PH Wert zu hoch, kleiner Hilferuf

AW: PH Wert zu hoch, kleiner Hilferuf

Die hab ich seit anfang der Saison neu, mal sehen was bei der Probe rauskommt.
 
AW: PH Wert zu hoch, kleiner Hilferuf

Nabend,
ist schon interessant. Vor einem Jahr hatte ich diesen Thread eröffnet. Und prompt laufe ich in die gleichen Probleme. Nicht ganz so Dramatisch, aber schön ist anders.
Im Moment hat der Teich einen PH von 8.7, obwohl kaum Algen im Teich sind (das war im letzten Jahr anders).
Nur machen werde ich diesmal nichts, ich warte erst einmal ab. Bei PH 9 werde ich aber unruhig
 
AW: PH Wert zu hoch, kleiner Hilferuf

Liebe Teichfreunde!
Den pH-Wert kann man nicht so isoliert sehen:
Der ist die AUSWIRKUNG komplexer Zusammenhänge der Wasserchemie
und nicht die Schraube, an der gedreht werden müsste!

Die Karbonathärte wirkt dabei (wie schon festgestellt wurde) puffernd d.h. stabilisierend
(siehe dazu auch da) und zwar je nach Konzentration auf pH-Werte zwischen 7 und 8,5.
Tatsache ist jedoch, dass höhere KH-Härte höhere pH-Werte fördert,
weshalb man KEINEN Kalk einbringen sollte. Das hätte so einfach ohnehin keinen Sinn,
da sich der nur im saueren Milieu nennenswert löst (wurde auch schon geschrieben).
WENN man UNBEDINGT die Karbonathärte erhöhen will, was nur bei extrem tiefen Werten Sinn macht,
dann macht man das wunderbar dosierbar durch Zugabe von Calzium-Hydrogenkarbonat aus der Apotheke:
Das ist genau das Zeug, das auch im natürlichen Wasser die KH ausmacht.

Je nach KH ist zum pH-senken mehr oder weniger Säure erforderlich,
weshalb man KEINE Dosierung für die Ascorbin- oder sonstige Säuren angeben kann.
Dabei kann man grundsätzlich verschiedenste Säuren verwenden;
die organische Ascorbin- oder Essigsäure ist da nicht besser als z.B. Batteriesäure
(NEUE bitte - nicht aus einem alten Autoakku!), die im Teichwasser völlig unschädliches Sulfat bildet.
Ich würde diese sogar vorziehen, da deren Auswirkung viel leichter einschätzbar ist.
Auch der superbiologische Torf kann (in Wasser mit SEHR niedriger KH-Härte) exzessive pH-Sprünge verursachen.
Deshalb muss die Zudosierung ALLER pH-senkenden Stoffe langsam, unter permanenter Kontrolle und wiederholt geschehen:
Es tut sich anfangs nichts, dann stürzt der pH-Wert plötzlich gnadenlos ab
und liegt am nächsten Tag wahrscheinlich wieder dort, wo er war.
Schliesslich war das Wasser ja gepuffert!

Auch mit CO2 kann der pH-Wert gesekt werden, allerdings ist dazu eine niedrige Karbonathärte nötig
und jede stärkere Wasserbewegung (Umwälzung!) sprudelt das zackig wieder raus, als ob man Sodawasser umrührt.
Andererseits kann gerade der Filter sehr effektiv CO2 ins Wasser einbringen und damit den pH-Wert senken,
muss dafür allerdings schön langsam laufen, was sich wieder mit hoher Besatzdichte beisst.

Die Fische halten solche pH-Sprünge üblicherweise sehr gut aus - die sind da robust,
aber die Mikrobiologie im Filter reagiert darauf mehr als empfindlich:
Die Bakterien sterben ab, die Abbauleistung fällt ins Bodenlose und es dauert wenige Wochen,
bis sich der Bakerienrasen wieder auf die neuen, KONSTANTEN Verhältnisse eingespielt hat.
Beutelt man dazwischen erneut am Chemismus, heisst es wieder:
Zurück an den Start.

Ich kann deshalb aus guter und langjähriger Erfahrung mit "hergerichtetem" Wasser* nur warnen:
Wenn man da nicht GENAU weiss, was man tut, kann die Sache SEHR leicht in die Hose gehen,
weshalb die meisten käuflichen Präparate nur hauchzarte aber teure Belanglosigkeiten zur Folge haben.
Unser Ziel für den Lebensraum "Teich" kann deshalb nur sein, schöne konstante Verhältnisse zu schaffen,
um der ev. durch Technik unterstützten (Filter) Natur die Möglichkeit zu geben,
die komplexe Geschichte ins Lot zu bringen.


*) Bei der Zucht von Fischen aus Weichwassergebieten (z.B. aus manchen Amazonasflüssen)
muss man oft extrem karbonatarmes Wasser verwenden, da deren Spermien kein KH vertragen.
Der pH-Wert ist dabei weigehend egal, liegt aber meist im saueren Bereich um 5 ... 6.
Schöne stabile Verhältnisse sind das aber beileibe nicht:
Minimale Belastungen bewirken exzessive und lebensbedrohliche Schwankungen.
In den ersten Lebenstagen der Jungfische wird so bald als möglich auf "normale" Wasserwerte umgestellt.
 
