Technikfreier Teich und was ein Bodenfilter leisten kann....

Jürgen

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15. Aug. 2004
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Hallo Teichianer,

Bei den ganzen Diskussionen über Vor- und Nachteile eines Bodenfilters (Pflanzenfilter) in anderen Threads möchte ich nun auch mal meine eigenen und persönlichen Erfahrungen außerhalb jeder Theorie hierzu beschreiben, denn ich glaube nicht das viele der User hier tatsächlich über solche "Wagnisse" berichten können.

Ich möchte alles nun beschriebene ausschließlich auf meine Anlage bezogen verstanden wissen und erteile somit einer 1:1 Umlegung dieser Erfahrungswerte auf andere mir unbekannte Anlagen eine klare Absage.


Hier also zu erst einmal ein paar Daten zu meiner Pfütze:

Der Teich hat ein Volumen von etwa 20m³ (Fläche unbekannt), wobei dem Bodenfilter davon etwa 1m³ und eine Oberfläche von ca. 2m² zukommt. Der gesamante Teichboden ist mit einer Mischung aus Feinkies, Sand und Lehm in einer Schichtstärke von min.10cm bedeckt. An Technik ist weiters nichts vorhanden. Die Pumpenkammer wird ausschließlich über einen Skimmer versorgt, der im Schwerkraftprinzip arbeitet. Kein UV, kein Ozon, kein technischer Filter, kein Vortex oder sonstige gängige Abscheideverfahren. Lediglich den Luxus einer CO2-Düngung habe ich mir und meinen submersen Pflanzen diesen Sommer gegönnt.

Die Pumpe, die den Bodenfilter und den parallel daran angeschlossenen Mini-Bachlauf speist, fördert etwa 12-14.000 Liter/h. Grobe Schmutzstoffe werden regelmäßig (2-3mal pro Jahr) aus der Pumpenkammer entfernt und die etwas feineren Stoffe bleiben im Bachlauf und Bodenfilter in einer Art Sperrschicht aus Feinkies hängen, die ebenfalls etwa 2-3 mal pro Jahr durch abtragen, auswaschen und wieder einbringen gesäubert wird. Der Arbeitsaufwand ist m.E. sehr gering und benötigt pro Reinigung etwa eine Stunde. Zudem wird einmal im Jahr die tiefste Stelle des Teiches mittels Schlammsauger grob gereinigt. Alle anderen Bereich blieben bislang unangetastet. Für nächstes JAhr ist geplant eine effizientere und wartungsfreundlichere Vorabscheidung zu integrieren. Hierbei wird dann sehr wahrscheinlich ein einfacher Vortex mit Filtersieb verwendet.

Zum Besatz zählen etwa 10 Koi in einer Größe von 15-50cm, 20+ Goldfische plus Jungfische und unzählige Bitterlinge, die sich ebenfalls prächtig vermehren. Desweiteren sind auch noch an die 30 Maler- und Teichmuscheln vorhanden.

Regelmäßig gefüttert, also täglich, wird über die Sommermonate eigentlich nur vor und während der Laichzeit, also etwa zwischen Mai und Ende August. Die Wassertemperaturen in diesem Zeitraum lagen dabei im Durchschnitt bei etwa 22°C und der Apetit war demnach recht groß. Gefüttert wurde überwiegend mit Lachsöl versetztes Pelettfutter in einer täglichen Gesamtmenge von etwa 80-90g. Den weiteren Nahrungsbedarf, soweit vorhanden, können die Fische aus dem was im Teich an natürlicher Nahrung vorhanden ist, decken.

Ab einer Wassertemperatur von etwa 6-8°C und deutlichen Anzeichen verminderter Aktivität der Fische beginne ich mit der Winterfütterung von Mais und Erbsen aus Dosen. Die eingebrachte Menge richtet sich dann nach dem Apetit der Fische und schwankt zwischen nichts und max. 150g Erbsen-Mais-Mischung täglich.

