Zöglinge 2016

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....nun hat es doch länger gedauert mit den Fotos und weiterem Bericht - aber ich hatte einfach die letzten Tage keine Zeit.

Ich habe eine Achterbahn der Gefühle hinter mir und bin fix und fertig.

Samstag war noch alles "gut" - Winnie war unverändert wie am Vortag und dabei aber guter Dinge - flog und plapperte viel, badete, frass und putzte sich.

Ich nutzte den Tag und habe Tümpel 1 bearbeitet - dazu später vorher/nachher in der Doku.

Abends war ich fix und fertig.

Sonntag Morgen war auch noch alles okay - Winnie hatte noch leichte Schnabelatmung, aber die Geräusche waren weniger - ihr Auge tränte aber immer noch und schien mir eher schlechter als besser zu sein.

Ansonsten alles wie am Vortag.

Also plante ich für den Tag, die Gräben auszuschaufeln und die Paddockzäune auf Wintermodus umzubauen.

Gegen 11 Uhr machte ich Winnies Antibiotikum-Heimchen fertig und gab es ihr.....

.....innerhalb von Sekunden begann sie zu "würgen" und nach Luft zu schnappen und wirkte, als ob sie gleich kollabiert.

Der Schnabel war sperrangelweit auf, weil er "voll" war.

Ich dachte, sie hat das Heimchen quer zu fassen gekriegt und es steckt im Schnabel - als ich nachschaute, weil ich es rausziehen wollte, stellte ich fest, es war nicht das Heimchen, es war eine kirschkerngroße, und kirschkernförmige Schwellung am Gaumen, die dort "wuchs".

Ich war völlig entsetzt (Winnie auch) und sofort schoss mir durch den Kopf "Allergisch auf das Antibiotikum".

In echter Panik griff ich zum Telefon konnte aber weder meinen behandelnden Tierarzt, noch irgend einen anderen, der hier dafür infrage käme, erreichen.

Also rief ich bei einer meiner Pferdetierärztinnen an, die alternativ mit Schwerpunkt klass. Homöopathie arbeitet.

Ich erreichte sie nahezu sofort, schilderte ihr in stakkato den Fall und fragte, ob sie kommen kann:

"Sorry, aber bis ich da bin, ist der Vogel tot - ich bin gerade im Urlaub am Mittelmeer.........
.......gib ihr erstmal Apis......"

....na klar, natürlich Apis - hätte ich auch dran denken können......

Ich habe sofort ein Kügelchen aufgelöst in Wasser, es mit einer Spritze aufgezogen und Winnie einen Tropfen in den offenen Schnabel auf die Schwellung getropft.

Die Schwellung wurde nicht mehr größer und innerhalb der nächsten viertel Stunde halbierte sie sich in etwa.

Als Winnie den Schnabel wieder fast zu bekam und wieder frei atmen konnte, stürzte sie erstmal zum Wasser und trank, was das Zeug hält.

Ich war fertig mit der Welt.

Die Restschwellung am Gaumen blieb in der Größe und Form einer kleinen Bohne bestehen. Außerdem hielt Winnie ihr Auge fast immer geschlossen.

Sie frass - oft, kleine Mengen, flog wenig, sass viel unter der Wärmelampe und redete wenig.

Ich habe den Tag damit verbracht, einen geeigneten Tierarzt aufzutreiben (erfolglos), zu recherchieren, Videos hochzuladen etc und Winnie zu beobachten.

Natürlich habe ich auch meine Zweifel gehabt, ob wir mit Infektion wirklich richtig lagen oder ob es nicht doch Parasiten oder so sind - die Gedanken überschlagen sich förmlich - manchmal ist es echt ein Fehler, zu viel im I-Net zu suchen und zu lesen ..........

Den Rest des Tages veränderte sich nichts mehr.

Da ich davon ausging, dass es eine allergische Reaktion auf das ANtibiotikum war, würde ich die nächste Gabe Montag nicht geben, sondern zu meinem TA fahren.

Heute Morgen war anfangs auch noch alles unverändert und sie bekam einmalig ein Heimchen in Belladona C 200 gebadet.

......und dann nach ca 10 Minuten explodierte die Schwellung im Schnabel wieder förmlich und unter dem Auge entstand ebenfalls eine leichte Schwellung.

Winnie einpacken und ins Auto springen war eins - auf die Idee, dass es eine Erstverschlimmerung auf das Belladonna sein könne, kam ich gar nicht - dafür war ich viel zu "panisch".......

