Hallo Stefan,
mit dem online üblichen Du hatte ich noch nie ein Problem
.
Du sprichst von einer zurückliegenden Diskussion über (Faden)-Algenwuchs in saurem oder alkalischen Milieu. Da kann ich sehr gut verstehen, wenn jemand einen wissenschaftlichen Beweis für die eine oder andere Behauptung verlangt, denn in dieser Schlichtheit sind beide Behauptungen blanker Unsinn. Erstens sind "Fadenalgen" alles andere als eine kleine, homogene Gruppe mit gleichen Ansprüchen und Eigenschaften, und zweitens kommt es entscheidend darauf an, durch
welche Säuren und Basen der pH-Wert verursacht ist.
Den Algen (egal welchen) ist der pH-Wert herzlich egal. Sie brauchen genau wie höhere Pflanzen nicht einen bestimmten pH, sondern einen bestimmten, ausreichenden CO2-Gehalt, oder eine CO2-Quelle (z. B. die Karbonathärte), aus der sie sich bedienen können. Außerdem sind verschiedene Makro-Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat, sowie die ganze Palette essentieller Spurenelemente für ihr Wachstum unentbehrlich.
Ob sie an diese Nährstoffe heran kommen, ist unter anderem von der Konkurrenzsituation im Teich abhängig. Sind genügend schnell wachsende Unterwasserpflanzen wie
Hornkraut und
Wasserpest usw. vorhanden, machen diese den Algen das Leben schwer. Sind dagegen nur ein paar
Seerosen und etwas Uferbewuchs vorhanden, haben die Algen freie Bahn und alle Möglichkeiten zur ungehemmten Entwicklung.
Absolut alle Lebewesen auf dieser Welt richten sich mit ihrer Populationsdichte nach dem Nahrungsangebot und (weniger wichtig) nach dem Raumangebot. Einzige Ausnahme: der Mensch - er vermehrt sich dummerweise auch noch, wenn er nichts zu essen und kaum noch Platz hat. Man muss sich nur die Analyse der Trockensubstanz von Algen und Pflanzen ansehen, dann weiß man sehr genau, was sie brauchen. pH 8 oder pH 6,5 braucht weder eine Alge, noch eine Pflanze, sondern beide brauchen CO2, ohne das sie ganz einfach nicht existieren und schon gar nicht wachsen können. Es ist also müßig, sich solche Messgrößen anzusehen und irgend etwas hinein zu interpretieren, was man vielleicht gleichzeitig beobachtet hat.
Was hilft, ist die Messung von KH, pH und daraus die Berechnung des CO2-Gehaltes. Oder die direkte Messung des CO2-Gehaltes mit einem möglichst guten und frischen Test. Die Behauptung "Algen wachsen bei einem CO2-Gehalt von 20 mg/l besonders üppig" hat eine völlig andere Qualität, als die Aussage "Algen wachsen bei einem pH-Wert von 7,8 besonders stark und bei 6,5 nicht mehr". Die zweite Behauptung kann zwar tatsächlich der Beobachtung entsprechen, besagt aber rein gar nichts, wenn man nicht gleichzeitig andere Parameter dazu mitteilt.