Der Teich wurde im Juni 2003 erstmals befüllt und erlebt nun also seinen zweiten Winter. Die Wasserwerte waren während des gesamten Zeitraumes zu jederzeit mehr als unauffällig, so dass ich hieraúf überhaupt nicht eingehen möchte weil es eben nichts zu berichten gibt.
Was jedoch m.E. Erwähnung finden sollte ist der Umstand, dass ich den Teich mit Brunnenwasser befüllt habe. Durch massive Landwirtschaft in der unmittelbaren Umgebung ist dieses permanent mit mehr als 300mg/l Nitrat belastet. (Der Spitzenwert beläuft sich auf 580mg/l). Wie bereits erwähnt wurde der Teich im Juni 2003 erstmalig damit befüllt und bereits im März diesen Jahres, also quasi über Winter, hatte sich der Nitratgehalt im Teich auf etwa 25mg/l reduziert. Gegen Ende Mai war kein Nitrat mehr nachweisbar. Bis zur letzten Messung vor dem Winter 2003 lag der Nitratgehalt trotz einiger Teilwasserwechsel mit Leitungswasser nie unterhalb 200mg/l. Ein Pflanzenwachstum war bis dahin kaum zu verzeichnen und schließt sich daher als Eliminationsquelle aus. Auch ein Algenproblem ist niemals vorhanden gewesen, so dass eine permanent grüne Brühe als Nitratspeicher ebenfalls wegfallen muss.
Über die Ursache der Nitratreduktion könnt ihr euch jetzt eigene Gedanken machen. Ich muss an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich dieses Jahr gezwungen war den Teich mit dem stark nitrathaltigen Brunnenwasser regelrecht zu düngen, da andernfalls das Wachstum der emersen Pflanzen stagnierte.

Abschließend noch zwei Bilder, an denen man wage erkennen kann wie sich das System innerhalb eines Jahres entwickelt hat.

Dieses Bild zeigt den Bodenfilter etwa einen Monat nach der Fertigstellung im August 2003. Weit und breit kaum pflanzliches Leben in Sicht. Wirkt nicht gerade freundlich, oder?
August_2003.jpg


Auf diesem Bild erkennt man die Entwicklung nach etwa einem Jahr gegen Ende August 2004. Der Teich lebt. Auf dem Substrat haben sich verschiedene Zonen ausgebildet in denen auch verschiedene Pflanzen, wie Papageienfeder, Tausendblatt, Hornkraut etc. wachsen, die Krebsscheren haben den Sommer super überstanden und gehen nun in der Versenkung dem Winter entgegen, der bewachsene Bodenfilter wird seinem Namen endlich gerecht, das Wasser ist immer noch klar genug um bis auf den Grund in etwa 1,5m Tiefe schauen zu können und auf der Folie und auch im Teich im Bereich der Krebsscheren wächst nun endlich ein zarter Flaum fädriger Grünlagen. Was will man mehr? Und vergesst nicht... was ihr hier seht ist ein Teich frei von jeder als existentiell propagierten Technik!!! Alles nur Zufall und Glück? Wink
August_2004.jpg


Und bitte nicht wundern. Ich habe diese Beschreibung aus einem aktuellen Anlass heraus auch in einem anderen Forum deponiert.

MFG...Jürgen
 
Hallo Jürgen,

dieser Beitrag ... sehr beachtenswert ! An alle Einsteiger: Lesen !

Beste Grüsse
Stefan
 
Hallo Gabi,

hier gehen wundersame Dinge vor sich: Jürgen entschuldigt sich an anderer Stelle für einen Beitrag - ich kann nichts befremdliches erkennen. Du sagst, ich soll etwas nicht krumm nehemen. Ich habe keine Ahnung, was ich krumm nehmen könnte...

Also: Ich finde es derzeit ganz toll im Forum (wenn sich nämlich ausser lustigen Spielchen auch sonst noch etwas tut).

Beste Grüsse
Stefan
 
Hallo Jürgen,

mein Traum nach einem technikfreien Teich hat sich bei dir erfüllt und macht mich zuversichtlich, dass ich dieses Ziel auch erreichen werde.
Du hast mich bei meinem Teichumbau sehr gut beraten und ich bin meinem Ziel dadurch ein gutes Stück näher gekommen. Trotzdem liegt mir viel daran zu erkunden, woran es liegt, dass bei dir alles weit besser funktioniert, beispielsweise der Pflanzenfilter. Wir haben unsere PF fast gleichzeitig eingerichtet und unmittelbar nach Fertigstellung ist an den Fotos kein wesentlicher Unterschied festzustellen, sie sehen noch ein wenig mager aus. Die Situation ein Jahr später zeigt bei dir bereits üppiges üppiges Wachsum, bei mir jedoch ein kümmerliches Bild. Etwas besser sieht der gleichzeitig eingerichtete "schwimmende Teichrand bei mir aus, er hat sich für meine Verhältnisse auf Paros gut entwickelt.

