Leitfähigkeit interpretieren Koiteich

Hallo Martin,
der Leitwert ließe sich sehr gut erklären, wenn Dein Wasser sehr hart ist. So hat man bei 20° dH 200 mg CaO/l gelöst, das sind knapp 4 mmol/l. Daraus resultieren bereits 500 µS/cm Leitfähigkeit nur für Ca2+, und in nicht ganz die gleiche Menge für HCO3-. Wenn Du die Wasserhärte in etwa kennst, dann weißt Du besser, wodurch die Leitfähigkeit verursacht wird.
 
Hallo Martin,
ein Leitwert ist einfach zu messen, und sehr sinnvoll. Ich hatte schon mal gepostet, welchen Anteil an einem Leitwert der pH und die Wasserhärte haben. Aus der Differenz zu diesen berechenbaren (oder besser abschätzbaren) Größen ergeben sich (hauptsächlich) weitere gelöste Salze, das ist ganz normal und gut so. 1000 µS/cm oder 1 mS/cm sind kein sehr hoher Leitwert hinsichtlich Salzgehalt, da kann ich Dich beruhigen:like:. Ich verspreche, einen Zusammenhang Leitfähigkeit zu Salzgehalt zu posten. Es ist auf jeden Fall positiv für einen Teich, nicht nur Leitfähigkeit durch pH und Härte (GH, KH) zu haben, sondern auch durch gelöstes Alkali. Dieses wirkt auch "puffernd" für die Mikroorganismen.
Um es kurz zu machen: erst weit oberhalb 10 mS/cm hätte ich Bauchschmerzen hinsichtlich Wasserwerte. Die Interpretation eines Leitwerts im "unteren" Bereich ist dennoch nicht uninteressant. Wie war denn GH/KH?
Hallo Rolf, habe diesen alten Thread gerade gefunden und hätte dazu noch eine Frage an dich als Experten:
Wie hoch würde der Leitwert in meiner Innenhälterung ansteigen, wenn ich diese auf 0,5 % auf Salze (12,5kg auf 2500l).
Wäre es zulässig, den Salzgehalt auch über den Leitwert näherungsweise zu bestimmen, oder benötigt man dazu in jedem Fall ein Refraktometer?

Beste Grüße!
Hans-Christian
 
Hallo Hans-Christian,
Falls sich Rolf nicht meldet, gibt es von mir etwas.
Ein Refraktometer misst den Brechungsindex hat auch mit dem Salzgehalt zu tun, besser ein Leitfähigkeismessgerät.
Weiß gar nicht, ob es ein schönes Fremdwort dafür gibt. Meins im Labor heist Leitfähigkeissonde.

Gute Nacht
Rüdiger
 
Hallo Rüdiger, danke für deine Antwort.
Meine Frage kommt aus folgender Überlegung:
In der Koi-Haltung wird Salz in Konzentrationen von 0,2 bis 0,5 % (2-5Kg auf 1000l) sehr häufig als Unterstützung für die Koi in diversen Situationen angewendet. Salz wirkt hier als gutes Hausmittel bei verschleimten Kiemen, Hautreizungen, Schuppensträube oder z.T. auch bei Parasiten u.v.m.

Nun werden verschiedene Formen von Kurz- und Langzeitbehandlungen empfohlen, bei denen unterschiedliche Salzkonzentrationen im Wasser zu berücksichtigen sind.
Soweit kennt man das ja.

Nun ist es aber so, dass Salz, einmal ins Wasser eingetragen, nicht wieder von dort verschwindet, es sei denn, man wechselt das Wasser mit frischen Süßwasser aus. Solange man aber keinen vollständigen Wasserwechsel macht, bleibt immer ein Teil des Salzes im Wasser. Irgendwann verliert man ein wenig den Überblick, ob und wie viel "Restsalz" noch im Wasser ist. Somit ist dann auch das Nachdosieren immer ein wenig kompliziert. Ich messe exakt die Menge an Frischwasser, die ich zugebe und berechne nur für diese die neu benötigte Salzmenge.
Einfacher und auch exakter wäre es, den aktuellen Salzgehalt zu bestimmen.
Auf meiner Suche nach Messgeräten, die den Salzgehalt bestimmen, bin ich auf Aräometer und Refraktometer gestoßen.

Ich selbst besitze für meine Garnelenbecken ein Leitwertmessgeraät, dass die Leitfähigkeit in Mikrosiemens darstellt (HM Aquapro). Nach meinem Wissen hängt aber die Leitfähigkeit von der Menge der gelösten, leitfähigen Teilchen (z.B. Mineralien, Salze, Metalle) im Wasser ab. Wenn ich also nur den Salzgehalt (die Salinität?) messen möchte, ist der Leitwert nur bedingt aussagekräftig, oder?

Deshalb nochmals konkret meine Frage:
Ist ein Leitwertmessgerät prinzipiell geeignet, um den Salzgehalt im Teichwasser zu bestimmen (und was wären dann die Referenzwerte), oder geht das seriös nur mit speziellen Geräten (welchen)?
 