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Prima Peter....

und darum mache ich dieses Jahr auch nichts sondern warte einfach ab.
 
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Hi Uwe!
Im Zweifelsfall ist NICHTS machen sicher richtiger,
als Chemikalien (egal ob bio oder nicht) in den Teich zu kippen.

Mir ist noch etwas eingefallen, was den pH-Wert im Frühjahr hochtreibt:
Über den Winter wurden die Filterbakterien stark reduziert
(tiefe Temperatur, keine abzubauenden Schadstoffe, ev. war sogar der Filter abgeschaltet)
und bei steigenden Temperaturen braucht´s immer eine Weile (etliche Tage bis wenige Wochen),
bis sich die Population auf die geänderten Verhältnisse eingestellt hat.

Die Fütterung der Koi sorgt jedoch für ein Harnstoffangebot,
das relativ schnell bis zum Ammomium (bei pH < 7,8) bzw. Ammoniak (bei pH > 7,8 abgebaut wird.
Die für den weiteren Abbau der Stickstoffverbindungen nötigen Bakterien sind jedoch noch in zu geringem Maß vorhanden,
weshalb die Abbaukette einen Stau erleidet und sich Ammomium/Ammoniak anreichert.
Das ist aber alkalisch und treibt den pH-Wert nach oben.

Gleichzeitig produzieren natürlich fehlende Filterbakterien auch kein CO2,
weshalb ein wesentlicher Faktor, der den pH-Wert senken könnte, wegfällt.

Das Resultat ist ... ein steigender pH-Wert.

Was kann man da tun?
Die einfachste Lösung ist, den Stickstoffeintrag zu verringern,
d.h. sehr langsam über Wochen zu füttern zu beginnen.
(Nachdem die Fische wechselwarme Tiere sind,
benötigen die bei kalten Wassertemperaturen ohnehin nur einen winzigen Bruchteil der Sommermahlzeiten.)
 
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Hallo Uwe,
wie sieht es zur Zeit mit deinem PH-Wert aus? Hat er sich nach unten stabilisiert?
 
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Hallo Uwe hatte fast das gleich Problem wie Du:mad:

Ich griff jedoch zur Chemischen keule:lala

Habe meinen PH Wert mit Salzsäure aus der Apo gesenkt:oki

Langsam über den Tag verteilt iss nun 1L Säure drinn.
PH is mom bei 8,2 morgrn nochmal etwas absenken.
 
AW: PH Wert zu hoch, kleiner Hilferuf

Klar bekommt man den pH-Wert mit Salzsäure prima runter,
nur steigt im gleichen Zug die Chlorid-Konzentration im Wasser - das ist der Säurerest der Salzsäure.
Chlorid ist aber schlecht für höhere Pflanzen, d.h. dadurch werden die Nahrungskonkurrenten der Algen geschädigt!
(In einer pflanzenlosen Koigrube ist das natürlich völlig egal.)

WIEVIEL der Chlorid-Wert steigt, hängt davon ab, wie hoch die Karbonathärte im Wasser ist:
Bei hoher Karbonathärte braucht man mehr Salzsäure und hat damit mehr Chlorid;
ich würd´s aber auch bei weichem Wasser nicht DAMIT machen.

Was kann man also tun?
Ganz einfach einen andere Säure nehmen!
Von den diversen organischen Säuren (Essigsäure, Zitronensäure, Ameisensäure,...) würde ich abraten:
Man bringt damit in den ohnehin überdüngten Teich weitere organische Substanz ein.
Salpetersäure hinterlässt Nitrat, was in gut bepflanzten Teichen u.U. wünschenswert ist,
aber die ist für Normalsterbliche schwierig zu bekommen und nicht ungefährlich.

Die ideale Säure zum pH-Wert-Senken ist die Schwefelsäure, wie sie z.B. als Akkusäure im Handel ist.
(Bitte auf keinen Fall die Säure aus einer alten Autobatterie verwenden - da ist extrem viel Blei drin!)
Sie hinterlässt im Teich das biologisch weitgehend unschädliche Sulfat,
das auch von den Pflanzen aufgenommen wird.


Unabhängig davon möchte ich nochmal bekräftigen (man kann das nicht oft genug sagen):
Es ist nicht gescheit, bloß den pH-Wert zu ändern - der ist eher die Auswirkung als die Ursache!
(Man dreht ja auch nicht am Thermometerzeiger, damit´s nicht kalt ist!)
Ohne Hintergundwissen um die wahrlich komplexen Verhältnisse der Wasserchemie da dran zu drehen,
entspricht einem Kleinkind, das an den vielen Knöpfen einer tollen Stereoanlage werkt!
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: OTs aus "PH-Wert zu hoch...."

Hallo Peter,

ohne jetzt zu wissen welche pH Sprüngen in diesem Thema durch diskutiert wurden,
schreibe ich kurz meine Erfahrungen dazu...

(*So nebenbei: Die Filterbakterien schickt man mit viel kleineren pH-Sprüngen über den Jordan.)