Wie bei dir, gibt es auch in meinem Teich nur eine relativ schwache Pumpe, die drei Pflanzenfilter mit je 12-20l Wasser aus dem Pumpenschacht versorgt, der über eine Schwerkraftleitung aus dem Teich gespeist wird. Auch ich reinige den Kies in den Pflanzenfiltern von Zeit zu Zeit und sauge den Schlamm meistens nur am tiefsten Punkt des Teiches ab, wo er sich hauptsächlich sammelt und natürlich aus dem Pumpenschacht. Im Unterschied zu deinem Teich ist meiner ohne Bodensubstrat und die Fische werden überhaupt nicht gefüttert. Mein Wasser kommt aus einer Zisterne, gefüllt mit Regenwasser und etwa einem Drittel zugekauftem Wasser. Nitrat ist in meinem Teich nicht nachweisbar. Seit dem Umbau habe ich keinerlei Probleme mehr mit Fadenalgen. Grün und etwas trübe ist mein Wasser aber häufig, eine klare Sicht bis 2,20m Tiefe ist bei mir eine Seltenheit.

Wenn ich mir deine Krebsscheren ansehe, die wir auch fast gleichzeitig von Heike bekommen haben, dann könnte ich vor Neid erblassen, aber immerhin leben meine noch, was bei früheren Versuchen nie geglückt ist. Wahrscheinlich herrschen aber im Norden doch bessere Bedingungen für einen Teich.

Übrigens bin ich auch Stefans Meinung, es ist schön, dass sich im Forum etwas tut, ruhen sollten nur die Fische.

Liebe Grüße
Elfriede
 

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Hi Stefan, Hallo Gabi,

ich muss schon gestehen, dass ich nun auch etwas verwirt bin :rolleyes: :lol

Stefan, wo entschuldige ich mich :unsure

Gabi, was soll Stefan nicht krumm nehmen :unsure

MFG...Jürgen
 
"Hallo @all,

ich werde mir solche Postings künftig verkneifen... Versprochen "

... da hast Du Dich im gesamten Thread nicht zu Wort gemeldet. Deshalb meine Verwirrung.

Meine Bemerkung oben war übrigens scherzhaft gemeint. Leider erkennt man das nicht immer sofort.

Schönen Sonntag wünscht Euch
Stefan
 
Grüß dich Stefan,


..und genau so scherzhaft war mein Versprechen :lol

Ich wollte damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass wir in solchen Dingen anscheinend gewisse Ansichten teilen. Wie oft war ich schon am Schreiben und sehe dann, dass du ein paar Minuten zuvor annähernd das Gleiche bereits geschrieben hast. :D

MFG...Jürgen
 
Nabend

Ich muss aber auch sagen, dass mich das ziemlich verwirrt hat. Kapiert hab ich das nicht wirklich. Aber nun scheints ja geklärt.

mfg Björn
 
Hi Elfriede,

ob sich alles auch langfristig so bestätigt, wie das bisher der Fall war, muss sich noch zeigen. Bedenken habe ich bislang jedoch nicht. Von daher sehe ich den nächsten Jahren gelassen entgegen.

Warum bei dir nichts so richtig wachsen möchte kann eigentlich nur einen Grund haben. Es fehlen ganz einfach die Nährstoffe. Die emersen Pflanzen leben überwiegend vom Nitrat. Wenn das bei n.n. ist, dann kann auch nix wachsen. Wirf eben mal etwas Biomasse in den Teich rein. Blätter, Rasen, egal was... Hauptsache es zersetzt sich langsam und gibt Nährstoffe frei. Und wenn du nix Grünes zur Hand hast, dann verwende eben Blaukorn oder anderen festen Stickstoffdünger. Auch das Füttern der Fische könnte bereits genügen das System in Schwung zu bringen.


Dann laßt uns mal wieder etwas tun... :D

MFG...Jürgen
 

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