Als ich beim Tierarzt ankam, war die Schwellung im Schnabel wieder zurück gegangen auf die Größe von gestern Abend.

Dafür war jetzt eine ca erbsengroße, pralle Kugel unter dem Auge.

Ich war den anderen Tierbesitzern im Wartezimmer wirklich dankbar, dass sie mich vor ließen - ich hatte in meiner Panik wirklich ANgst um Winnies Leben (wobei sie in ihrem Transportkasten sass, Schnabel halb auf, Auge zugeschwollen und PUTZTE sich gemütlich!)

Als ich dem TA meinen Verdacht schilderte mit der Reaktion auf das Antibiotikum, hielt er das für sehr, sehr unwahrscheinlich.

Ich holte Winnie aus ihrer Box und als er den Schnabel öffnete und rein schaute, war da wieder nur diese relativ kleine Schwellung, die ich am Morgen hatte.

Was man da aber sehen konnte, was beim letzten Besuch nicht ersichtlich war, war ein ganz kleiner, roter Punkt auf der Schwellung.

Der TA meinte, da muss sie sich eine Verletzung zugezogen haben.

Natürlich konfrontierte ich den TA auch mit meinen Zweifeln, die mich gestern plagten....

Er begründete mir aber ausführlich und für mich einleuchtend, warum er Parasiten zumindest als Ursache für die Ursprungssymptomatik und das jetzige Geschehen für genau so unwahrscheinlich halten würde, wie Pilz.

Er vermutet, dass sie sich an irgendetwas, quasi einen Einschuss (wenn ich das mal von den Pferden ableite) geholt hat.

Die Eingangssymptomatik könne schon eine Reaktion auf diesen „Einschuss“ gewesen sein.

Dass diese plötzliche Schwellung mit der Gabe des mit Baytril geimpften Heimchens praktisch zeitgleich geschah würde er nicht in unmittelbaren Zusammenhang bringen.

Er würde zu diesem Zeitpunkt die angefangene Antibiose nicht unterbrechen, weil wir ein Problem was die Mittelwahl anbelangt bekommen, falls wir später doch noch auf ein Antibiotikum zurück greifen müssen – für empfindliche Vogelarten gäbe es wohl nicht so viel Auswahl.

Ich habe den TA dann gebeten, ihr die heutige Dosis direkt zu geben, weil ich wollte, sollte doch irgendetwas passieren, dass er da ist und was auch immer machen kann.

Es geschah: nichts

ich vermute also, ich habe die schnelle Wirkung des Apis falsch interpretiert – es wirkt ja nicht nur antiallergisch, sondern auch bei Entzündungen

Ich fragte dann noch, ob und was ich machen kann, wenn das jetzt in dem Tempo weiter zu schwillt – ich meine, irgendwann bekommt sie keine Luft mehr.

Er meinte, dass er damit nicht rechnet – es könne sein, dass der Abszess sich unterhalb des Auges eröffnet und abfliesst.

Er würde auf keinen Fall manipulativ eröffnen – dass wäre ein gewaltiges Risiko bei einem so kleinen Vogel.

Während wir sprachen, hatte sich die Schwellung unter dem Auge etwas entspannt und auch der Schnabel war quasi wieder zu.

Als ich zu Hause ankam, war unter dem Auge nur noch eine kleine Verdickung und im Schnabel sieht die Schwellung jetzt aus, wie ein Gerstenkorn.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte und den Verstand wieder einschaltete, kam ich dann auch mal auf die Idee, dass das Belladonna den Prozess einfach angeschoben hat - Erstverschlimmerung...... aber in dem Moment war ich einfach nur geschockt.....

Winnie war heute Abend wieder total aktiv – sie flog und plapperte wieder viel.

Insgesamt scheint es ihr heute Abend viel besser zu gehen. Heute Abend hatte ich ein gutes Gefühl – Winnie wirkte erstmals wieder „fröhlich“. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.

Ich werde jetzt das Baytril noch die letzten 2 Tage und das Pulmo/V von Wala weiter geben und ansonsten beobachten und erst, wenn der Prozess stagnieren sollte, das passende Folgemittel suchen.

Soweit der aktuelle Stand.

Die Geschichte hat mich wirklich überrollt. Es sieht so dramatisch aus bei einem so kleinen Vogel und so hilf- und ratlos habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt – ist schon ganz schön blöd, wenn man in so blinde Panik verfällt, dass das Nachdenken völlig abschaltet…….