.


des öfteren werden in der Aquaristik Simulationen der Regenzeit durchgeführt, bei dem man schon mal den pH von (bei mir im speziellen Fall) 7,5 auf 6,0 senkt, bei manchen Fischen sogar noch tiefer.
Dieses geschieht in meinen Becken mit Eichenextrakt. Die Leitfähigkeit wird zudem mit Osmosewasser von ca. 270 auf 80 gesenkt.
Trotz diesen enormen Veränderungen dieser Parameter konnte ich bisher noch keine messbaren oder ersichtliche (Verhalten der Fische, Anstieg von Nitrit) Verringerung/Behinderung/Störung der Nitrifikation erkennen, geschweige denn die Population der Filterbakterien dabei über den Jordan zu schicken.

Selbst wenn man bei solchen Situationen sogar noch verstärkt zu füttert (Regenzeitsimulation) stieg der Nitrit nicht an. (Das wäre wohl ein Zeichen von gestörter Biologie)

Eine ausgewogene Filterung im allgemeinen (Biologie) sollte natürlich Voraussetzung dafür sein.

Ich hoffe das wird nicht zu sehr off topic, wollte nur meine Erfahrungen zum Zitat von Peter schreiben.

Gruss,
Jochen.

Anmerkung von Blumenelse: Diesen Beitrag hab ich mal aus den OTs hierher kopiert, weil er zu diesem Thema gehört und für den einen oder anderen informativ sein dürfte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: OT aus "PH-Wert zu hoch...."

Hallo Jochen,
das finde ich sehr interessant
und ich versuch gerade, das mit meinen Erfahrungen abzugleichen:
Zunächst mal lässt ein Leitwert von 80µS auf eine sehr geringe Menge gelöster Stoffe schliessen,
zu denen nicht nur die Härtebildner, sondern auch alle dissoziierenden Abfallstoffe (NH4, NO2, NO3) gehören.
(Insofern war und ist da offenbar nicht viel zu nitrifizieren.)
Jetzt sind Wässer in ihrem Chemismus umso instabiler, je geringer sie (durch KH) gepuffert sind,
weshalb wir immer bemüht waren, die Zuchttiere NICHT im Ablaichbecken anzufüttern
(die Elterntiere werden in vielen Fällen ohnehin getrennt gehalten)
und nach dem Schlupf der Jungtiere, die ja im Futter stehen sollen,
relativ schnell die KH zu normalisieren.

Tatsache ist, das die Fische (z.B. Nothobranchius) erstaunlich unempfindlich gegen die pH- und Härtesprünge sind;
sie haben oft nach dem Umsetzen aus pH 8 und KH 10 in pH 4 und KH 0 nach nur 1 Minute abgelaicht.

Insofern verfüge ich über keine Erfahrungen mit pH-Sprüngen im eingefahrenen Becken,
sondern beziehe mich auf eine Untersuchung, die ich im Rahmen eines Symposions kennenlernen durfte:
Dabei wurde gezielt und definiert verunreinigtes (z.B. mit Harnstoff) Wasser
durch eine Kette von (soweit ich mich erinnere) 300 Stk. 0,5 Liter-Aquarien geleitet
und die sich dort etablierenden Bakterien bestimmt.
Die Ergebnisse waren sehr interessant:
Die Nitrifikanten erwiesen sich als mechanisch extrem robust (ja sogar weitgehend hochdruckreinigerfest!),
aber z.B. als Sensibelchen in Temperaturfragen:
Ausgehend von konstanten (!) Temperaturen reichte ein Sprung von 2°C (egal in welche Richtung!),
um die Abbauleistung signifikant zu senken und ähnlich war das auch bei pH-Sprüngen.

PH 7,5 auf pH 6 wird dabei kaum ein Problem darstellen - wir bewegen uns da ja schön um den Neutralpunkt.
Beim pH-wertsenken mit einer starken Säure sinkt der pH-Wert zunächst,
steigt jedoch mehr oder weniger schnell wieder (nahezu) auf die alte Höhe an,
da die Pufferwirkung der Karbonathärte zum Tragen kommt.
Weitere Nachdosierung von Säure ist erforderlich und man erreicht das Gleiche ...
... bis irgendwann die KH weg ist und dann fällt der pH-Wert,
bei wirklich geringer Überdosierung ins Bodenlose - der gefürchtete Säuresturz.
Ein praktisches Beispiel dazu liefert Anton Gabriel in einem 100 Liter-Aquarium:
Um vom PH-Wert 8,41 auf 7,75 zu kommen braucht man 990 ml (0,1-molarer Salz-)Säure, ...
... von 7,75 auf PH-Wert 5 (normalerweise die Untergrenze im Aquarium) braucht man nur 20 ml Säure ...

2 PROZENT der vorher zugegebenen Menge, die vorher zum Senken um 0,66 pH erforderlich waren,
reissen den um 2,75 pH runter
und im harten Teichwasser kann das noch viel krasser ausfallen.
DAS schickt die Filterbakterien garantiert über Jordan
... und vielleicht nicht nur die!
 

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