversen so "formulierten" Bakterienstämme sei nachweisbar und würde bei jeder Charge überprüft.

Also, unbenommen dessen, daß Bakterienvermehrung sowieso passiert, was spricht gegen das Einbringen der "konfektionierten" Bakterien in bestimmten Belastungssituationen?
In der Humanmedizin wird schon ewig der "nützliche" Darmkeim Nissel 1917 in Kapselform zur Sanierung der Darmflora benutzt. Warum sollten Teichbakterien "heikler" sein?
Du merkst, ich will den "Deppenverdacht" nicht auf mir sitzen lassen...:smoki...jedenfalls habe ich mit zwei Präparaten an meinem Vor-Umbau-Teich die Nützlichkeit per Augenschein feststellen können: vielleicht waren ja genau die Bazillen drin, die zu meinen damaligen Verhältnissen gepasst haben....

Liebe Grüße,
Anna

P.S. Wenn ich hier immer wieder "meine" Marke erwähne: ich bin nicht Anteilseigner der Firma, nicht verwandt oder verschwägert, treibe keinen Handel mit den Produkten und ziehe auch sonst keinen Vorteil aus der Erwähnung. Mein Anker war "Teichfit" 1999 und ich bin der "markentreue" Typ...:lol
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Schlamm vom Teichgrund rausschaufeln/ schöpfen?

Hi Dani und mulmige Anna!
Abgesehen davon, dass wir schon darüber gesprochen haben, dass wir grundsätzlich eher AEROBE Verhältnisse im Tümpel haben wollen, ist der Schluss
„Wenn aeobe Bakterien Sauerstoff zum Überleben brauchen, dann überleben ANaerobe Bakterien solange, wie sie KEINEN Sauerstoff abbekommen“
nicht zulässig:
Die An- oder Abwesenheit von Sauerstoff ist ja von vielen Faktoren auch nur EIN Faktor für´s Überleben! Passen die anderen nicht, ist´s trotzdem aus und die Geschichte im Glaserl wird erst richtig anaerob, ihh!

Tatsächlich kann man manche Bakterien in Dauerstadien überführen und so lagern (meist trocken als Pulver [Milzbrand] aber auch in Flüssigkeit), aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir´s in unserem Fall nicht mit EINER Bakterienart oder 5 oder 10 zu tun haben, sondern mit einer komplexen Artengemeinschaft und deren Zusammensetzung ist von Teich zu Teich mehr oder weniger unterschiedlich. Wirklich grimmig wird´s, wenn man bedenkt, dass die Zusammensetzung der Artengemeinschaft auch vom Wasserchemismus und besonders auch von der Temperatur abhängt:
Welche Bakterien sollen die Tausendsassa von Söll da jetzt reintun?
Die für pH 7,7 bis 7,9 , eine Temperatur von 16 …18°C und ein Redoxpotential von …?
… oder am Besten für JEDE mögliche pH- und Temperaturspanne ein paar?
… und die sind ALLE in bunter Mischung lagerfähig?
Der Darmkeim Nissel hat´s da viel einfacher, denn im Darm von Anna und in dem von Peter schaut´s im Wesentlichen gleich aus, hat die gleiche Temperatur, den gleichen Chemismus,…

So richtig spannend wird´s, wenn man sich vor Augen führt, dass wir´s im Teich nicht mit ein paar Milligramm Bakterien zu tun haben, sondern das ist eine mehr als ansprechende Menge!
Da fällt mir ein super dazupassendes mathematisches Rätsel ein:
Am 31. April wird eine Wasserhyazinthe in einen Teich gesetzt; am nächsten Tag hat sich die schon in 2 Pflanzerl vermehrt, am 3. in vier usw. bis am 30. August der Teich vollflächig bedeckt ist.
Frage: An welchem Datum ist der Teich genau HALB bedeckt?
… und lasst mich ergänzen: Wenn wir anfangs statt einer ZWEI Wasserhyazinthen eingesetzt hätten, wann wäre er dann „ganz voll“?
Lösung: ganz unten

Liebe Anna, ich halte dich sicher nicht für einen Deppen, sondern höchstens für jemanden, der der Industrie und billigen Geschäftemachern auf den Leim gegangen ist. Denen will ich aber auch keinen Vorwurf machen, denn es besteht einfach eine Nachfrage nach solchen Sachen wie magnetischen Wasserenthärtern, sauerstofffreien Hifi-Kabeln, Benzinspargeräten, erdfeldbeeinflussenden Kupfernetzen unter der Matratze und geheimnisvollen Bakterien, die man nicht sieht, aber von deren Wichtigkeit man überzeugt ist. Bevor die Konkurrenz daran verdient, verdient man halt lieber selbst am Verkauf von Geräten und Mittelchen, die zwar nichts nachweisliches bringen, aber auch garantiert nicht schaden.
Klagen müssen die nicht befürchten, denn es „funktioniert“ ja offensichtlich – dass es OHNE ganz genauso gegangen wäre, weiss ja niemand: Wer hat schon ZWEI GLEICHE Teiche und tut´s nur in einen rein?
Diese Bauernfängerei gab´s schon immer und wird´s auch immer geben.


Lösung: Nachdem sich die Menge der Wasserhyazinthen täglich verdoppelt, ist die Teichoberfläche am 29. August genau halb bedeckt.
Setzt man 2 Wasserhyazinthen –das ist die doppelte Menge!- ein, ist der Teich auch nur 1 Tag früher voll bedeckt, am 29. August.
 

Benutzer, die dieses Thema gerade betrachten

Zurück
Oben Unten