Naja, wieder was gelernt – und nächstes Mal bin ich da hoffentlich etwas gelassener und überlegter……

Soweit der "Kurzbericht" des Chaoswochenendes - WIlli geht es übrigens sehr gut :)

Hier noch unsortierte Fotos von den Tagen:

Willi IMG_7705.JPG  Willi IMG_7738.JPG  Winnie Auge IMG_7765.JPG  Winnie Auge IMG_7767.JPG  Winnie IMG_7703.JPG  Winnie IMG_7706.JPG  Winnie IMG_7763.JPG  Winnie IMG_7783.JPG  Winnie IMG_7784.JPG  Winnie IMG_7786.JPG  Winnie IMG_7800.JPG  Winnie Schnabel IMG_7780.JPG  Winnie Schnabel IMG_7781.JPG  Winnie Schnabel IMG_7785.JPG  Winnie und Willi IMG_7726.JPG  Winnie und Willi IMG_7728.JPG  Winnie und Willi IMG_7737.JPG  Winnie und Willi IMG_7792.JPG  Winnie und Willi IMG_7793.JPG  Winnie und Willi IMG_7794.JPG  Winnie und Willi IMG_7795.JPG  Winnie und Willi IMG_7796.JPG  Winnie und Willi IMG_7797.JPG  Winnie und Willi IMG_7798.JPG  Winnie und Willi IMG_7799.JPG 

und hier habe ich neue Videos eingestellt: 3 sind von Willi, wie er seine Brücke hoch und runter flitzt - auf dem neuesten ist Winnie, wo ich sie mit dem Finger etwas ärgere - da öffnet sie dann ab und an den Schnabel und wenn man da das Video anhält, kann man die Schwellung etwas sehen (da war sie schon wieder kleiner)

Und ein Video ist dabei, wo Willi und Winnie sich anfauchen.

Die Videos sind alle von gestern - das letzte ist von gestern früher Nachmittag.

http://s1334.photobucket.com/user/SchimmelhofSH/library/Zoeglinge?sort=3/page-1

....ach ja, und meine Gräben sind natürlich noch nicht ausgeschaufelt..........
 
Zuletzt bearbeitet:
Au weia – arme Kirstin! *tröst*
Das erinnert mich an den ersten Asthmaanfall, den mein Kater vor vielen Jahren bekam – ich konnte das damals absolut nicht einordnen und habe ebenfalls panisch reagiert. Den Kater in den Wagen und zum Tierarzt war die spontane Reaktion, die aber alles nur noch viel schlimmer machte. Er bekam Panik und wäre fast erstickt! Bei der Tierärztin kam er – nach einer Cortisonspritze – dann für einen Tag in einen Käfig mit Sauerstoffeinleitung, wo er sich langsam erholte. Das wiederholte sich bei den Folgeanfällen noch ein paarmal, bis die Tierärztin dann entschied, dass es so nicht weitergehe und uns Spritzen mit Cotison für den Ernstfall mitgab. Das Verabreichen der Dosis zu Hause war eine gute Lösung, weil es für den Kater viel weniger belastend war als der Tierarztbesuch, die Spritze an sich hat ihn gar nicht gekümmert. Inzwischen wohnen wir mit dem Kater in einer kühleren Klimazone und seitdem hat er keinen Asthmaanfall mehr bekommen – also bislang kein Cortison mehr notwendig zum Glück! Und mein Heuschnupfen scheint auch weg zu sein. Mal sehen … :)

Back to topic!
 
Ich hab mich fast nicht getraut den Bericht weiter zu lesen...
zunächst mal ein "Hoch", dass es dem kleinen Racker wieder besser geht, manometer was für eine Aufregung!
Gute Besserung an Winnie!
 
Vorab: Winnie geht es viel besser, das Auge sieht besser aus, der Schnabel ist zu (ein wenig schmatzt sie noch, sonst alles besser) und sie fliegt und plappert viel.
Im Moment sitzt sie auf meiner Schulter, schaut mir beim Schreiben zu und.......hat mir aufs Schirt gekackt........ :(

Anne:

nein, Trichonomaden sind äusserst unwahrscheinlich - da hättest Du nicht nur diesen einen "Einschuss" - und auch der Verlauf passt nicht zu Trichos.

Prophylaktisch würde ich keine Parasiten bei einem Wildvogel behandeln.

Im Prinzip gehören Parasiten ja zum Leben dazu - jeder Wildvogel genau, wie jedes andere Lebewesen) hat spezifische Parasiten, die durch das Immunsystem so gedeckelt werden, dass sie keinen Schaden anrichten.

