AW: Zu weiches Wasser
Hallo Axel,
ich komme ja aus der pflanzenaquaristischen Ecke und war wegen der daraus resultierenden "Eigenarten", auch Algen bis zum Abwinken, schon sehr, sehr kurz vor der Hobbyaufgabe. Ich habe dann mit einem definierten "Kunstwasser" (vollentsalzen und definiert wieder aufgesalzen) Glück gehabt und es hat dann so unglaublich gut funktioniert, wie es vorher schlecht lief. Ich wollte es vorher schon verstehen, aber sich damit zu beschäftigen macht deutlich mehr Spaß, wenn's funktioniert. Das ist für mich erheblicher Bestandteil des Hobbies, piepegal ob Pflanzenaquarium, Teich oder Garten. Im Aquarium führte das dazu, dass ich möglichst definierte, reproduzierbare Setups hinstellte um Ursache und Wirkung wenigstens halbwegs zusammenbringen zu können. Das ergab die Verwendung feuergebrannten Quarzands einer bestimmten Körnung und ausschließliche Düngung über das Wasser. Funktioniert, war mir sehr lehrreich und zeigte, viele Wege führen nach Rom.
Lange Rede kurzer Sinn, ich verstehe deine Probleme mit "undefiniertem" Lehm sehr gut! Oft wird verallgemeinernd davon gesprochen und bewusst oder unbewusst unterschlagen, Lehm ist nicht gleich Lehm.
Trotzdem denke ich, es gibt keine Alternative zu einer tüchtigen Schicht Lehm und die mit einer guten Schicht Quarzsand (Körnung irgendwie innerhalb von 0,4 - 1,0 mm) abgedeckt.
Zur Aufhärtung muss ich mich entschuldigen, denn es war klar, dass du dir nicht auf die Schnelle einen ausreichenden Überblick verschaffen kannst und das richtige tust. BTW, ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es den Aufwand lohnt den Kalk heraus zu holen.
Die GH ist die Summe der Erdalkaliionen, soviel (insgesamt unzureichende) Definition soll erst mal genügen. Eine Rolle spielen für uns nur Ca und Mg. Die müssen in einem bestimmten Verhältnis zueinander vorliegen! Man kann für Süßwasser sowas wie ein Standardionenverhältnis finden. Das beschreibt aber nix weiter als ein mehr oder weniger durchschnittliches Wasser und sagt noch lange nichts darüber aus ob es das für unsere Zwecke auch bestgeeignete Wasser ist. Leitungswasser ist es idR. nicht.
Trotzdem müssen bezüglich Pflanzenernährung gewisse Verhältnisse der Ionen gewahrt bleiben, da manche Stoffe fix nach Bedarf aufgenommen werden, mit anderen die Pflanze aber aus einem Überangebot aus dem Wasser "überschwemmt" werden und weitere, chemisch ähnlich reagierende Stoffe in der Aufnahme mind. behindern. Das gilt für Ca und Mg und weitere. Diese Abhängigkeiten insgesamt machen ein Riesenfass auf! Lebewesen ist das in größeren Grenzen egal, die sind von den Wasserinhaltsstoffen weit weniger abhängig, da sie ihre Nährstoffe über die Nahrung aufnehmen. Trotzdem kann da auch was zuviel werden und man sollte sich im Klaren sein was man tut. Ist man das nicht, muss man das durch entsprechende Vorsicht ersetzen!
Dein näherungsweise optimales Ausgangswasser sähe im Rahmen dessen worum es bis jetzt ging mit einer KH von 2-5 und einer GH von 5-9 sehr gut aus! Die bei dir drohenden Schwankungen sind sicher nicht erstrebenswert, aber in dem Bereich ein Grund zur Betrachtung aber nicht zur Sorge. Du wirst aber wegen der potenziellen Schwankungen dadurch erhöhten Aufwand haben!
Die GH schwankt in ihren Anteilen von Ca und Mg im Leitungswasser in einem weiten Bereich von >10:1 bis 2:1. Wenn man es einstellen kann, dann sollte man hinsichtlich der Pflanzen bei einem Ca/Mg Verhältnis von 4:1 bis 3:1 bleiben.
Bittersalz bekommst du in jeder Baumarktgartenabteilung 5Kg sackweise für 3-5 Huhn. Calcium kannst du dich mal in der Form CaSO4 (Calciumsulfat) bei Gips umtun. Problem ist, manche sind irgendwie versetzt um die Abbindereaktion zu verzögern. Grundsätzlich wirst du eher bei billigsten Gipsen fündig.
Schreibe mir wieviel Liter dein Teich fasst, zur Sicherheit die letzte gemessene GH und dann suche ich dir raus, wie du das sinnvoll anwendest.
Noch ein Grund, warum dein Hühnergrit stört. Entsprechend der KH musst du die GH anheben, die spielt wieder eine Rolle im Verhältnis zum Kalium. Davon hängt der NO3-Gehalt ab, ... das geht so weiter und zwingt dich insgesamt zu einem hohen Nährstoffniveau, einfacher ist ein niedrigeres.
Gabriela, vielleicht schaust du dir einfach mal unvoreingenommen an, wie man mit so einem Problem umgehen kann, nicht muss. Bei Axels Ausgangswasser muss etwas getan werden um einen halbwegs stabilen und praktikablen Teichbetrieb zu ermöglichen. Sei versichert, dass es mir um das Biotop geht. Vor meinem inneren Auge sehe ich einen prächtig bepflanzten Teich. Das beinhaltet natürlich auch das Wohl der sich darin befindenden Lebewesen. An den NO3 und PO4-Messwerten lässt sich zweifelfrei erkennen, dass Überbesatz nicht das Thema ist. Ansonsten versuche ich für meinen Teil die Meinung anderer stehen zu lassen, auch wenn sie mir nicht gefällt. Ich finde es sehr interessant Argumente auszutauschen, manchmal bewegt das was. Kommt man nicht zusammen, geht man freundlich auseinander und trifft sich genauso freundlich wieder, wenn sich neue Gesichtspunkte ergeben. Das funktioniert langfristig ausgezeichnet.
Und ab der Fisch ...
Mit freundlichen Grüßen
Nik