Als ich heute morgen zu Spatzi ins Vogelzimmer kam, flog er mich gleich bettelnd an
– er wirkte fröhlich und etwas aufgekratzt.
Jedes Mal, wenn ich ihm was zu fressen mit der Pinzette hinhielt, schaute er mich an,
flog in windeseile auf irgendeinen Zweig, hüpfte von dort noch ein paar andere Zweige ab,
flog durch die Bäume und landete wieder bettelnd und Flügel schlagend auf meiner Schulter,
meinem Finger oder dem Tisch – aber füttern ließ er sich nicht.
Der Kropf war voll - er hatte schon längst selbst gefressen
Irgendwie hatte ich den Eindruck:
er freute sich einfach darüber, dass ich da war, weil er Gesellschaft vermisste.
Ich beschloss, wenn er bis Mittags sich nicht mehr von mir füttern lässt und sich
selbst versorgt, würde ich ihm Mittags das Fenster auf machen.
Ich denke, er ist soweit, dass er, falls er sich nicht zurück traut, allein zurecht kommt.
Mittags, weil das Sperberpaar bei uns meistens vormittags jagt und den Rest des Tages
bei uns nicht mehr zu sichten ist.
„Heute“, weil Spatzi zum einen den Eindruck macht, dass er nicht mehr allein sein will und zum anderen,
weil heute traumhaftes Wetter war und es morgen auch noch bis abends gut sein soll und
dann wieder Gewitter durchziehen sollen.
Ich möchte ungern, dass Spatzi sich gleich am ersten Tag in Freiheit mit Unwettern auseinandersetzen muss
und bis Sonntag, wo es wieder besser werden soll, ist, denke ich die Wartezeit zu lang.
Spatzi hat sich bis Mittags nicht mehr füttern lassen und so habe ich dann das Fenster ausgehakt.
Spatzi hopste und flog einige Male von einem seiner Bäume zum anderen und dann spürte er wohl den Luftzug
und flog raus.
Als ich durch die Tür andersherum raus war, war Spatzi schon verschwunden – ich habe also nicht gesehen,
wo er hingeflogen ist.
Den ganzen Nachmittag habe ich nichts von ihm gesehen oder gehört.
Ich hatte das Fenster offen gelassen und seine CD in seinem Raum so laut gestellt,
dass man sie draußen hören konnte.
So hatte Spatzi eine ihm bekannte Orientierungshilfe, falls er zurück zur Futter- und Badestelle will.
Eigentlich habe ich gar nicht mehr damit gerechnet, überhaupt noch etwas von ihm zu sehen,
Als ich gegen 19 Uhr bei einem Kaffee in der Sitzecke eindeutig seine Bettelstimme irgendwo
aus der hohen
Esche hinter dem Parkplatz vernahm!
Ich natürlich wie von der Tarantel gestochen hoch und zur Esche und ihm geantwortet.
Daraus entstand ein ca 30 minütiges „Gespräch“ zwischen uns.
Ich konnte hören, dass Spatzi mir in der Esche immer näher kam – aber ich konnte mich anstrengen,
soviel ich wollte, ich konnte ihn in dem Blätterwald nicht erblicken.

Dann plötzlich war wieder Ruhe – keine Antwort mehr.
Ich habe dann erstmal Marco und Polo und die Hunde gefüttert, die Hühner ins Bett gebracht
und etwas aufgeräumt und dann habe ich mich noch mal vor das Vogelzimmerfenster gesetzt und Spatzi „gerufen“.
Prompt bekam ich Antwort aus dem Kick und dann sah ich ihn in drei oder vier Meter Entfernung
von meinem Kopf quer über den Hof in die hohen Eschen im Pferdepaddock
fliegen.
Von da bettelte er weiter, dann flog er wieder auf die andere Seite.
Schließlich sass er ziemlich lange ca 8 Meter von mir entfernt auf der untersten Stange des
RoundPens und rief mich ständig.
Aber er konnte sich auch nicht entschließen, zu mir zu kommen.
Also ging ich mitsamt Futterschale und Pinzette langsam auf ihn zu.
Er sass dort und bettelte und rief bis ich ca auf einen Meter ran war.
Da hob er dann ab und flog wieder in einen der hohen Bäume und setzte sein Gespräch
mit mir von dort fort.
Das Ganze ging bis ca. 21. Uhr.
Dann wurde es plötzlich still – und auch bei den anderen Vögeln war Ruhe eingekehrt.
Irgendwie schien es mir die ganze Zeit so, als ob Spatzi angesichts der nahenden Dämmerung
unsicher war, wie er sich verhalten soll – draußen schlafen – zurück dahin, wo es vertraut ist?
Er wirkte hin und hergerissen und hat sich letztendlich für draußen entschieden.
Als es dunkel wurde, habe ich seine CD abgestellt und das Fenster des Vogelzimmers zu gemacht,
damit Spatzi da nicht doch noch rein fliegt und der Kater dann wohlmöglich heute Nacht hinterher geht.
Ich bin sehr gespannt, ob Spatzi sich morgen früh noch wieder sehen lässt und wenn ja, wie er sich verhält.
Auf jeden Fall habe ich ein sehr gutes Gefühl

– vom gesamten Verhalten und Flugbild ist er bis auf seine
Gespräche mit mir nicht von den wilden Spatzen zu unterscheiden.
Ich denke, seine Chancen, es zu schaffen sind nicht schlechter, als die seiner wilden Artgenossen.
Marco und Polo sind schon wieder gewachsen, streiten sich, was das Zeug hält ums Futter und hatten heute
8 fleissige Insektenfänger und Fütterer.
Für mich war das klasse, da ich mich ganz auf Spatzi konzentrieren konnte und mich um die zwei
nicht kümmern musste.
Die Kids machen das so dermaßen gewissenhaft – es ist eine wahre Freude, ihnen zuzuschauen.
Nachfolgend noch 3 Fotos von den zweien von heute.
Von Spatzi habe ich leider keine neuen Fotos mehr,
weil ich das schlichtweg vergessen habe, bevor ich ihn raus ließ……