Hallo,
Alle drei Messmethoden geben dir einen Summenparameter über alle gelösten Mineralien. Ich gehe aber davon aus, dass du eh KH, GH, pH und Nitrat misst. Ich hab für mich mal ein excel für die Leitfähigkeit gebastelt, damit kann man dann den Salzgehalt abschätzen. Was dann mit NaCl noch mitgemessen wird, wäre Sulfat und Kalium. (Und natürlich der ganze Rest vom Periodensystem, der hoffentlich nicht in deinem Teich ist.)
Das Excel ist aber nur für mich brauchbar. Das wäre aber nicht so viel Arbeit etwas praktikables zu machen.
Spezielle Messungen gibt es auf Chlorid beim Wasserpantscher. Natrium wüsste ich noch nicht mal eine einfache Methode, nur AAS oder Ionenchomatographie.

Viele Grüße
Rüdiger
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Nachtrag grade gesehen. Der Wasserpantscher Chlorid Test geht nur bis 50mg/L. Geht, aber du müsstest mit Verdünnung arbeiten. Du wärst bei 5000 mg/L.
 
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Rüdiger, danke für die ausführliche Antwort! Sehr interessant! Aber auch ganz schön kompliziert :kopfkratz
Nachdem ich ja ohnedies das Gerät vom Wasserpantscher habe, werde ich das mal mit den von dir angegebenen Reagenzen probieren.
Beste Grüße!
Hans-Christian
 
Hallo Hans-Christian,
der Chlorid-Nachweis, auf den Rüdiger hingewiesen hat, ist eine sehr gute Sache, und für Deine Zwecke ideal, da weder Erdalkali noch andere Metalle solch hohe Chloridkonzentrationen einbringen könnten, wie Du sie mit dem "Aufsalzen" erreichst.
Was die Leitfähigkeit als solche betrifft, hast Du recht. Das ist eine zwar unselektive, aber äußerst robuste Methode. Für Deinen Anwendungsfall ist sie ideal. 0,2%ige NaCl hat eine Leitfähigkeit von etwa 4 mS/cm, bei 0,5% kommst Du also bis auf 10 mS/cm. Das wäre der Bereich zur Kontrolle/Einregelung.
Alle in Deinem Wasser vorhandenen Ionen verursachen Leitfähigkeit (und praktisch ist das additiv: also jede Komponente für sich summiert, ergibt die gemessene Leitfähigkeit).
Wie sieht das im Detail aus?
Für Laugen kann ich Dir sehr schnell ein Diagramm anhängen - Du siehst, dass man schon jenseits pH 12 sein muss, um an die untere Grenze dessen zu gelangen, was alleine durch 2kg/m³ Kochsalz erreicht wird. Für Säuren ist die (theoretische) Leitfähigkeit um etwa den Faktor 5 höher als bei Laugen - das heißt, dass ein pH von 3 eine Leitfähigkeit von knapp 1 mS/cm erreicht (das ist gerade mal Deine Untergrenze). Für Härtebildner wie Ca und Spurenelemente von Fe kannst Du 0,1 mS/cm für 100 mg/l ansetzen - das ist nur im Vergleich zu destilliertem Wasser interessant.
Was ist mein Fazit? Du kannst per Leitfähigkeitskontrolle den Salzgehalt recht genau bestimmen, da die anderen Einflußgrößen (Wasserhärte, pH, andere Salze) keine Rolle spielen, wenn der pH stimmig ist (pH<3 und pH>12 sind nun mal lebensfeindlich).
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Rolf, vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Mein Gerät zeigt MicroSiemens an.
Meine heutige Messung ergab 4989 mySiemens. Das sollten dann also etwa 0,25% Salzgehalt sein.
10.000 mySiemens wären demnach der Grenzwert für 0,5%.
Richtig?
Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Wassertemperatur? In meiner Innenhälterung hat es immer zwischen 18 bis 22 Grad.
 
PS: habe im Netz gerade folgende Umrechnungsanleitung von mS/cm auf den Salzgehalt in Gramm pro Liter gefunden:

  1. Convert your conductivity measurement’s unit from siemens per meter (S/m) to milli-siemens per centimeter (mS/cm)
  2. Raise the conductivity (in mS/cm) to the power 1.0878.
  3. Multiply the result by 0.4665. This gives you salinity in grams (of salt) per liter (of solution).
  4. The above parameters apply to 25 degrees Celsius. An accurate conversion for salinity ranges 5 to 100 milli-siemens per centimeter.
Quelle: https://sciencing.com/convert-specific-conductivity-salinity-5915328.html


Um das jetzt mit deinen Referenzwerten zu berechnen, komme ich auf folgendes Ergebnis:

4mS/cm ^ 1,0878 = 4,518
4,518*0,4665=2,11
somit 0,2% Salzgehalt

10mS/cm ^ 1,0878 = 12,241
12,241*0,4665=5,71
somit 0,57% Salzgehalt


Wenn ich das jetzt in 1000myS Stufen durchrechne komme ich auf folgende Werte:

weniger akkurat
1000myS = 0,05%
2000myS = 0,1%
3000myS = 0,15%
4000myS = 0,2%
ab jetzt akkurat
5000myS = 0,27%
6000myS = 0,33%
7000myS = 0,39%
8000myS = 0,45%
9000myS = 0,51%
10000myS = 0,57%

Das wirkt stimmig, oder?
Was meint ihr?

Beste Grüße!
Hans-Christian
 
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