AW: Die Saubermänner für den Teich: Bachflohkrebse
Hallo zusammen
Der letzte Beitrag (von Wolfgang) ist sehr wichtig: es gibt diverse Arten von Flohkrebsen und nicht nur
die Bachflohkrebse. Für Laien sehen die aber alle mehr oder weniger gleich aus.
Der Bachflohkrebs (
Gammarus pulex) ist in der Tat meistens in eher kühleren Fliessgewässern beheimatet. Bei uns findet man ihn noch in praktisch allen Bächen und Flüssen. Ich kenne aber auch mehrere Weiher, die im Sommer sehr warm werden und kaum mehr Sauerstoff haben (sogar die Karpfen bekommen dort merklich Mühe), wo ebenfalls
Flohkrebse vorkommen. Ich habe deren Art ehrlich gesagt noch gar nicht bestimmt, aber ich vermute, dass es sich nicht um
G. pulex handelt.
Mit Gammarus im Teich habe ich ehrlich gesagt keine Erfahrung. Allerdings mit Gammarus im Aquarium: Dort hält sich bei mir seit drei Jahren selbsständig eine Population. Allerdings sind auch keine Fische drin. Bei der Art handelt es sich eindeutig um
G. pulex, das Aquarium steht aber im (nicht isolierten) Keller und wird also nicht zu warm. Einmal musste ich für ein paar Tage ein paar wenige Fische dort hältern - es hätte die Gammarus-Population fast kaputt gemacht. Zum Glück kamen die Fische nach ein paar Tagen wieder raus, noch bevor alle Bachflohkrebse gefressen waren. Die Population hat sich dann wieder aufgebaut. Nahrung für die Tiere im Aquarium sind übrigens Algen, die direkt dort wachsen, und Herbstlaub, welches ich selten zugebe.
Noch eine generelle Anmerkung: Ich persönlich bin aus Erfahrung der Meinung, dass sich Bachflohkrebse schlecht als Bioindikatoren eignen, auch wenn gewisse Literatur darüber manchmal etwas anderes sagt. Bei uns kommen Bachflohkrebse auch in Flüssen vor, die weder eine gute Wasserqualität noch eine naturnahe Ökomorphologie aufweisen. Teilweise können dort sogar Massenauftreten beobachtet werden. Das selbe gilt für einen Industriekanal, der eigentlich für Fische und Bachflohkrebse gemäss fast allen Parametern ungeeignet sein müsste - dort kommen aber Massen von Gammarus vor, die schlicht unglaublich sind: Der Kanal wird jedes Jahr für eine Woche abgestellt, man geht dann im Gewässerbett direkt auf cm-dicken Schichten von Bachflohkrebsen. Ich hole dort dann jeweils Kübelweise Gammarus als Fischfutter. Dazu jedoch noch gleich zwei Anmerkungen, damit keine Missverständisse entstehen: erstens bin ich Angler und berechtigt im entsprechenden Gewässern zu nicht-kommerziellen Zwecken Fischnährtiere zu fangen, zweitens sind die Bachflohkrebse im trockenen Kanal nach spätestens zwei Tagen praktisch alle tot (auch in den letzten Pfützen -> Sauerstoffmangel), mit dem Fang schadet man der Population also nicht zusätzlich, sondern verwertet die Tiere nur sinnvoll, wo sie ohnehin sterben (was ich übrigens nicht gut finde, aber gegen die Stromindustrie kommt man nicht an).
LG
David