Die Verabreichung von Giften (und das sind Antiparasitika) ist immer eine Belastung - bei Wildvögeln ist es noch unkalkulierbarer, als bei domestizierten Tieren, weil die Produkte nicht auf die einzelnen Wildvogelarten abgestimmt sind.

Abgesehen davon schwächen Gifte auch das Immunsystem.

Da die Schwalben nächstes Jahr ohne menschliche Hilfe in Freiheit überleben sollen, muss m.E. ihr Immunsystem in der Lage bleiben, mit all diesen Dingen selbst klar zu kommen.

Insofern würde ich eine Parasitenbekämpfung nur dann in Erwägung ziehen, wenn ein bestimmter Parasit erkennbar die "Oberhand" gewinnt (z.B. weil das Immunsystem angeschlagen ist) und der Vogel es allein nicht schaffen würde.

Ich habe ja selbst in meiner Panik am Samstag angefangen, an der Richtigkeit der Diagnose zu zweifeln und nachdem ich im I-Net genug über Luftsackmilben und Co gelesen hatte, alles mögliche in Betracht gezogen.

Ich würde sagen, großer Fehler!

Ich muss meinem Tierarzt da Abbitte leisten - ich glaube, er wusste von Anfang an ganz genau was er tut und wie er das warum so beurteilt - und ich bin überzeugt, dass er von Anfang an Recht hatte - ich hätte mal den PC aus lassen sollen und stattdessen einfach den Kopf einschalten und innerlich Ruhe bewahren.....

Was ich allerdings gestern noch gemacht habe:

Bei Hühnern z.B: würde man Oregano anbieten, was gerade bei parasiten gerne angenommen wird und super wirksam ist.

Pferde suchen sich Wermut und Beifuss, wenn sie Parasiten haben..... also die Tiere suchen instinktiv die passende "Unterstützung".

Ich bin gestern ins Gartencenter gefahren und habe alle möglichen Küchenkräuter im Topf gekauft (la Bio) - 1. sind sie ungespritzt und 2. für die Küche vorgesehen, also direkt vom Topf essbar.

Dann habe ich bis auf eine Esche (auf der die zwei schlafen) alle anderen Pflanzen aus dem Gehege geräumt und stattdessen die Kräutertöpfe eingebaut (Oregano, Thymian, Melisse, Salbei, Maggikraut (da ging Fritzie damals ran, als sie Luftröhrenwürmer hatte), Basilikum, glatte Petersilie usw.

Wenn Schwalben sich diesbezüglich auch ihre "Medizin" suchen, können sie da an die Kräuter rangehen.

Hinzu kommt, dass Kräutertöpfe beliebte Blattlausziele sind. Ich kann also im WInter wunderbar Blattläuse drauf loslassen, so dass die Schwalben lebende Jagdbeute haben und wenn die Kräuter dabei eingehen, ersetze ich sie einfach.

Auf jeden Fall haben sich die Kräuter schon alle genau angeschaut :)
 
An Salbei gehen Schwalben definitiv....ein Freund von mir muss seinen auf dem Balkon immer irgendwann in Sicherheit bringen, weil die Vögel sonst nichts übrig lassen würden ;)

Blattläuse hatte ich an meinen Kräutern allerdings noch nie :kopfkratz Was die aber definitiv sehr gern mögen ist Kapuzinerkresse, meine sitzen um diese Jahreszeit immer voll. Kann man drinnen bestimmt auch noch aussäen, die wachsen ja wie Unkraut. Vielleicht hatten meine Kräuter auch genau deswegen nie Läuse....
 
Erin, das finde ich wirklich interessant.
Ich habe noch nie eine Schwalbe wirklich pflanzliche Nahrung fressen sehen.

Im Flexarium hat Winnie mal an Weidenblättern rumgepickt - das konnte aber auch sein, dass sie einfach tierische Kost suchte.

Auch meine Recherchen haben diesbezüglich keinerlei Hinweise ergeben - über Schwalben und Mauersegler findet man überall ausschließlich Angaben zu Insekten.

Ich hatte die Kräuter nur auf Verdacht geholt, weil ich die Hoffnung hatte, dass auch die reinen Insektenfresser vielleicht auf diese Medizin der Natur zurückgreifen.

Aber, wie gesagt: ich wusste es nicht.

Wenn Du jetzt schreibst, dass Ihr Schwalben am Salbei gesehen habt - das ist ja oberklasse - dann kann ich den beiden "Medizin zur Selbstbedienung" immer frisch bieten :)
 
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